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Albert Schweitzer, kein Schweizer?


Es ist bereits den ganzen Tag windig.

Teils sehr.

Schon seit einigen Tagen.

Schon seit einigen Tagen lese ich ein Buch von Albert Schweitzer, dem Elsässer Urwalddoktor, der beschreibt wie er wochenlang mit Zug, Schiff und Boot von Mitteleuropa nach Gabun gelangte, südlich des Äquators an seine neue Wirkstätte in Lambarene.


Nicht nur diese besonders aus heutiger Sicht spannende Reise vor gut 100 Jahren ist faszinierend. Auch wie er seine Buschstation am Ogowe Fluss langsam mit sehr bescheidenen Mitteln aufbaute. Den Hühnerstall funktionierte er etwa um zu seinem ersten Behandlungsraum. Seine Frau war auch dabei. Tolle Beschreibungen lassen seinen Text zügig lesen. Ich als etwas Afrikaerfahrener kann seine Ausführungen meistens bestens folgen, innerhalb des Mottos: 'Mal eben schnell die Welt retten!' setzte der gebildete Tripledoktor seine Ideen in die Tat um. Nachdem er Theologie, Philosophie und erst mit hoch 20 Medizin studierte und jeweils promovierte, und zwar in Straßburg.


Abgesehen davon war er auch ein begnadeter Orgelspieler und nahm sogar ein Klavier in einer Blechkiste mit auf seine Reise zum Äquator. Das war ein Geschenk aus Paris, damit er im Busch das Spielen nicht verlerne.


Keine Buschstation im tropischen Urwald, aber auch etwas abseits gelegen - nur zu Fuß oder per Boot erreichbar


Eine sehr gute Bekannte von mir ist 100 Jahre nach Schweitzer mit einem ähnlichen Projekt im tiefsten Dschungel der DR Kongo am Weg. Sie startete aber mit einem Kindergarten, dann einer Primarschule, baut jetzt an Sekundarschule und zu guter letzt nun an einem Hospital.


Ich selbst hatte über 6 Jahre auch ein Kinderprojekt in Ostafrika am laufen. Ich denke immer mal wieder daran zurück. Ich habe sehr viel in dieser Zeit lernen dürfen. Das hilft mir immer wieder, wenn in der Wohlstandswelt der ein- oder andere völlig abhebt. Zuerst wollte ich eine Schule aufbauen. Dann ein Waisenhaus. Ich habe aber beides aus unterschiedlichen Gründen nicht gestartet. Die Afrikaner, die Schweitzer vor 100 Jahren noch ohne weiteres Neger nennen darf, habe ich so sehr gut kennengelernt.


Heute schrieb mir ein Freund: 2050 werden die Hälfte der Weltbevölkerung in Afrika leben. Das ist schon länger die Prognose. Der Schwarze Kontinent hat heutzutage die explosivste Bevölkerungsentwicklung. Wenn man in der westlichen Welt die Kinder und Jugendlichen vermisst, Afrika bebt von und mit Jungen.


Schweitzer's Lambarene Hospital gibt's noch immer. Er hatte eine Tochter die mittlerweile auch verstorben ist. Alles ist in anderen Händen, aber weiterhin existent. Obwohl nicht wirklich groß wurde die Buschstation weltweit bekannt, Albert Schweitzer wurde mit dem Friedensnobelpreis dekoriert und hielt aller Orten Vorträge, wo er natürlich für sein Werk warb.


Wir Erwachsene haben eine große Verantwortung unserer Jugend gegenüber. Es braucht immer wieder Vorbilder die inspirieren und Nachahmer finden.

'Hello from the other side', dröhnt es gerade aus den Barlautsprechern hier an der Kretischen Südküste. 'Espera' heißt der abendliche Gruß, was ich mit 'Gute Hoffnung' übersetze. Unendlich hallt und schwingt Adele's Echo Refrain 'into the other world, on to the other side'.


Auf der Fähre in Richtung 'andere Seite'


Wie oft brauchen wir jemanden an der anderen Seite? Bzw. wie oft ist uns selbst gar nicht bewusst, dass da jemand ist der ganz fest für uns da ist? Der Sturm dieser Tage wird sich irgendwann legen. Dann ist das Meer wieder leichter zu befahren. Das Mittelmeer, obwohl kein offener Ozean, kann genauso seine rauen Seiten zeigen. Das merken nicht nur Flüchtlinge die versuchen 'on the other side' zu kommen. Die Frage die uns niemand beantworten kann, ist immer: 'Was ist auf der anderen Seite dann - und wie ist es?

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