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Aktualisiert: 28. Apr.


Meine Reise hat begonnen.

Vor ein paar Stunden als mein PickiPicki - Mann (Mopedtaxler) vor meinem kleinen Gartentor hupte und ich gleich wusste, wieder einmal ein typisches Missverständnis.


Um halb drei am Nachmittag rief ich ihn an, er solle mich um halb sechs abholen. Diese afrikanischen Telefonate, ich hasse sie. Schlechte Tonqualität allermeistens, jeder hebt überall ab, enormer Hintergrundlärm, dreimal hin und her, abgebrochene Gespräche und nach 10 Minuten endet der ganze Spuk in einem Missverständnis. Also nichts geklärt! Sehr anstrengend solche Kommunikation für mich, bzw. einfach schlechte.


Jemanden 'vorbuchen' in Afrika ist ein schwieriges Unternehmen! Alles passiert in Jetztzeit, oder eben gar nicht. Das hat viele Vorteile, aber nicht immer, wie etwa hier. Wie konnte es anders sein, ich sagte dem Mopedtaxler Moses zum Schluss noch, also nicht JETZT gleich kommen, nein, bitte um halb sechs!

Nach dem Auflegen denkst du dir: 'Wenn das klappt, fresse ich einen Besenstil!' Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zum Schluss.


Ich liege in meinem Bett und höre also das Gehupe.

Natürlich muss ich raus und zum Gate denn nur ich kann gemeint sein. Klar es ist der Mopedmann. Ich sage ihm gleich, dass er viel zu früh ist. Der Junge fuhr eine halbe Stunde her. Wenn ich ihn wieder verschicke muss ich ihm trotzdem irgendetwas bezahlen. Ich überschlage alles kurz in meinem Kopf und teile ihm mit. 'Warte 5 Minuten bis ich wieder zurückkomme!'


Zuvor hatte ich noch mit meiner Mutter telefoniert in aller Ruhe in meinem Haus, das war mir noch wichtig. Gepackt hatte ich auch bereits, also konnte ich jetzt eigentlich 2h früher starten, obwohl es mir schlecht gefällt. Eine lange Reise wird es aber allemal, obwohl ich das Land (Kenia) gar nicht verlassen werde.


Mein Ziel ist der Lake Turkana, mein Start in Mombasa. Da ich etwas entlegen wohne, musste ich mit eben einem Mopedtaxi zuerst nach Bamburi, ein Vorort der Stadt, von wo ich einen Shuttle zum Zugterminal nehmen möchte. Denn morgen um 8am soll der Madaraka Express nach Nairobi genau von dort abfahren. D.h. hier in Bamburi muss ich vor halb sechs aus dem Guesthouse das ich nehmen musste.


Am Turkana See - Wüstensee ohne Abfluss



Nancy meinte: 'Was hast du für rote Augen?!' Ich erwiderte, ja, ich sehe trüb. hilf mir bitte! Sie unterstützte mich bei der Shuttle-Buchung und auch noch bei der Guesthouse Suche, was ich sehr schätzte. Wir kennen uns vom Cafe Milano, wo ich regelmäßig Halt mache. Sie hatte gerade ihre Schicht vorbei und begleitete mich zwanglos. Ich genoss das. Später bei einem Drink fragte ich sie: 'Warum bist du immer so freundlich? Was sind deine Downsides?' Sie antwortete nur, ich weiß das nicht, aber es ist gut freundlich zu sein, wir helfen uns schließlich so besser gegenseitig. Ich gab ihr noch meine Nummer und 100 Bob für ihr Pickipicki nach Hause nach Bombolulu.


Straßenverkäuferin in Nakuru


Ich sitze also im Madaraka Express, Kenia's Nationalheiligtum seit etwa sieben Jahren. Der alte Präsident hat die Chinesen geholt um eine gescheite Zugverbindung zwischen Mombasa am Meer und Nairobi, der Landeshauptstadt zu installieren. Das Resultat kann sich sehen lassen, das Ganze funktioniert wirklich bis heute. Wer und wann das ganze Projekt bzw. die aufgenommenen Schulden dafür tilgen wird ist völlig dahingestellt. Die Security Controls sind derart zahlreich, dass ich mir überlegen muss mir das noch einmal anzutun.


Ich sitze entgegen der Fahrtrichtung, an und für sich nicht mein Ding, mal sehen was sich noch tut in den kommenden sechs Stunden. Dann bekam ich vor einigen Minuten eine Benachrichtigung auf mein Handy, es wären 24h bis zum Abflug, also von Eldoret nach Lodwar. Wenn das stimmt, hätte ich noch genau einen Tag bis dorthin, dürfte also nicht heute in Nairobi übernachten, sondern müsste zusehen einen Nachtbus nach Eldoret zu bekommen. Eine weitere 6 stündige Reise.

Das ist Reisen.

Du machst einen ausgeklügelten Plan vorerst, und soblad's losgeht, gehn auch spätestens schon die Überraschungen los.


Wir fuhren um Punkt 8 am Terminus Mombasa ab, korrekt sogar um 7:59. Das ist für ostafrikanische Verhältnisse eine absolute Außergewöhnlichkeit.


Meine Sicht ist nach wie vor getrübt. Meine Augen weiterhin relativ stark entzunden. Die Nacht war ok. Mein Shuttle von Bamburi zum Zugbahnhof in aller Früh funktionierte sehr gut. Eigentlich ein Privatabholservice. In Nyali stieg ein Mann zu, der dann neben mir ganz hinten im Van saß. Er entschuldigte sich sofort, dass wir auf ihn warten mussten. Ich erwiderte: 'It is not normal to wait for a Mzungu (Weißen) in Africa!' Er antwortet, er sei Kenianer, also Afrikaner. Später fragte ich ihn ob er asiatische Vorfahren hätte. Er meinte, ja, sein Großvater kam aus Pakistan, er baute die erste Zugverbindung der Briten von Nairobi nach Kampala mit. Genau diese wird gerade wieder, diesmal von Chinesen neu gebaut, wie hier der Makadara Express, bis Naivasha sei die Strecke fertig, zumindestens im Cargo Verkehr.


'You are shifting!?', fragt mich mein schwarzer Nachbar, der in Amsterdam lebt und hier auf Heimaturlaub ist. Ich erwiderte: 'I am trying, but maybe I come back later.' Dieser somalistämmige Kenianer hat beide Pässe, den von Kenia und den von den Niederlanden. Noch vorher fragte er mich ob ich als Österreicher aus Wien käme, eine häufige Frage für jemanden der das kleine Land und deren Hauptstadt kennt. Ich erzählte ihm, ich käme aus dem Westen der Alpenrepublik. Er meinte in Salzburg hätte es oft viel Schnee. Für die Stadt trifft das nicht zu, für ander Gaue schon gab ich kund. Ich versuchte ihm noch zu erklären, dass Schnee mit Meereshöhe zusammenhängt und demenstprechenden niederen Temperaturen.


Oh, ich war glücklich anschließend einen ruhigeren Platz im Zug am Fenster in Fahrtrichtung gefunden zu haben. Jetzt konnte ich das erste safarigrüne Jeepvehikel erspähen das durch den Tsavo NP cruiste, den wir gerade durchschneiden. Du hast hier sozusagen eine Safari gratis vom Zugabteil aus. Mal sehn ob sich die obligatorischen Elefanten auch noch blicken lassen.

Coach 8, seat 5 wurde mir zugewiesen, jetzt bin ich am anderen Ende des Waggons, auf der gegenüberliegenden Seite, etwa bei seat 103.


Ich blicke aus dem Fenster - Millionen - Milliarden von weißen Blumenblüten entlang der Trasse. Die alte, schmale, parallel verlaufenden Schienen verschwinden schwupp in einem Bogen nach rechts in die Weiten der Steppenlandschaft.

Auf dieser Route sieht man gut, dass viel Land unbewohnt bis sehr spärlich besiedelt ist. Das ist wunderbar. Denn wenn man in diesen Menschenzentren wohnt glaubt man meist, das ist das einzige Leben. Nein, die weite Natur, die tut der Seele besoinders gut, zumindestens meiner!

Insgesamt überwindet man vom Meer bis nach Nairobi etwa 1600 Höhenmeter. Natürlich merkt man es im Zug kaum oder gar nicht.


Die Schmetterlinge verfolgen mich. Die weißen. Am Wochenende bereits bewundert. Aberzigviele flogen gegen Nordwesten, nicht enden wollende Schwärme. Wunderbares Naturschauspiel. Man kann es Massenmigration nennen.

Sie passen zusammen, die weißen Blüten und die Schmetterlinge haben sich gefunden. Die Natur hat immer wieder dasselbe Ziel. Reichtum produzieren. Viele und noch einmal viele und noch viel mehr davon, immer im Zyklus, im Kreislauf der Launen des Wetters und Klimas.


Mtito Andei, Stopp für 3 Minuten, heißt es. Das ist der einzige legendäre Stopp wenn man von Mombasa nach Nairobi mit dem Bus reist. In weiteren 2h sollten wir das Ziel erreicht haben. Wir fuhren kurz durch einen ganz kleinen Wald dessen Bäume weit höher waren als unsere Waggons. Ansonsten alles Steppe weitum mit Büschen, Sträuchern, teilweise Landwirtschaft. Bewölkter und sonniger Himmel als Firmament. Eine Urlandschaftdurchquerung zieht mich in ihren kurzweilgen Bann, inzwischen haben wir deutlich an Höhe gemacht.



Digitale Zombies um mich herum, aber ich werde nicht beginnen zu jammern, denn so komfortabel reiste ich in Ostafrika abgesehen von Flügen noch selten.

Was mir gefällt ist dieses viele Brachland das wir durchqueren, zumindestens Halbrachgebiet, oder diese teils sehr typische intensiv rötliche Erde. Seit einiger Zeit merkt man doch, dass die Lok richtig Arbeit hat die Waggons aufwärts zu ziehen auf etwa 1600 Höhenmeter, Hauptstadtplateau. Die Landschaft wird gepflegter, agrikultivierter, adretter, Anpflanzungen, sauber, teils recht aufgeräumt

Die erste Gazelle zu sehen! NP? Und die ersten Sträuße...

Eine Herde Kamele, eingezäunt.

Eine Herde Schafe, eine andere...

Und jetzt beginnen die Herden der Betonwohnblocks Nairobi's...


CBDC Nairobi


Einer der vielen Transport Umschlagplätze der Hauptstadt Nairobi


CBDC nennen sie es, da Zentrum des kenianischen Inlandmolochs. busteling-husteling-chaotisches, hektisches Rund umd die Uhr Treiben, Gewurle. Ich habe bereits wieder Platz genommen wo ich bereits gegen 4pm zwei Pilau gegessen hatte, in unmittlebarer Nähe zu meinem Guesthouse, das ich zu Fuß vom alten Hauptbahnhof aus erreichte. Der Zubringerzug, der alte, vom modernen Terminus zum CBDC hierher gefiel mir richtig gut.


Er schaukelt, ähnlich wie die Zillertalbahn früher, und passiert sehr bald das erste Slum der Stadt. Da stockt einem fast der Atem. Nobel geht's her rund um den SGR, und hier einen Steinwurf weiter stinkt's, ekelt's, menschelt es in einem eher menschenunwürdigem Slum. Der 'TAKATAKA' (Dreck) spielt hier das Hauptaugenmerk in verseuchtem Wasser, kloakenartig, unbeschreiblich, muss man selbst gesehen haben.


Eldoret


Bin genau am selben Platz wie bereits vor 7 Jahren als ich bereits eine sehr ähnliche Reise machte. Damals in Begleitung eines erfahrenen Travelbuddies. Allermeistens allerdings reise ich alleine. Inzwischen mag und schätze ich dieses sogar, genau so wie es sich geziemt.


Wenn eine Stadt etwas heraussticht in Kenia, dann Eldoret. Erstens durch seine Höhenlage auf etwa 2200m und sein aufgeräumtes Erscheinungsbild und die relative Sauberkeit, die größtenteils in Ostafrika Mangelerscheining ist. Genau hier trainieren auch die Spitzenlaufathleten, ganz genau rund um Iten, das überhaupt auf 2400m Meereshöhe liegt. Vor 7 Jahren hab' ich ihren Trainingsstützpunkt besucht, nicht mehr als eine Staubbahn ist das Herz des Ganzen, absolut unspektakulär für heutige, professionelle Spitzensportler. Auf die Frage von Reportern was das Nahrungsgeheimnis der Kenia Laufathleten ist, antworten sie ganz unaufgeregt: 'Ugali!', der weiße Maisbrei den jeder Kenianer eigentlich täglich isst.

Wenn du in Kenia keinen Ugali isst gilt's du als nicht normal.


Die Busfahrt hierher in guten 6h von Nairobi CBD war sehr ok. Sie führt durch die Kornkammer Kenias. Rift Valley, Lake Naivasha, Lake Elementaita, Lake Nakuru bis herauf hier in die Hochebene von Eldoret. Die Kühe sind fett wie in Westeuropa, die Schafe und Züge auch wohlgenährt, an der Küste ist ausschließlich Magervieh. Esel werden gehalten die Wasser und andere schwere Lasten schleppen, wie Säcke voll Kartoffeln, Kraut oder Korn, also Mais. Die Leute zäunen ihre Shambas mit Holz ein, so wie man es von Europa kennt, viele Menschen arbeiten auf dem Feld, am Acker, in der Shamba und zahlreich werden an der Straße ihre Produkte im Direktmarketing feilgeboten. Tomaten, Kraut, Kartoffeln, Orangen, Honig, Eier, geröstete Maiskolben, Netze voller Zwiebeln und einiges andere mehr. Ich war froh den Großstadttrubel Nairobi's wieder zu entfliehen, zu hektisch das Leben dort. Und das wofür?


Blick vom Easy Coach aus ins Rift Valley gegen Südwesten


In Nakuru gab es auf etwa halber Strecke eine Pause. Ich erfrischte mich mit einer Obstbox und leckerem Mangosaft, es war richtig belebend! Die Felder haben Struktur hier, das ganze Jahr über gedeihen die pflanzlichen Lebensmittel unter kräftiger menschlicher Mithilfe, noch besser als ohne.


Mein rechtes Auge sieht wieder 'normal', das linke tränt weiterhin, bzw. eitert. Bin aber zufrieden, denn diese akute Augenentzündung ließ mich zweifeln die Reise überhaupt anzutreten.


Reiseschrifsteller zu sein ist etwas Schönes. Ich schreibe allerdings täglich, auch wenn ich nicht reise. Wenn ich die Menschen heute beobachte sehe ich sie kaum jemals schreibend. Auch hier in Afrika nicht mehr. Außer in den Schulen vielleicht, dort wird sicher nach wie vor noch sehr viel (von der Tafel) abgeschrieben, so wie in Westeuropa vor 2000. Es geht gerade ziemlich viel verloren. Unter anderem also die Handschrift. Viele sind sogar begeistert von der Idee, dass man per Hand zu schreiben gar nicht mehr lernen sollte. Unfassbar bequem soll alles sein.


Viele handwerklichen Tätigkeiten sind bereits verloren gegangen, weil die Jungen anstatt etwas mit den Händen zu erlernen und zu begreifen, ausschließlich am Smartphone herumwischen. Eine höchstbedenkliche Entwicklung in eine völlig falsche Richtung. So wird in der Kindheit und Jugend die Zeit damit verschwendet, verplempert, anstatt handwerkliche Fähigkeiten und andere praktische Dinge wirklich tagtäglich zu tun, zu übern um sie einmal zu beherrschen, quasi wie im Schlaf. Das geht nur mit Tun, aktivem. Die vierte oder fünfte industrielle Revolution, wie man die Jetztzeit beschreibt hat so abstruse Blüten, dass hoffentlich mehr und mehr mit dem Ganzen nicht mehr lange mitmachen. Eine krasse Kurskorrektur ist notwendig, ein völliges Überdenken der aktuellen Situation. Diese Totaldigitalisierung die 'digitale Zombies' hervorbringt, wie es Kai Stuht bezeichnet, ist absolut auf dem Holzweg.


Zurück auf das Rad, zurück auf Fahrradtaxis, auf denen du als Gast am Gepäcksträger Platz nimmst


Der Weg kann nur zurück laufen. Zurück zur Natur. Zurück zu selbstbewussten, verantwortlichem Handeln. Zurück zur Familie, zu Rollenverständnissen, zurück zu wirklichen Vorbildern für unsere Jungen. Weg von Medien die ausschließlich manipulieren. Weg von Internet. Weg vom Smartphone. Weg vom Online sein. Weg von Speed und immer höheren Geschwindigkeiten und Lautstärke. Zurück zum Beobachten der Natur und daraus lernen, oder ganz einfach nur staunen. Glaube an unseren individuellen Kräfte, Fähigkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten.


Lodwar

Africana Hotel, Guesthouse, Restaurant 10am


Bin angekommen in Lodwar. Per Flug aus Eldoret. Fliegen geht so schnell. Die Seele kommt nie so schnell nach, heißt es, zu recht. Alles was schneller als zu Fuß ist, ist zu schnell, heißt es.

Die Bruthitze hat mich wieder. Als ob ich nicht ohne könnte. In Wahrheit genoss ich das kühlere Eldoret. Außer in der Früh am Flughafen war es überhaupt nicht kalt, obwohl einiges über 2000m Meereshöhe. Hier etwas unter 500m über dem Meer. Wüstenartig, wüstenhaft, absolut arid.



Der River Turkwell war wunderbar von der Dash aus zu sehen. Ähnlich dem Nil mäandert er gegen Norden, bis er in den Lake Turkana mündet. Alles grün in seinem unmittelbaren Einzugsbereich.


Flughafen in Lodwar - alles geht sehr entspannt zu


Darüberhinaus wieder braun, beige, staubtrocken. Nach dem Abflug konnte man das Gebiet um Eldoret wundervoll von oben beobachten, ja, bestaunen, Einige schöne Anwesen mit viel Landwirtschaft fielen mir dabei auf. Saß am Fenster mit Blick gegen Westen. Der riesige Vulkankegel des Mt.Elgon begleitete uns lange Zeit. Es ist das Massiv das die Nationalstaaten Kenia und Uganda heutzutage trennt. Der höchste Punkt des riesigen Kraterrandes ist über 4300m hoch. Der Berg hat viel undurchdringbares Gebiet und ist gleichzeitig NP.


Turkwell River


Nachdem ich eines (der inzwischen) zahlreichen Guesthouses von Lodwar bezogen hatte, brach ich auf um die Umgebung zu erkunden. Ich steuerte geradewegs auf den Redentor zu, der Christusstatue außerhalb des Zentrums auf einem markantem Hügel. Inzwischen muss man dazu eine mächtige Straße überqueren mit Flyover, die die Chinesen erst vor kurzem fertiggestellt hatten. Auf dem Weg hinauf zum Kreuzweg stoppte mich eine Nonne um Eintritt zu beanspruchen. Das war ich vom letzten Besuch her nicht gewohnt und drehte somit wieder um. Auf dem Rückweg kehrte ich bei einer Frittenbude ein. Zwei Handwerkerinnen kamen ebenfalls herbei um Chips (Pommes) zu essen. Sie erklärten mir sie seien im dritten Jahr in Ausbildung ihrer Installationslehre und führen alle vier Monate einmal nach Hause ins Luyhialand.


Turkwell River bei Lodwar, der Fluss des Wassers immer irgendwie anders, allerdings immer dem geringsten Widerstand folgend


Die Bruthitze lässt das Meiste langsam von statten gehen, Afrikas Sonne ist einfach urgewaltig und zwingt den Menschen ihr Diktat auf. Etwas später fand ich mich dann am Turkwell River, den ich bereits vom Fliegen aus bewundern konnte, ein alter Bekannter.

Ich watete durch das braune Wasser und hatte bald eine Horde Turkana boys um mich, etwa 20, die meisten splitternackt, alle aber gertenschlank und groß. Ein einziges Mädchen mischte sich unter den Burschenhaufen. Wir lachten zusammen über 'Turkana Banane' und mehr. Schlussendlich führten sie mich sicher ans andere Ufer wo ich in einem noblen Guesthouse ein Soda Krest, also Bitter Lemon genieße - sehr lecker, und schreibe.


Am Dienstag Nachmittag bin ich in Mombasa, Mwakirunge aufgebrochen. Jetzt ist Freitag Abend, hier in Lodwar, am vorläufigen Ziel. Aus dem einstmaligen Dorf im wüsten Niemandsland ist inzwischen ein Städtchen herangewachsen mit enormer Bevölkerungsexplosion. Viele Stämme die hier zusammenkommen. Die typischen Turkana aber sind die wirklichen Locals. Sie scheinen aber nicht das Geld und die Macht in der Hand zu haben. Verschiedenste Kirchen errichteten hier weit ab der Zivilisation Stützpunkte in dieser Halbwüste, gefolgt von heute unzähligen NGO's, internationale, die sich rühmen irgendetwas 'Nachhaltiges' für die Region zu bewirken, in Wahrheit ist es nichts Anderes als Kolonisation und Machtergreifung.


Das riesige Kakuma Refugee Camp liegt etwa 100km nördlich von hier, weitere 150km davon die aktuelle Staatsgrenze zum Südsüdan, der von Sudan getrennt wurde, selbst aber flächenmäßig so groß wie ganz Kenia ist. Von dieser Grenze weitere 200km entfernt liegt die Hauptstadt Juba. Uganda's Grenze ist ebenfalls nicht weit, etliche Waren kommen von dorther, speziell Lebensmittel. Auch das Hochland von Abessinien, das heutige Äthiopien ist recht nah, davor aber der mächtige Wüstensee, riesige Jadesee Lake Turkanna mit seinem smaragdgrünen Wasser, ohne Abflüssen. Von hier nach Karakol sind es ungefähr 60km, also bis zum westseitigem Seeufer.


Ich toure durch Kenia.

Es ist heiß.


In Europa, meinem Heimatkontinent ist Winter. Ein eher milder, wie ich vernehme, wieder einmal. Graues Wetter, wenig Sonne, Schmuddelkälte, jedenfalls hat der Winter seine Downsides, Tageslicht je höher im Norden, desto düsterer und dunkler.


Hier, dieser Ort, Lodwar hätte keine Lebensberechtigung würden nicht ausschließlich alle Lebensmittel herangekarrt werden. Dazu sind Straßen notwendig, dazu sind Fahrzeuge nötig, die mit Öl, respektive Benzin betrieben werden. Dieses Öl wird gefördert aus großer Tiefe und ist das heutige Gold, das bestimmte Stätten mit hohen Vorkommen reich gemacht hat, allen voran die Arabische Halbinsel.


In Kenia kennt man keine kleinen Gabeln um Kuchen zu essen. Dafür wird dann noch ein Messer dazugegeben. Der Umrührlöffel für den Milchkaffee fiel auch sehr lang aus.


Gleichzeitig steht seit diesem Jahr die Möglichkeit eines dritten Weltkrieges im Raum, scheinbar ist es schon zu lange her, dass Europa zerbombt wurde. Allein dass davon gesprochen wird ist schon gefährlich genug. Allerdings passiert so ein Krieg nicht, nein, er wird menschengemacht, also vom Zaun gebrochen. Viel steht dafür, denn wenn man alles kaputt macht, dann gibt's wieder enormen Bedarf Neues aufzubauen. Das heutige Geldsystem hat sich in Blasen entwickelt fernab der Realität. So wird versucht das Bargeld zurückzudrängen und abzuschaffen, damit überhaupt nichts mehr Handfestes da ist. Die unkritischen Leute machen dabei leider fleißig mit.


Noch gibt es Bargeld. Wenn es nicht mehr akzeptiert wird, dann ist Feuer am Dach. Das Einkaufen von der kleinen Sache des täglichen Bedarfs würde zum absoluten Spießruten-und Hindernislauf werden. Ich kann mir's nicht wirklich vorstellen, mit den blöden Smartphones in der Hand durch den Ort zu rennen und ständig irgendwelche Zahlen hineinzudrücken, Codes und Wallets und dabei obendrein immerzu online sein zu müssen. Ein Horror für mich. Da lob ich mir meinen Garten und den Shop dabei, wo das Wichtigste zu bekommen ist im Austausch mit den Einheimischen. Ich nütze Solarenergie und das Wasser könnte ich in Zukunft auch noch aus der Tiefe holen. Damit ist eine fast autonome Situation als Selbstversorger nicht allein Fiktion, sondern real möglich.


Eliye Springs


Ein Schwarzkopfschaf wird widerwillig über den Dorfsandplatz gezerrt. Eine Schar Kleinkinder versucht anzubandeln, es ist nicht leicht seine Ruhe zu finden oder gar einen Platz wo man schreiben kann, im Afrika, wo du als Mzungu (Weißer) eine Sensation bist. Das ist oftmals fürchterlich anstrengend. Nach zwei Nächten, heißen, in Lodwar musste ich heute unbedingt einen Wechsel vornehmen. Mein Ziel war bereits vor sieben Jahren Eliye Springs am Lake Turkana Westufer. Doch dahinzukommen, auch noch an einem Sonntag, ist nicht wirklich leicht.


Turkana Alter mit Stock, Hut und vor allem seinem Sitzstühlchen, groß gewachsen, schlank, dürr, erfahren


Ich entschied mich mehr oder weniger notgedrungen für einen Mopedride für die gut sechzig Kilometer Piste durch die staubig, trockene Halbwüste. Bald anfangs durchquerten wir ein ausgetrocknetes Bachbett, wobei der Sand so tief wurde, dass wir größte Mühe hatten durchzuwühlen. Ich weiß nicht wie oft mir der Gedanke durch den Kopf ging: 'Thomas, das war einfach eine sehr schlechte, gefährliche Entscheidung!' Ein Sturz war zu jeder Zeit möglich und das Letzte was ich will, ist eine möglicherweise böse Verletzung.


Mein Fahrer war nicht der Schlechteste, das Pickipicki eine TVS 125er. Die meisten der Mopedtaxler setzen keine Brille auf und drehen sich so immer wieder zu der Seite um den Fahrtwind bzw. Staub auszuweichen. So ist teils Blindflug angesagt. Ich weiß nicht wie viele Minuten zu Stunden gewordene Schweißmomente ich bereits auf Afrika's Mototrrädern verbracht habe. Zu viele. Den Sturz vor gut 10 Jahren in Diani werd' ich nicht so schnell vergessen.


Wir schwammen also durch die glühende Savanne, Bruthitze, immer wieder forderte ich den Taxler auf Speed rauszunehmen. Für ihn war das alles langsam, für mich ständig an der Grenze zum Sturz un der Erträglichkeit. Sandpiste, Dornenbüsche, Akazien mit spitzen Dornen, ein paar wenige andere Verkehrsteilnehmer und ein verdammt langer Ritt, mein Bauchgefühl - mulmig - sehr mulmig. Die Sehnsucht nach dem Wüstennest am See ungeheuer groß. Doch, es dauert. Es dauert.


Torqoise Camp


Eine tolle Breeze hier am Hang vor dem See. Viele Strohrundhütten werden rundum neu errichtet, um Herberge zu bieten. Scheinbar eine Lehrerin organisiert und gründete diese Camp auf ihrem Grund und Boden, voller Sand.

Torqoise Camp, wohl wegen des türkisfarbenen Wassers des Lake Turkana, wofür er berühmt ist, benannt. Jadesee ein anderer Name für den Süßwasserteich in der Halbwüste, dessen Ufer geflutet sind weil er in den vergangenen Jahren progressiv anstieg, der Wasserpegel. So siehst du die Fächerpalmen und Hausstrukturen aktuell weit hinaus im Wasser stehen, sieht verrückt aus.


Manyattas genial konstruiert von den Frauen, die hier für etwa 60 € so eine relativ robuste Hütte in fleißigster Handarbeit errichten


Ärgere mich gerade, dass ich nicht in diesem Camp abgestiegen bin, denn mein's ist nicht wirklich cool. Außerdem könnte gut sein, dass hier auch des Nachts eine kühlende Breeze durch das Manyatta haucht und schleicht, die die Hitze ertragbarer macht. Ich genoss die Stille hier und die Unterhaltung mit dem Kalenjin Mädchen aus Eldoret, bevor der Bursche den Radiolärm starten musste. Legte sogar Gospel auf, Hauptsache irgendwie die Langeweile vertreiben.


Ufer Lake Turkana


Gerade muss ich einen Fischreiher beobachten, der elegant auf einen Palmstumpf im Wasser aufsetzt. Nun hopst er auf den kahlen, tieferen Pfosten und hält Ausschau.

Der nächste Fischräuber quert die Palmenbucht. Am sandigen Ufer laufen nervös Eintagesfliegen herum. Die Sonne senkt sich langsam. Der Schatten ist Balsam für die Seele. Zwischen 35 und 40 Grad sind hier die normale Tagestemperatur. 27-30 Grad sind's nachts auch noch.


Mit einer Eselsgeduld hockt nun der Fischreiher auf seinem Aussichtspunkt und wartet auf Weiteres. Würden nicht Plastikflaschen hier herumtreiben, glaubte man die Gegend sei unberührt und wild.

In der Ferne ist eine der Inseln des Sees gut sichtbar. Der steigende Wasserspiegel schluckt hier die majestätische Gegend mit der dominierenden Fächerpalmenszenerie. Diversen Vögeln gefällt dieses Habitat bestens. Gerade zurrte einer davon querbeet durch. Libellen landen teilweise am Wasserrand, der durch die leichten Wellen immer wieder in schwappender Bewegung erscheint. Jetzt flutet ein Fischerjunge mit seinem Netz hinein in Richtung Fischreiher.

Noch immer bin ich nicht ganz sicher, ist es ein Bub oder ein Greis? Es dürfte doch ein erfahrener Alter sein. Bedacht legt er sein Netz aus. Nur sein Haupt und der knorrige Oberkörper ragen meistens aus dem Wasser. Wie oft er hier schon ein Netz auslegte, hier an seinem See? Wie oft er es wieder hereingeholt hat? Die Fischer leben in ihrer eigenen Welt. Sie grüßen auch meistens nicht. Sie sind in ihrer Tätigkeit gefangen.


Fischer am Ufer


Im Camp wird der Fisch gesalzen und getrocknet


Sollte ich noch einmal hier in Elliye auftauchen, dann wähle ich ein anderes Camp, und zwar das Torqoise am Hügel oben über dem See mit Brise und netten Leuten, die dich nicht alle wie eine tolle Schaufensterpuppe anstarren, es ist fürchterlich so unter Beobachtung zu stehen.

Die letzten drei Nächte waren definitv zu warm, heute sollte es nicht viel anders werden, ab Dienstag in Eldoret sollte das wieder okay sein. Auch hier in diesem wirklich entlegenem Nest haben die Leute viele Smartphones, obwohl es gar nicht einfach ist diese Dinger hier überhaupt zu laden.


Turkana Ufer


Das Netz des jung wirkenden Alten hängt immer noch draußen am See. Plastikflaschen (leere) halten es an der Wasseroberfläche. Heute Vormittag war er bereits beim Werken als er seinen reichlichen Fang kontrollierte. Und ich staunte nicht schlecht wie er wenigstens vier seiner ersten Fische vom Netz löste. Quasi als Einzelgänger ist er hier verdammt erfolgreich unterwegs. Einzelfänger, Einzelgänger mit natürlich viel Erfahrung.

Ja, eigentlich wollte ich heute nicht mehr hier am Ufer sitzen, obwohl ich das täglich könnte, so hält die Zeit ihren Atem dieserorts an. Ich wollte ja zurück nach Lodwar. Irgendwann allerdings sah ich ein, heute fährt (schon wieder) kein Toyota Probox, ganz einfach weil keine Leute zusammenkommen um die Fuhre lukrativ zu machen. Ein älterer Bodaguy meinte, er führe jetzt und würde nicht einmal viel verlangen, nur 800 Bob. Doch ich winkte ab, wegen der hohen Sturzgefahr und immensen Länge der Strecke und Tortur. Das hieß für mich im gleichen Atemzug, ich brauche wieder ein Nachtlager und nahm dieses Mal natürlich das Torqoise Camp, wo ich schnell mein neues Manyatta zugewiesen bekam. Ich gebe zu es ist deutlich komfortabler dort als im alten.


Plötzlich werde ich von einer Horde von etwa acht Turkana Mädels belagert, die hier aus dem Nichts der paradiesischen Palmenumgebung ausgespuckt wurden. Sie haben je Plastiksäcke mit sich und reden ständig von 'Packit'. Immer wieder. Alle schlank, kauen irgendetwas mit ihren verfärbten Zähnen, definitiv eine lustige, heitere Truppe! Irgendwann sehe ich die letzte von ihnen einen Korb haltend, einen großen, der nicht mehr in einem der Plasticksäcke Platz gefunden hat. Jetzt schoss es mir: 'Basket', die Jungen sind auf Geschäftsreise und wollen Körbe und andere Flechtartikel aus Bast, bzw. Palmblättern gemacht feilbieten. 'Die werd' ich so schnell nicht los!' Stress, Gewimmel, jede macht ihren Beutel auf, ich bin herausgerissen aus meinen Tagträumen.


Typische Szenerie am See mit den wuchtigen Fächer-und Dattelpalmen




Ich bleibe übrig mit zwei Behältnissen, wofür ich 200ksh ausgab. Die jungen Mädchen können bereits sehr gut handeln, ein Muss im Afrika von gestern, heute und morgen. Schon wieder einmal ist kein Foto möglich auf dem Schwarzen Kontinent, das ist tabu. Und zahlen dafür tu' ich nicht. Die stolzen Alten sehen toll aus, Männer, wie natürlich Frauen. Zaundürr, hochgewachsen und mit haufenweise Erfahrung angesammelt im Laufe der vielen unterschiedlichen Lebensjahre. Bunt die Farben die sie tragen, genügsamst die Einstellung zum meist zweifelsohne superhartem Leben. So urplötzlich die Mädchentruppe auftauchte, so sanft entschwand sie wieder am mystischen Ufer des Sees.


Valentines - Torqoise Camp


Die Sonne steigt über dem Ostufer des Turkana Lakes langsam empor. Die Campkatze schleicht unter meinen Stuhl und miaut. Das sind raffinierte Tiere. Sie streicht ihr Fell um meine Waden. Natürlich tut das ungemein wohl. Ich warte auf Chai und ein pancake. Der wunderschöne Campgockel kräht zum Wiederholtemmale. Noch ist es nicht heiß. Das ändert sich aber rasend schnell und die Brut- und Gluthitze wird Begleiter über den gesamten Tag. Das Camp hier liegt fantastisch!

Vielleicht komme ich mal wieder zurück, speziell wenn ich Zivilisationsauszeit brauche. Die Palme vorne aus dem See ragend, die Bergkette des Ostufers, schwacher Wellengang am Wüstenteich.


UGALI (weiß), bitteres Grünzeug und zermantschter Fisch vom See


Man hat hier in dieser supertrockenen, konservierenden Gegend ja auch den sogetauften 'Turkana boy' gefunden, eine Mumie die vor 1,6 Millionen Jahren gelebt haben soll, sehr vollständig erhalten, 1984 entdeckt. 10 Jahre vorher wurde im benachbartem Äthiopien 'Lucy' entdeckt, ein Frauenskelett, das vor 3,2 Millionen Jahren gelebt haben soll.

Was das Skelett des Turkana boys heutzutage in New York sucht, ist unverständlich. Es würde natürlich ins heutige Kenia gehören, vielleicht nach Nairobi. Natürlich macht es mehr 'Geld' im Big Apple, weil sich Besucher dort ganz einfach Eintritte leisten können und hier die wenigsten. Diese Funde beweisen einfach, dass unser Werdegang als Menschheit recht alt ist, eigentlich unvorstellbar alt. Um heutzutage hier überleben zu können musst du ein guter und erfahrener Fischer sein, oder du bist wie alle von herangelieferten Gütern und vor allem Lebensmitteln abhängig.


Lodwar - Cake hoteli


Man kann sich nicht vorstellen wie widerwillig ich gegen 10 heute am Valentinstag mein Mopedtaxi bestieg, das mich nach Lodwar zurückbringen sollte.

Warum ich mich dafür entschied? Ganz einfach, aus Mangel an praktischen Alternativen. Die Strecke ist weit, gute 60 km, es ist Piste, teils sehr sandig, die Dakar Rallye lässt grüßen. Wenn du bei 40, 50 oder 70km/h von diesem Gefährt fällst oder in einen Busch oder Baum krachst wirst du, falls lebend, sicher ordentliche Verletzungen davontragen, sicher nicht harmlose, das steht fest. Alle Engel beschützten unseren Verbrenner, eine Honda 150ccm.


Auf dem Ding geht mir so viel durch den Kopf, zuerst gab es niemanden auf der Strecke, außer uns. Ich versuchte den Ritt in Momenten in denen ich mich sicherer fühlte für Augenblicke zu genießen. Denn ich dachte mir, was soll's: Ob ich mich fürchte oder es genieße, das Resultat ist beide Male dasselbe.


Im letzten Drittel des Husarenritts tun dann die Arme und Hände vom Anklammern am Gepäcksträger so weh, dass ich für Augenblicke auslassen und durchschütteln musste. Außerdem muss ich mir in dem Stahlbette im Manyatta meinen rechten Fußknöchel so angehauen haben, dass ich mir denke, ein Sturz würde das Ganze absolut nicht verbessern.

Irgendwann, nach einer guten Stunde kam dann der relativ mächtige Berg zum Vorschein, der unweigerlich zur engeren Umgebung Lodwars gehört. Am Weg haben die Turkana-Nomaden haben immer wieder ihre Manyattas stehen, die die Frauen in geschickter Handarbeit konstruieren.


Einmal forderte ich den Fahrer auf langsamer zu manövrieren, es half kurzfristig. Wir erreichten wirklich unbeschadet die County Hauptstadt, ich drückte dem Rider 1500ksh in die Hand und humpelte zum Africana Hoteli um dort einen Liter Wasser und einen halben Bitter Lemon hinunterzuschlucken. Außerdem um mich gleichzeitig von dem Ride der enorm anstrengend war zu erholen.


Kann nicht mehr sitzen, speziell auf meiner rechten Hinterbacke. Zu hart war der Höllenritt durch die Wüste. Der Sattel hatte hartes Werkzeug unter mir oder so ähnlich. Gerade dann noch ein betrunkener Schneider der versuchte eine kleine Jeanstasche für mich zu machen. Das Resultat war nicht mitnehmenswert. Darauf setzte ich mich hier an die Trinkbar, schlürfe meinen frischen, leckeren Mangosaft und ein aber richtig Betrunkener böbelt mich an, als ich gerade versuche Notizen zu machen.


Mangosaft - Melonensaft frisch gepresst und schnell getrunken


Auf diese ganzen Erlebnisse hin lade ich einen Bub auf einen Mangosaft ein, mit mir. Er hat einen Muffin in der Hand, einen kleinen, staubtrockenen, der sei 50ksh gewesen, meint er. Er schlürft den leckeren Saft ebenso schnell wie ich hinunter. Ich nahm gleich zwei davon, zahle also drei und gehe. Der Bub folgt mir. Später teile ich ihm mit, er solle heimgehen. Wenn er eines hat?!


Die Manyattas gefallen mir einfach - und alles händisch Geflochtene


Diese Straßenkinder von vor 7 Jahren fallen nicht mehr so auf, der Ort ist enorm gewachsen, nicht zum Besten. Fuhren und standen damals vielleicht 100 Mopedtaxis herum, sind es inzwischen sicher weit mehr als 1000. So wundert es nicht, dass ich immer noch entlegenere Gebiete aufsuchen muss um Ruhe und eine gewisse Autenzität zu finden.


Eldoret Cafe Joy


Hier am Fluss, Bach ist es wunderschön. Man braucht nur vom Müll abzusehen, den er mitnehmen muss. Beinahe wie in Asien, Nepal, Indien, Bangladesh - egal, jedenfalls nicht gewohnt für einen Mitteleuropäer, wie mich.


Nach dem Frühstück spazierte ich zum Flughafen in Lodwar. Das liebe ich am meisten wenn ich zu und ab von Flughäfen zu Fuß gehen kann. So simpel alles dort und relaxed, traumhaft. Ich bringe meine zwei Taschen in den Warteraum, gehe dann aber wieder raus. Denn ein Souvenirständchen bietet diese Elochoks, Sitzstühlchen an und typische Stöcke, die die Herren der Schöpfung ständig mit sich führen. Ich dachte ich hätte bereits vor sieben Jahren einem Alten einen abgekauft und dann meinem Bruder geschenkt, der wiederum konnte das zu meiner Verwunderung nicht bestätigen. Allerdings hab' ich sicher so einen mitgenommen, ich hatte doch mit dem Alten gehandelt, das scheint mir gewiss.


Wie auch immer, ich bilde mir ein mein Bruder hätte eine Freude damit und mache den aktuellen Handel, die Auswahl war recht vielfältig, aber überschaubar. Ich spaziere wieder durch den kleinen Checkin Bereich und bringe meinen Holzschemel in meinem schwarzen NF Rucksack unter.


Noch vor halb Neun setzt die Dash8/300 aus Eldoret plump auf der teils sehr groben Landerampe auf. Der Flug geht täglich von der Hauptstadt via Eldoret nach Lodwar und genauso wieder retour. Bald wird eingestiegen, 'natürlich' bin ich der einzige Westler an Bord.


Die markanten Hausberge Lodwars mit der Christusstatue und gleich dann der so charakteristische Turkwellfluss entfernen sich immer weiter, wie die hellen Manyattas der Einheimischen. Ich sitze wieder am Fenster, links und man erkennt eine ganze Zeit lang das Rift Valley, bzw. dessen westlichen Flanken sehr deutlich. Hier sollen sich in einem langen Prozess ostafrikaniscche Landmassen auseinanderbewegen im sogenannten Grabenbruch.


Turkwell von oben


Irgendwann wird es grüner und sogar sattgrün - die Hochebene von Eldoret wird erreicht.

Die Landung fein, die Temperatur bei etwa 20 Grad, sehr, sehr angenehm, ich gehe in Richtung Flughafenausgang. Noch vor der letzten Schranke stoppt ein Auto und eine schwarze Lady vom Rücksitz aus fragt mich, ob ich mitwolle. Ich antwortete: 'Shillinggapi?', also, was es koste. Sie erwiderte: 'For free!' Ich steige hinten bei ihr ein und wir unterhalten uns sehr gut.

Ihre Nichte sei in Österreich seit 20 Jahren verheiratet und zwar in Tirol, ganz genau genommen in Gerlos. Ihre Cappuchino-Kinder sprächen sehr gut Tirolerisch. Die Fahrerin selbst wohne in Mombasa und kannte sogar mein Wohnnest dort. Ich war richtig berührt von dieser kurzen aber herzhaften Mitnehmaktion bis vor die Tore Eldorets.


Eldoret


Es ist wieder dunkel geworden. Es ist viel passiert heute, einiges Unerwartete. Ist es nicht täglich so, dass das Meiste unerwartet ist? Ist das nicht gleichzeitig das Interessanteste, Herausforderndste und Charaketristischste des Lebens?

Egal wie es kommt, am Ende des Tages bleibt immer wieder nur dankbar zu sein für diese Spanne seines Erdendaseins, ganz egal wie gut, mäßig oder bescheiden es war.

Jetzt gerade schießt der Besitzer dieses Cafes herbei und gibt mir unaufgefordert das Wifi Passwort. Nicht überlebenswichtig gerade eben, aber einfach eine unerwartete Nettigkeit, schon mindestens die zweite heute.


Executive Guesthouse


'Can't live without you', tönt es an diesem Morgen vom Radio der Rezeption meines Guesthouses hier in Eldoret. Diesmal zur Abwechslung in einer Lautstärke die ich zwischendurch einmal als angenehm leise bezeichnen muss.

Gestern brach ich um diese Zeit auf um zu einem Viewpoint über das Kerio Valley zu gelangen. Im Matatu waren wir in jeder Reihe vier Personen, macht total zwanzig Leute in dem Kleinvan. Der Arsch des 'conducteurs' musste auch noch rein, die Schiebetür konnte nach vielen Versuchen irgendwann einschnappen.

Wenn du mit so einem Vehikel crashst sind die Knautschzone ganz einfach die anderen Mitpassagiere. Und das fast genau auf der Strecke an der vor ein paar Tagen der schnellste Marathonmann der Welt in seinem Auto mit seinem Coach tragisch ums Leben kam.


Nakuru

'The place Oasis'


Perfekte Temperaturen hier in Nakuru. Der Lake Nakuru ist Nationalpark, d.h. du kannst nicht zum Ufer ohne NP Ticket zu lösen, ein Tag etwa 70 USD. Sehr bekannt für die bunte Vogelwelt, allen voran der vielen Flamingos. Und hier, wie am Turkana ist der Wasserspiegel so hoch, dass sogar das Hauptgate unter Wasser steht und verlegt werden musste. Gestern am Sonntag gab's aber kein Gamedrive, sondern 'nur' einen Spaziergang zum See und dort vor dem Gate unter einem wuchtigen Baum eine ausgedehnte Sonntagsrast.


Gelbfieberbäume hier in Naivasha



Fisherman's Camp

Lake Naivasha


Gerade zurück von einer Bootsfahrt am südlichen Ufer des Lake Naivasha. Viele Hippos im Wasser, wofür er bekannt ist, der See. Wir waren sehr nah dran, unberechenbar die Dickhäuter. Und bekannt ist der See auch für die zahlreiche Vogelvielfalt. Die Temperatur, das Gezwitscher der Vögel, die leichte Seebrise sind gerade Balsam auf der Seele.


Neben diesem oft stressigen Zivilisationsleben tut es megagut zwischendurch an ruhigen naturnahen Plätzen zu sein, wo noch ein Hauch von Paradies zu spüren ist. Da kann ich auftanken, meinen Geist ziehen lassen und ganz zu mir kommen.


Diese massiven Yellowfevertrees sind so majestätisch. Es ist eine Akazie mit scharfen Stacheln. Mit Gelbfieber hat der Baum nichts zu tun, das wurde ihm ursprünglich fälschlicherweise angeheftet.

Seit Tagen habe ich in zwei Furunkel am Hintern, die so schmerzen beim Sitzen, dass es eine Qual ist. Momentan sitze ich mit meinem linken Pobacken auf dem Stuhl in der Bonde La Ufa Lounge, direkt am See.

Seit geraumer Zeit steht ein mittelgroßer Vogel auf seinem Bein am Stamm eines etwa 100m entfernten Baumriesen der über das Seeufer hinaus rankt. Es könnte sein Nistplatz sein. Vor mir hängen Blüten mit Samen eines anderen Baumgiganten mit ovalen, grünen, harten Blättern. Ganz leicht bewegen sie sich im lauen Windchen.



Genau über mir erhebt sich eine gewaltige gelbe Akazie, gute 20m hoch sitzt ihre Krone erst. Die Hitze der Küste oder vom Lake Turkana ist für den Moment vergessen.

Ein Weißkopfseeadler kreist von Baumstamm zu Baumstamm, den abgestorbenen, bzw. ohne Rinden und kahl gegen Himmel ragenden Stumpfen aus dem See hervorwachsend.


Naivasha town

Guesthouse


Das war heute ein toller Game Drive Tag, so heißt das was wir im Deutschen Safari nennen im Englischen. Allerdings begann die Reise mit einem öffentlichen Matatu, das erst losfährt wenn es voll ist. Das ist ein altbekannter Hut in Afrika. Zuerst drei Runden in town, hin- und herfahren plus rückwärts um Passanten zu überreden doch mit an Bord zu kommen. Neben diesen nervösen Spielchen ist für mich persönlich das Sitzen eine richtige Plage mit ordentlichen Schmerzen. Zwei Furunkel auf der rechten Seite meines Hintern geben mir dieser Tage richtig zu schaffen. Nach etwa 2h Matatu stop and go Spielereien erreichen wir das Ziel, das nur etwa 20km entfernt am südlichen Seeufer liegt, das sogenannte Fisherman's Camp.



Was das Ganze genau werden würde das war im Vorhinein noch nicht sehr klar.

Jedenfalls passierten wir Meere von abgedeckten Blumenplantagen die eng mit den Niederlanden kooperieren. Die Baracken der Arbeiter stehen neben der Straße und sind nicht zu übersehen.

Am Abend konnte ich festhalten, es war ein wundervoller Tag.


An der Straße nach der ewigen Matatufahrt


Am Seeufer wo wir ein Boot charterten



Naivasha

Mat Stage


Ich weiß nicht wie viel ich in Afrika bereits 'gewartet' habe auf jemanden oder etwas.

'Just be patient!'

Um von Naivasha nach Nairobi zu gelangen mit Kleinbus, Van, SHuttle, Mat wartest du zuerst 4h bis es voll ist. Dann sind es etwa 2h bis du ankommst, macht 6h für eine Distanz von etwa 80km. Das ist Afrika. Oder natürlich du heuerst ein privates Taxi an, dann sind es vielleicht 6000ksh, was nicht dafürsteht.


Jetzt warten wir seit etwa 2h und es fehlen noch etwa 4 Fahrgäste. Der Platz ist wie immer eng oder engst, die Stopps ihrer viele. Die Kosten allerdings sehr, sehr niedrig, unter umgerechnet 2€. Der Run auf eventuelle Fahrgäste artet in regelrechten Kämpfen aus. Man sollte viel Energie mitbringen bevor man sich zu einer Matatu Stage begibt, wie sie genannt werden, diese Umschlagplätze von allem Möglichen und mehr.


Wieder wundervolles Wetter, jede Menge Sonnenschein, vorbei der gestrige, halbstündige heftigste Regenschauer am und rund um den See, der die Heimat vieler Kikuyus ist. Ein Stamm der als unglaublich geschäftstüchtig in jede Richtung bekannt ist.


Meine 'Stizfurunkel' geben mir wirklich 'headache', bzw. arge Schmerzen mit in den Tag. Ich kann zwar relativ gut oder sogar normal schlafen, doch der Tag ist geprägt von dem Motto: 'WIe verbringe ich ihn, ohne viel zu sitzen?'

Während du im Matatu sitzt und wartest, kommen gefühlt 30 Leute mit Kleinkrams, den sie dir verkaufen wollen. Sie halten dir alles Mögliche unter die Nase. Street vendors, street hookers, Millionen davon sind täglich in Afrika unterwegs um schlussendlich vielleicht 300 Bob Profit am Ende des Tages zu haben, gute 2, selten drei Euro.


Nairobi

Mang Hotel


Zurück in Nairobi, gestern aus Naivasha kommend. Der Mt. Longonot begleitete uns noch lange Zeit, bestens zu sehen vom Matatu aus, das alle 500m stoppte, obwohl es 'Express', bzw. 'direct' gebucht und bezahlt war. Die Mahindi Verkäufer (Maiskolben geröstet) liefen sich Duelle um ihre potentiellen Kunden wenn Autobahnbenützer mit ihren Vehikeln hielten. Auf Kenias Autobahnen darfst du übrigens gleichsam spazieren, als auch Rad fahren, kein Problem. Den Verkehr musst du aber logischerweise gut im Auge behalten, jederzeit kann aus beiden Richtungen Gefahr aufkreuzen und zwar plötzlich.


Nairobi downtown, das Amerikanische hat längst Einzug gehalten


Wir machten nach dem Zimmerbezug einen entspannten Schlendergang durch das Zentrum, CBDC genannt, also downtown. Es ist teils so geschäftig, dass du höchstwachsam sein musst, um deinen Gefährten nicht zu verlieren. Seitdem ich die Hauptstadt das letzte mal mit offenen Augen durchstreifte haben sich einige neue Wolkenkratzer gegen den Himmel emporgehoben. Die alten etwa wie KCC sehen aus wie aus der Wolkenkratzersteinzeit. Die neuen hingegen wie eine Kopie Dubais.


Ich bin im selben Guesthouse-Hotel wie zu Beginn meiner Reise quer durch Kenia, diesmal allerdings im fünften Stock in einem wirklich modernen Raum, man kann es schlichtweg wirklich als Hotelzimmer bezeichnen. Da in Afrikas Herbergen immer irgendetwas faul ist, war es auch hier wieder so. Optisch alles picobello, nur kein Fließendwasser das funktionierte, die Putzfrauen stellten also Kübel mit Wasser vor die Türen.


Morgen geht's zurück in meine Wahlheimat Mombasa, heute aber gibt's Zeit für Sightseeing, speziell freue ich mich auf das geplante Karen Blixen Museum. Von der dänischen Literatin hab' ich bereits am frühen Morgen gelesen, weil ich so früh wach im Bett lag. 'Out of Africa' als Film wurde ja bekannt, ihr gleichnamiges Buch hat sie 1937 veröffentlicht. Es beschreibt ihre 17 Jahre in Kenia und wurde ein sehr bekanntes Werk und schriftliches Dokument der kolonialen Zeitgeschichte vor dem zweiten Weltkrieg.


Zurück im Mang Hotel


Wir erreichten Ngong mit unserem Bus vom Zentrum aus. Es war zu weit. Wir versäumten in Karen ausszusteigen. Ich ärgerte mich einigermaßen. Andererseits war es noch sehr früh, etwa 9am. Der Kondukteur bat un00s an im gleichen 'Reggaebus' wieder retour zu fahren, was wir dann auch wirklich taten. Warten bis sich der mittelgroße Gefährt sich wieder langsam füllte ist obligatorisch und dann etwa 20 min zurück nach Karen. Dort raus und auf Mopedtaxi, oder nennen wir es hier einmal Motorradtaxi bis vor die Tore des bekannten Museums in übrigens toller Lage.


Man sah direkt ein Haus und ich war mir nicht sicher ob es das Karen Haus, also jetzt Museum sei. Es war es dann auch wirklich!

Wenn es um Regierungsgebäude oder Land geht, dann wird es heutzutage digital sehr, sehr kompliziert. Es wurde eine ECitizen Plattform geschaffen auf der man sich zuerst online registrieren und einloggen muss, bevor es weiter auf komplizierte Seiten geht die oft hängen und kein Resultat bringen, in dem Fall also den Eintritt zu bezahlen. Schlussendlich verblödelt man die Zeit am Smartphone, muss permanent online sein, kostet also Geld- und ist guter letzt doch nicht erfolgreich. Diese digitale Welt ist völlig abgedriftet von gut und böse. Ich hoffe, dass die Praxis viele wieder zurück zur Vernunft und so etwas Ähnlichem wie Hausverstand bringt. Ich bin mir da allerdings nicht wirklich sicher. Die Zukunft ist allerdings wie immer offen.


Ich klickte mich aus und mein Freund versuchte dieses Eintrittsproblem zu lösen. Ich rechnete einstweilen nicht mit einem positiven Ergebnis und streunte im nahen Cafe herum. Umso erstaunter war ich, dass Mac mir darauf mitteilen durfte, alles ist gut und bereinigt, die Eintritte sind bezahlt, wir dürfen jetzt rein.


Der Schreiber vor dem Karen Blixen Haus in den Ngong Hills vor Nairobi, gut 110 Jahre alt (das heutige Museum) und immer noch ein Traumhaus in idyllischer Lage


Also ging's jetzt wirklich los, aber nicht frei, nein, jeder Kleingruppe wird ein Führer zugeteilt.

Das Haus selbst, das inzwischen etwa 110 Jahre auf dem Buckel hat, ist vor allen Dingen ein architektonisches Meisterwerk eines cleveren Planers. Es hat so viel Flair und vermittelt die alte Zeit so wunderbar, man ist regelrecht dort hinein entführt. Die Aufteilung der Räume, das beste Holz verwendend, Detailarbeiten mit ganz viel Liebe und Rafinesse gemacht. Die Blixens kauften das Anwesen ja von einem Schweden, der sich finanziell hier übernommen hatte. Kurzum, ich war so begeistert von dem heutigen Museum, dass ich jedem etwas afrikaaffinen nur raten kann sich es dort vor Ort in Nairobis Ngong hills anzuschauen.


Madaraka Express

Emali Station


Es geht wieder zurück an Kenias Küste. Der Commuter train brachte uns vom CBDC zum Nairobi Terminus, außerhalb, in Umgebung des Flughafens. Auf dem Weg zum alten Hauptbahnhof stoppte uns ein aufgeweckter police officer der sofort unsere ID's sehen wollte. Es war noch dunkel, trotzdem bereits hektisches Treiben im Zentrum. Der Beamte glaubte mein Visum sei abgelaufen, weil rechnen ist nicht ihre Stärke, wenn sie denn schon lesen können ist alles gut. Außerdem fragte er welcher 'National' ich sei. Das verriet ich ihm noch, denn auf dem österreichischen Pass ist nicht wirklich gut erisichtlich woher man ist. Der eigentliche Hauptzweck eines Passes also damit verfehlt. Ich kühlte den Officer ab, während der Rest der Polizeitruppe einen anderen in Handschellen legte, ein beliebtes Hobby dieser Trupps, die herumschweifen wie Straßengangster. Dieser Check war gefährlich, endete aber im Guten. Wir erreichten den upgegradeten alten Bahnhof und waren viel zu früh, weil der erste Verbindungszug nicht vor 6am ging, sondenr um 6:40, das hieß eine Stunde warten darauf.


Nairobi Terminus


Im wirklich noblen Bahnhofscafe tranken wir Kaffee und Tee plus Mahamri, also Krapfen, alles zu sehr fairen Preisen. Die fahrt mit dem SGR Zug nach Mombasa war dann in guten 6 Stunden sehr ok. Dort eine Heerschar Autos und Kleinbusse wartend auf die Zuggäste. Wildes Gewirr und Feilschen um Kunden. Wir fanden im größten der Kleinbusse Platz, der rasch voll war und legten los in Richtung Mombasa Town. Das brutwarme, schwüle Küstenklima legte sich wieder um meine Haut und ich wusste: 'Das kenne ich doch irgendwoher!'







52 Ansichten


Frisch ist es heute, hier in Falassarna im äußersten Nordwesten der großen Mittelmeerinsel. Der heurige Sommer hat Anlaufproblem, aber gemach, wir haben doch immer noch Frühling.


Ich blicke über Hunderte, nein Tausende Olivenbäume. Deren Früchte waren jetzt das Letzte das ich von meinem Griechischen Salat verzehrt habe. Was macht man mit den Olivenkernen? Entweder spuckst du sie aus, hier etwa über das Terrassengeländer hinweg, oder aber man legt sie in oder auf ein Tellerchen das bereitsteht oder auch nicht. Oder aber man schluckt sie?


Ein Hauch von Karibik im Mittelmeer


Eingefasst in die Olivenbaumplantagen sind Gewächshäuser wie sie seit Jahren modern geworden sind. Riesige Flächen von Plastikplanen werden von Gestängen gehalten, früher rein aus Holz, heute Metall, Eisen, Kunststoff oder auch Aluminium, egal, was halt gerade 'dran' ist im Vertrieb bzw. in der Mode, im Zeitgeist. Unter den Treibhäusern hier hab' ich bis jetzt hauptsächlich Tomaten entdeckt, diese richtig großen, saftig, fleischigen, die am Boden gedeihen, kein Baum kann sie gescheit tragen, ob ihres Gewichtes. So eine hatte ich gerade jetzt auf meinem Salatteller, bzw. reicht sogar ein halbe davon völlig.


Ich war zuletzt erst im Oktober hier. Da wurden gerade die Oliven geerntet, es war wunderbar. Unvorstellbare Mengen von unfassbar vielen Bäumen auf der ganzen Insel, niemand kann sie je zählen. Wilde und von Menschen gepflanzte in einer ungeheuren Üppigkeit die man selbst gesehen haben muss.


Tolle, versteckte, abgelegene Bucht


Es gibt hier einen Pfad der nach Balos führt, dieser so bekannten Lagune. Es sind 5-6h angeschrieben dorthin, Fußmarsch. Allerdings wie oft auf der Insel ist der Weg nicht einfach zu gehen, denn lose Steine oder spitze, kantige Feldzacken unter den Füßen stehen im Weg, also man muss die Augen offen für den Untergrund haben um angepasst und sicher zu wandern.


Inklusive sind Milliarden von Schafs- und Ziegenkot in Form von runden und ovalen, braunen bis schwarzen Kugeln, die man nicht mit überreifen Oliven verwechseln sollte. Die Tiere weiden die Macchia ab, das ist faszinierend und fast beängstigend zugleich. In den letzten Höhlen dieser Erdstrichs sind diese Viecher zu entdecken, genau dort wo man glaubt, jetzt ist man wirklich alleine. Ich frage mich nur oft, wie fangen die Herder diese Unmengen an wilden Haustieren wieder ein? Die sind stundenlange Fußmärsche entfernt vom Auto, vom letzten fahrbaren Weg. Da können nur Erfahrung und Tricks helfen, denke ich.



Ihre Wolle, ihr Fleisch ist natürlich prächtig. Allein der Geruch des Macchia-Gestrüpps ist so wohltuend, also wird auch das Fleisch, die Milch, der Käse pikant sein, wenn man zusätzliche unnatürliche Präparate weglässt. Vor kurzem hörte ich, dieser berühmte Fetakäse, der weiße Magerkäse ist zu genauen Prozentanteilen aus Kuhmilch und Schafsmilch gemacht.

Später kam mir allerdings zu Ohren, dass der Feta nie aus Kuhmilch, sondern immer aus Ziegen-und Schafsmilch hergestellt wird.


Ohne Feta kein Griechischer Salat denkbar


Eine Nebelkrähe schwebt hinunter Richtung Tiefebene. Graue Wolken hängen etwas herein, der Horizont über dem Meer verwebt sich mit dem Wasser, Farben mischen sich heute und ähneln sich sehr.


Mutter und Tochter schlendern von ihrem weißen Kleinauto in ihr Appartement. Die Haare beide offen, die Handtaschen schlenkern lässig von ihren Schultern, nach dem Motto: 'Nichts vom Shoppen heim, aber alles gut. Hauptsache eine gute Zeit zusammen verbracht.'


Hier in diesem Megaadlernest von Taverne mit Panoramaterrasse bin ich jetzt bereits das dritte Mal, den dritten Tag en suite. Schon beim Hereinfahren am Mittwoch machte ich einen Stopp genau hier an der Straße über der Küstentiefebene. Der 'illy' Kaffee gut. Ist aber alles recht teuer geworden in Europa, seit einem Jahr. Allerdings auch auf den anderen Kontinenten stöhnt man unter einer Rieseninflation. Das aktuelle Bankenwesen ist am Boden, am Ende. Wir befinden uns in einer Zeitenwende.


Ich hatte auch im Oktober wettermäßig so ähnliche Tage wie heute, speziell zum Schluss als Einiges überschwemmt war, besonders rund um Heraklion. Mein Flieger ging damals aber trotzdem wie geplant. Nur der Spätherbst ist eine ziemlich andere Zeit als der Spätfrühling wie gerade eben. Im Winter möchte ich wirklich nicht hier sein. Eine Möwe schwebt unter der Terrasse durch, über die grünen Olivenbäume der Tiefe hinweg.


Panoramaterrasse-und Muse zum Schreiben



Anidri


Komme vom Meer herauf.

Es ist Sonntag.

Ein schöner Steig, der zum Schluss im Bachbett mündet das (natürlich) ausgetrocknet ist. Ein Schlauch führt entlang dessen und aus einem winzigen Löchlein sprießt wirklich nach allen Seiten Wasser in Strahlen, in jede Richtung. Der Sprühnieselregen macht mich feuchtnass, was wünscht sich ein Wanderer Schöneres?


Sitze jetzt in der wohl einzigen Taverne des Bergnests im Garten der von einem Riesenolivenbaum dominiert wird. Außen herum ist der Garten von einer Mauer umringt, die als Bank sehr geschickt in Funktion tritt und einladend aussieht. Innen stehen meist quadratische Tischchen und rote Stühle auf grauem Kies. Mein Tisch ist gelblich-orange. Eine Taube hebt ab wie ein Hubschrauber geradewegs vertikal empor.


Mir wurde ein Krug Wasser gereicht, es schmeckt köstlich. Es ist der erste Sonntag im Juni. Die Feigen sind noch sehr klein, die Weinreben als solche kaum zu erkennen, die Oliven teils noch gar nicht zu entdecken. Das Frühjahr, wie bereits erwähnt, nicht zu vergleichen mit dem Herbst, wenn alles ernteschwanger ist. Das war so als ich vergangenen Oktober hier war auf dieser großen Mittelmeerinsel, damals zum ersten Mal.


Taverne 'Sto Scolio', lese ich gerade auf meinem Handy, so nennt sich also dieser Platz im Dorf Anidri. Eine Taube gurrt fast ohne Unterlass und eine Maschine tut ihre Arbeit von der Küche her, womit auch immer.


Bäume müssen genau mit dem Ort den sie gerade haben das Beste daraus machen-dieser Olivenbaum tut dies schon seit vielen, vielen Jahren


Damit wurde weder Brot, noch Wurst oder Käse geschnitten, nein es war der Lärm eines 'Blenders' mit dem Orangen entsaftet wurden. Gerade eben schlürfe ich diesen frischen Orangenjuice, wie herrlich, viel aufmunternder als Kaffee!



Zwei Tage später


Sitze wieder in der Bergorftaverne von Anidri. Diesmal bin ich mit meinem VW Up (kein Pickup!) heraufgetuckert in dieses versteckte Nest. Vorher habe ich 3h am Kieselstrand unten gefröhnt, den gestrigen langen Wandertag etwas sacken lassen. Das Wasser ist glasklar, mehr einem See gleich als einem Meer. Das Mittelmeer spielt eigentlich alle Stücke, ein Paradies auf Erden.


Diese Kneippe hier gefällt mir außerordentlich gut. Der größte Makel aber, alle Plätze sind schattig, zumindest bis Mittag. Sitze an der Westseite, dort säumt eine lange Bank entlang der Hausmauer. 10 Meter vor mir hantiert eine dünne Alte mit ihrem Wasserschlauch vor ihrem Haus. Jetzt steckt sie gerade einen anderen an den Wasserhahn.


Europa veraltet völlig. Wieder stolpern zwei ältere Wanderer mit ihren Plastikstöcken herein in den Tavernengarten. Der Vibe fehlt in Europa. Die frische Jugend fehlt in der Öffentlichkeit. Gibt es sie hinter den Mauern überhaupt? Man hat es inzwischen mit einer großen Masse an Wohlstandsverwahrlosten, ich meine Wohlstandsverwöhnten zu tun. Sie finden keinen Sinn im Leben, ja ich bezweifle überhaupt, dass viele einen solchen nicht einmal suchen. Das zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Der Sinn wird am Handy gesucht. Alles vergeblich, dort ist er auch nicht zu finden. Wenn ich mich ständig durch irgendetwas ablenke, kann ich nicht die Ruhe bekommen in der sich mein Innerstes meldet und mir wichtige Impulse offenlegen kann. In der Ruhe liegt die Kraft. In der Ruhe werden die wirklich wichtigen Dinge geboren.


Morgenwanderung der Küste entlang




Sougia


Bin diese Woche bereits zum zweiten Mal hier in diesem Küstennest. D.h. es muss mir irgendwie gefallen, ansonsten kehrt man nicht wieder zurück. Oder aus Gewohnheit kehrt man auch wieder an Plätze zurück. Ja, das kommt vor, besonders dorthin wo man aufgewachsen ist. Diese Örtlichkeit prägt uns seit frühesten Tagen, sodass wir diese Umgebung quasi eingebrannt haben in unser Rückenmark und sie nie komplett vergessen können. Außer vielleicht wenn man sehr senil wird und sich an gar nichts mehr erinnert, scheinbar, was auch seine Vorteile haben könnte. Solange der Geist aber wie üblich arbeitet ist Vieles abgespeichert, es bedarf nur der Reaktivierung mittels einer der 32 Sinne die wir angeblich haben, und nicht fünf, oder sechs.


Das Meer liegt verdächtig ruhig vor mir, einige schattenspendende Zedern lockern die freie Sicht auf. So etwas wie 'Loungemusic' ist mehr im Hintergrund wahrzunehmen, nicht wirklich störend.


Die Balos Lagune am Morgen


Am Donnerstag kam ich mit der morgendlichen Fähre hierher, von Paliochora aus. Zurück nehme ich den Pfad E4, etwa 17km mit der Lissos Ausgrabungsstätte dazwischen. Dort ist sogar ein Odeon erhalten, so eine kleine Dorfarena oval angeordnet aus massiven Steinblockquadern hergestellt. Dieser Fernwanderweg zieht sich quer über die ganze Insel und ist Teil des über 10.000km langen Fernwanderweges E4 von Portugal bis Zypern, oder eben umgekehrt.


In der ersten mystischen Schlucht gurrten Tauben, die sich in Felsnischen und Löchern beheimatet haben. In der rechtsseitigen Wand entdeckte ich später mittendrin sogar zwei Ziegen, die wohl irgendwelche Mineralien genau dort finden, einen Weg dorthin ebenso, der mir ob der abfallenden Felswände schier unerklärlich erschien. Ein Kletterer hätte diese Line vielleicht gesehen, ich in dem Fall nicht.


Auf dieser Insel riecht es intensiv nach einem charakteristischen Cocktail der von allen möglichen Gewächsen und Früchten ausgeht. Er hüllt einen ein und wirkt wie ein Aphrodisiakum. Schon Napoleon erkannte seine Heimatinsel Korsika sogar blind, allein am intensiven Geruch dessen Macchia.


Nachdem die wundervolle Blüte Bestäuber angezogen hat, sind jetzt die Früchte da um heranzureifen




Man schaut oft in eine vermeintlich karge Landschaft, doch weit gefehlt, neben Felsen, Geröll und wenig Humus tut sich richtig viel. Kreta zählt etwa 600.000 Einwohner, aber Schafe und Ziegen zusammen vielleicht 6 Millionen über die ganze Insel verteilt. Der Feta-Käse, dieser weiße Magerkäse kommt nicht nur auf jeden Griechischen Salat oben drauf, nein er findet auch sonst beim Kochen hohe Anwendung. Neben Zwiebeln, Tomaten, Gurken und Oliven krönt er mit Olivenöl den klassischen Griechischen Salat. Dabei wird hier alles immer recht grob, recht groß geschnitten. Ich kann mich davon täglich ernähren, dazu Orangensaft, that's it!


Allerdings habe ich begonnen den Salat selbst zu machen. Ich schneide mir die frischen Zutaten gern kleiner parat, setze Nüsse und oder Rosinen dazu und verzichte immer auf Essig, Salz ist selbstverständlich, Meersalz wenn vorrätig.


Neben unzähligen Schafen und Ziegen sowie millionenfach Olivenbäumen sieht man manchmal Schweine, wie heute auf der Fahrt durch entlegene Bergweiler hierher.


Paleochora-kurz auch Pale genannt-der angeblich wärmste Ort Griechenlands


Die Orangen sind bereits reif, Bananen ebenso, Zitronen werden es bald und der Knaller sind die großen, saftigen, fleischigen Tomaten die aus den Gewächshäusern kommen. Das verwelkte Tomatenlaub und deren lange Stängel werden dann in Bauern-Pickups zu den teils riesigen Kleintierherden gekarrt, wo sich die halbwilden Haustiere darüber hermachen. Übrig bleiben nur noch Massen an Plastikschnüren womit diese oder auch Strohballen einst zusammengehalten wurden.


Den Farmer siehst du in seinem Ladeflächenautomobil aus den 1970er Jahren bis hin zu dreimal so großen modernen Toyotas und Nissans von heute. Es ist das Transportmittel der Herder und mindestens ebenso wichtig als Statussymbol des Viehhalters. Oft ist der neue Pickup der Hingucker bei Haus und Hof, und nicht das Gehöft.


Blütenmeere-Viehherden


Diese Mittelmeerinsel, aber auch andere laden einfach ein zu träumen, Auszeit zu nehmen von der viel zu schnellen übrigen Welt. Die allumspannende Hektik fehlt hier, der Vibe ist sanft, gutmütig, wohltuend.


Zelten am Meer, was willst du mehr?


Eine laue Brise umhüllt mich. Sie kommt vom Meer. An der Küste hast du fast immer ein wohlwollendes Wetter und Klima. Es kann natürlich auch rau sein, aber vom Winter am Mittelmeer hab' ich vielleicht eine Ahnung, aber keine Erfahrung zu teilen.



44 Ansichten

Aktualisiert: 30. Nov. 2022


Bin müde.

Wieder.

Fast so wie am Montag nach dem Megawind-Hike. Heute war's ein wunderbarer Küstentrail bis Loutro. Fantastisch. Mit Bad im Meer auf dem Rückweg. Leider führen inzwischen zu den letzten Dörfern Autopisten. Fast zu jedem Weiler, leider.

In Nepal ganz ähnlich. Noch vor 20 Jahren war das anders. Vor 40 Jahren definitiv. Das Automobil erobert die hinterletzten Verstecke. Und dieses Loutro selbst ist von keinem motorisierten Fahrzeug betroffen, aber die Boote und Fähren stürmen dieses Kleinod buchstäblich. Du hast also zumindest über den Tag vielfach Bootslärm.



Bin in Plakias.

Wo ich bereits am Samstag vorbeifuhr, es mir aber nicht so gefiel, dass ich bleiben wollte. Habe getankt, 1l für 2€20. Vor einer Woche waren es noch glatte 2€. Der Tankwart meinte das Maximum sei 2€80 gewesen, vor einigen Monaten. Und das hier in Griechenland, wo man wohl mit 1.000€ pro Monat Einkommen bereits zufrieden sein muss, denke ich.


Vegetation kann sich spärlich breitmachen im karstigen Gelände - die die es kann muss widerstandsfähig, flexibel und ökonomischst ans Werk gehen


Das Volk strahlt eine enorme Gelassenheit gegenüber diesen revolutionären Zeiten aus. Zumindest hier auf der großen Insel. Vielleicht liegt das daran, dass schon sehr viel passiert ist historisch gesehen mit den Mittelmeeranwohnern. Fast jeder mit dem ich bis dato zu tun hatte spricht Englisch. Das oftmals sehr gut. Ich dachte eigentlich man kann etwas Italienisch.


Aber die englischsprachige Globalisierung und die Europäische (politische) Union haben ganze Arbeit geleistet. Trotzdem ist wenigstens die Schrift eigenständig, gemischt mit lateinischen Buchstaben. Ich las darauf sind die Griechen (etwas) stolz. Da ich das erste Mal in Griechenland weile, kann ich's nicht absolut beurteilen, aber die Freundlichkeit überall ist einfach umwerfend.


Du bestellst einen Kaffee und bekommst ein Stück Kuchen dazu. Du bestellst fast nix und bekommst Weintrauben und Melonenstücke dazu. Du bestellst einen Salat und bekommst Brot und Wasser dazu. Du bestellst ein Bier und bekommst Erdnüsse dazu.

Zuerst denkt man, das wird dann halt auch verrechnet. Aber dem ist nicht so. Die privaten Gastgeber die fast alle dem Branchenriesen booking vertrauen geben dir zu deinem Studio noch einen süßen Kuchen, Feigen oder Olivenöl.


Das Libysche Meer im Süden der Insel gleicht mehr einem riesigen See. Eigentlich spürt man weder Flut noch Ebbe, heute ist die Wasseroberfläche gekräuselt, kein Müll, glasklare Strände, fast wie aus einer anderen Welt.


See oder Meer?

Süß oder salzig?

Egal. Einfach wundervoll.



Bin hier am Eingang der Samaria Schlucht.

Sie soll die längste Europas sein.

Tausende Leute sollen teilweise täglich durch den Canyon schlurfen. Ich nehme an über 90% von oben nach unten. Die meisten Schluchtenschlurfer die hier vorbeitrotten schauen nicht aus wie zähe Bergleute, eher wie fix und fertige Alltagstouristen die einmal im Leben hier durchwollten.

Europa war einmal wunderschön.

Landschaftlich stimmt das noch immer. Obwohl alles versucht wird Naturräume soferne sie überhaupt noch als solche erkenntlich sind zu verkleinern, verschandeln und ohne Respekt zu behandeln.



Ich kaufte mir hier gerade in der Pilgerschenke einen Orangensaft, frisch gepresst. Hinten bestaunte ich vorher bereits viele Kisten geernteter orange-grünlicher Früchte. Außerdem entdeckte ich beim Hereingehen schon viele weggeschmissene, orange Schalen, die den Ziegen und Schafen zum Fraß vorgeworfen werden. Lieber knabbern diese jedoch alles am Stein ab, egal wie unwegsam für uns Menschentiere das Terrain aussehen mag. Sie sind die wirklichen Chefs der Insel. Und das wissen sie auch. Die Farmer mit ihren Pickups wissen genau wie mit ihnen umzugehen, damit sie mit ihnen (gut genug) leben können. Hier im Taleingang stehen auch wundervolle Föhren, ähnlich wie in Korsika, mit hellgrünen, langen Nadeln, wundersam duftend.


Was blüht denn da?

Es blüht immer irgendetwas, auch wenn man von vorneherein denkt, es wäre alles tot und zu trocken.


Wirklich friedlich - friedvoll hier im Eingangsbereich der Samaria - Schlucht. Bin bei den Bienenstöcken unter zwei großen Zedern. Sie könnten auch Friedhofsplatz sein, außerhalb des winzigen Küstenortes, wo angeblich nur 10 alte Leute überwintern.

Jetzt sind's noch mehr im Ort, denn die Schluchtenwanderer sind noch immer zugegen. Daraufhin haben sich einige hier Häuschen mit Restaurants und Zimmer gebaut und leben somit von den Touristen. Vor allem von Tagestouristen. Die Boote und die Staatsfähre bieten die infrastrukturelle Erreichbarkeit des Küstennestes.


Heute Nachmittag zog es etwas zu, nach zwei Wochen Schönwetter sollen angeblich ab heute Nacht regnerische Tage folgen. Das ist auch der Grund weswegen ich entschieden habe noch heute wieder mit der Fähre zurückzufahren und nicht erst morgen. So hätte ich hier eine Nacht zugebracht, vielleicht also ein anderes Mal, wer weiß?!


Wau, was für ein Wetterwechsel heute Morgen!

Es regnet, teils intensiv, es platscht. Sturm ist auch dabei.

Beginn war ein abenteuerliches Morgengewitter. Ich hatte meine Verandatür leicht offen. Wunderbar. Denn die Temperatur blieb mild.

Mein Host servierte mir gerade meinen Frühstückskaffee mit Kuchen und Wasser, ich werde verwöhnt.

Einmal ist man Diener.

Ein anderes Mal König.

Das wechselt ständig im Leben.

Und das ist gut so!


König oder Sklave?


Dieser Regen ist doch perfekt für die ausgetrocknete und ausgelaugte Natur nach so sonnigen Sommermonaten. Der vergangene Winter sei sehr schneereich gewesen hier und an der Küste regnerisch meinen die Einheimischen, unisono. Das Einbringen der Früchte geht bei Nässe weniger gut, versteht sich. Aber es trocknet auch meist wieder sehr schnell auf nach Regenfällen.


Vor einer Woche als ich hier im Boutique - Hotelchen um die Mittagszeit ankam, wurde ich gefragt, wie lange ich bleiben wollte. Ich antwortete, ich weiß es nicht so genau. An diesem Samstag musste ich ja dann noch bis fast halb sechs abends warten bis das Zimmerchen endlich bezugsfertig war. Ich war mir zuerst noch nicht sicher, ob sich dieses Ausharren auch lohnen würde oder dafürsteht.


Jetzt im Nachhinein kann ich nur sagen: Es stand absolut dafür! Das Zimmer ist blitzsauber, eine große Veranda mit Blick über's Meer hinaus. Eine harte Matratze im Queenbett. Die Nasszelle top. Feiner Parkplatz für's Auto. Gemütliches Restaurant mit toller überdachter Terrasse. Internet das gut funktioniert. Hervorragendes Leitungswasser. Ein Wasserkocher. Ruhig gelegen. Sternenhimmel perfekt einsehbar.


Gerade presst mir Pedros einen frischen Orangensaft. Hatte gestern ja einen in der Samaria - Schlucht genossen. Zu lecker, der vitaminreiche Fruchtsaft!

Ich zog erst einmal wie eine Biene am Nektar. Er geht direkt ins Blut, in die Blutbahn über, so ist das lebendige Gefühl. Jetzt sog ich zum zweiten Mal am Plastikhalm. Das Glas ist leer, mein Magen voll. Das sollte für die nächsten Regenstunden reichen.


Orangen müssen nicht immer ganz orange sein um richtig lecker zu schmecken ...


Ein langer Tag heute.

Etwas sehr zäh, positiv ausgedrückt.

Schlechtes Wetter.

Regen und Windböen.

Ziemlich so wie es die Wettervorhersage prognostiziert hat. Das wäre kein ruhiger Seeritt gewesen heute mit der Fähre von Roumeli nach Hora Sfakion. Und, vor allem nass.


Jetzt bin ich wieder in dem Cafe in Sfakia, wo ich bereits vorgestern saß, 'Sweet Creation' nennt es sich, ist neu etabliert, oder sagen wir besser 'arrangiert', dem Zeitgeist eines modernen Schenkeninterieurs unterworfen worden. Dafür ein absolutes Muss sind diese Stuhlschemel mit einem gepolsterten Sessel. Der Unterfuß ist drei- oder auch vierbeinig. Bezogen ist diese 2020er Kleinsänfte grau, anthrazit, bräunlich, vielleicht noch grünlich. Kommen tut das Zeug wohl alles aus Asien. Obwohl hier in Europa tolles Holz wächst. Dieses Update hat aber so viel vorgegaukelte Gemütlichkeit geschaffen, dass ich hier hereinbin. Somit hat es das Ziel eines Geschäftsmannes bereits zur Hälfte erfüllt.


Das Schlimmste im Cafe find ich sind die Flüssigseifenspender die auf jedem Tisch stehen. Auch sie sehen stylisch aus, farblich und vom Design her stilsicher im Ambiente eingeschlossen. Wüsste man nicht was auf der Welt gespielt würde, könnte man auch annehmen sie wären die modernen Ausgaben orientalischer Kleinwasserpfeifen mit Akkus, oder so.


Schöner Platz!

Wenn es regnet musst du den Kaffee aber auch IM Zelt trinken;-)


Das Cafe nennt sich auch Pattisserie - Kleinsüßigkeiten werden in Glasvitrinen präsentiert.

Was sich auch immer mehr durchsetzt ist ein Regal mit Büchern. Auch das soll zum Verweilen anregen. Die Bücher selbst werden allerdings gerne links liegen gelassen, denn das eigene Handy der Klienten wurde zum Ein-und Alles der heutigen Generationen. Deshalb ist für den Gastronom teilweise noch wichtiger als seine Speisen und Getränke, der gut funktioniernende Intenetzugang für das Klientel. Das WiFi Passwort avanciert zum wichtigsten Eintrittscode bzw. der Dableibenummer.


Und dann, ja zur Straßenseite hin ist die Front vollverglast, absolut transparent zur Außenwelt. Die Insassen selbst sind quasi im Schaufenster als lebende Marionetten positioniert.


Ich bin viel in Cafes. Und wie auch gerade, schreibe ich dort. Ich bin Österreicher. Trotzdem reicht beides zusammen noch nicht aus für einen österreichischen Kaffeehausliteraten. Meine ständige Heimat ist nicht mehr Österreich und die klassischen Kaffeehäuser die es noch in Wien, Salzburg oder anderen Provinzmetropolen der Alpenrepublik gibt, frequentiere ich kaum, viel mehr sind es die Cafeschenken die ich auf meinen nomadischen Wegen streife und meistens nur für relativ kurze Zeit mit meinem Besuch beehre.


Obwohl ich speisenmäßig ein sehr 'Süßer' bin und bleibe, lasse ich inzwischen den Industriezucker ganz weg und kippe ihn nicht mehr auf den Milchschaum meines Koffeingetränks. Wenn ich mir daheim einen mache gieße ich mittlerweile Honig hinein in die dunkle Droge. Hab' auch etwas Honig von hier gekauft und Olivenöl. Die fetten weißen und roten Weintrauben oder die saftigen Orangen oder auch Feigen lassen sich leider nicht so gut mitnehmen. Der Versuch die Exotik nach Hause zu bringen scheitert eh wie immer schon im Materiellen, im Ideellen kann das noch eher gelingen, allerdings auch nur für sehr kurze Zeit.


Ich kehre als König zurück.

Als Sklave werde ich so Gott will ein anderes Mal aufbrechen.

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