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Azoren adios!


Sitze hier in meinem, einem Hostel in Ponta Delgada, der Hauptstadt von San Miguel, der Azoren sogenannte Hauptstadt. Es ist ein zweinächtlicher Stopover von daheim zu den Kapverdischen Inseln im Atlantik. Der Anflug gestern auf die Insel spät abends war mystisch, atemberaubend.


Steile Felsküsten umflogen wir in Augenhöhe, die Ausläufer des Vulkans Pico ins Meer. Da ich mich aber nicht wirklich mit den Azoren als Destination großartig befasste, ist es nur mein heutiger Eindruck davon den ich beschreiben kann.


Es herrscht Englisches Wetter, nicht heiß, nicht einmal immer warm, also auch kühl. Die leichte Regenjacke mit Kapuze kann zwischendurch ein guter Begleiter sein, die lange Hose ebenso, auch wenn man zwischendurch die Hosenbeine gerne hochkrempelt. Mir wäre es für Sommer definitiv zu kühl, da ist es in den Alpen zur Zeit wärmer tagsüber. In der Nacht aber auch.


Im Altstadtzentrum


Marina von Ponta Delgada



Mir scheint die frühe Sonne ins Gesicht. Zumindestens erwärmt sie meine linke Backe mehr als angenehm. Wir sind seit etwa einer Viertelstunde wieder in der Luft, hier an Bord des Airbus 320 neo. Was neu ist, ist diese simple Ausstattung der Flieger. Hat man über Jahre geprotzt damit, kriegst du inzwischen als Passagier nicht mehr als einen Stuhl, oder ist es doch schon ein Sessel?


Viele weiße und gräuliche Wolkenfelder bedecken den Ozean, allerdings nicht komplett. Die Wetterküche der Azoren verlassen wir allmählich und es geht Richtung Süden. In der Maschine sitzen großteils Schwarze, Weiße fallen sehr spärlich auf. Ein untrügliches Zeichen, dass wir auf Afrika abzielen. Es ist Ferienzeit in der westlichen Welt und Familien fliegen in ihren Urlaub, oft eben auch dorthin wo sie her sind.


Hab' vor dem Start mit einer gebürtigen Kapverdianerin Platz getauscht, weil sie neben ihrem Sohn sitzen wollte mit dem sie auf Rhode Island in den States lebt, unweit von New England nördlich von New York. Sie hat sich bedankt, die Mutter, immerhin!


Keine Selbstverständlichkeit mehr in diesen zwischenmenschlich eher sterilen Zeiten. Seit heute Morgen habe ich keinen Maulkorb auf, niemand hat sich noch darüber aufgeregt. Alle anderen haben das Ding brav um.


Ich bin müde.

Reiseschläfrigkeit.


Ich starre aus meinem ovalen Kunststofffenster. Hinaus in die Weite des Ozeans. Die Wasseroberfläche ist gekräuselt, Schatten verschiedener Wolkenformationen dunkel abbildend.


Wundersam ruhig, smooth gleiten wir durch die Atmosphäre. Tolle Bilder, von der Morgensonne hell und glänzend in Szene gesetzt, ergeben sich immer wieder in neuer Komposition. Kein Boot, kein Schiff, kein Tanker, kein Frachter, kein anderes Flugzeug weit und breit.


Zu fliegen, eine tolle Aussicht zu haben sind für mich Adrenalin pur, immer wieder. Das Element Luft, ein Muss für meine Seele.


Noch sind die Triebwerke etwa auf mittlerem Schub. Ich warte bis der Captain diesen weiter zurücknimmt, weil er das descending eingeleitet hat. Er oder war es sein Co hat dies gerade angekündigt. Die Sonne schleicht langsam in den Zenit, d.h. mein Sitzplatz fällt bald in völligen Schatten. Muss das Schreibtischchen nun hochklappen, es wird scheinbar ernst.



Landeanflug vom Süden her auf Praia, Santiago Die Bremsflügel werden heruntergeklappt



Kapverden bemvenido!

Praia/Palmarejo centro


Ich hab' wiedermal einen Milchkaffee vor mir. Große Tasse, viel Schaum. Schon gestern saß ich hier auf der Terasse des 'Meu Super' Marktes und hab' so einen zum Frühstück geschlürft. Ich konnte mit einem 50 Euronenschein zahlen. Wie 'stabil' ist das denn?

Bekam richtig viel Kapverdianische Esc(h)udos dafür zurück. 180 kostet dieses Mischmasch. Genau so viel wie 1 Liter Treibstoff für die Karre, hier 'coche' genannt, 'Kutsche'?!


Wieso ich (wieder) hier sitze, schon so wie vorgestern? Wohl weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Nur, Vorsicht! Zu viel Gewohnheit bringt Routine, Routine bringt Stillstand, vor allem im Geist.


Hier im Capital von Santiago, der größten Kapverdeninsel find' ich es spannender als ich es annahm. Ich durchlatschte gestern einen Gutteil der Stadt per pedes und war erstaunt wie interessant und abwechslungsreich sich diese Exsklavensiedlung heute 2022 darstellt. Die Topographie alleine bietet Höhen, Tiefen, Winkel, Buchten, Plattformen, Verstecke und Überraschungen.


Das heutige Zentrum befindet sich auf einem Plateau, das auch genau so genannt wird. Bis auf etwas zu viel Regierungspalastpräsenz und dessen Speckgürtel hat es mir dort sehr gut gefallen.



Die Kanonen sind in den Süden Richtung Hafen gerichtet - sie zeugen von kriegerischen Zeiten - Hier heroben am Plateau gönnen sich die Locals eine Auszeit vom geschäftigen Straßenleben



Besonders die Markthalle ist wohl das pulsierende Herz der Hauptstadt. Wer trifft sich nicht dort? Wer braucht nicht Lebensmittel, und die am besten täglich frisch? Ich aß kleine und rote Weintrauben von der Nachbarinsel Fogo. Ansonsten habe ich inzwischen noch Bananen gesehen die sicher von hier sind. Der absolute Großteil wird aber sicher importiert.

D.h. mit der Autokratie der Inseln, die inzwischen gut 500 Jahre dauerhaft besiedelt sein sollen, ist es heutzutage nicht weit her.



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