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'Flug-Charme', quo vadis?


Sitze in der TAP-Maschine Airbus 3x3, ohne jeden Schnickschnack. Bin der Flughafenmafia sozusagen durchgeschlüpft. Der Checkin-, der Security- und der Boardingbereich sind heutzutage die reinste Intimvisite und somit mehr mafiöse Strukturen als wirklich nützliche Maßnahmen im Sinne des Passagiers.


Man fühlt sich als Mensch erniedrigt durch dieses System passen zu müssen. Streng hierarchisch, kaum mehr Nettigkeiten, der Charme mit dereinst die Personenmassenfliegerei begonnen hat ist längst abhanden gekommen.


Wenigstens sind hier in Kloten alle C-Maßnahmen gefallen. Erst beim Boarding zur Maschine selbst muss der altbewährte Maulkorb wieder her. Im Aircraft also weiterhin dieses mehr als komische, abstruse Affentheater bei dem jeder der nicht mitmachen will versucht wird ausgeschlossen zu werden von der scheinbar so cleveren Mehrheit. Grundsätzlich macht der Maulkorb Menschen zu Untertanen. Um nichts Anderes geht es auch bei dieser Drangsalierung. Machtausübung, Kontrolle, Erniedrigung, Gefügigmachung.


Ich kann mich nicht erinnern wann ein Passagierflugzeug von Attentätern oder Terroristen in den vergangenen 20 Jahren gekapert und unter ihre Kontrolle gebracht wurde. Seit 2001 gibt's dieses ominöse Wasserverbot, Flüssigkeitenwahn, jeder Passagier könnte ja ein potentieller Pilotenkiller sein. Heute weiß jeder, der sich mit dem Ereignis 9/11 von New York 2001 näher beschäftigt hat, dass die ganze Sache höchstwahrscheinlich sehr anders war als von den Massenmedien dargestellt. Ob wirklich ein einziger wirklicher Terrorist oder Attentäter in diesen Flugzeugen gesessen hat ist umstritten. Der ganze Vorfall selbst von den USA inszeniert um ein Alibi zu haben Kriege im Mittleren Osten zu starten. Allen voran den Afghanistankrieg der bis heute andauert, den Irakkrieg und einige weitere mehr. Angeblich um Terroristen zu fahnden und Demokratie in diese Länder zu bringen. Das Imperium USA, heute 2022 geht es langsam zu Grunde, auch wenn es die meisten nicht wahrhaben wollen. Jedes Imperium geht einmal zu Ende. Sogar dieser hochgespielte amerikanische Traum wird mehr und mehr zum Trauma.



Es ist Anfang Juli, gestern, hatte ich Namenstag. Der Sommer bisher wunderbar. Viel Sonne, einiges an Regen und Gewittern, meistens warme bis heiße Temperaturen bis zu 30 Grad.

Für diesen Sommer hab' ich mir Atlantikinseln ausgesucht. Heute sollte ich auf den Azoren landen und am Mittwoch dann auf den Kapverdischen Inseln.


Zeitfenster 6 Wochen. Das hört sich fast so ähnlich spannend an wie 2013 als ich 6 Wochen Kenia im Visier hatte. Inzwischen sind 9 Jahre vergangen und ich habe jede Menge Afrikaerfahrung gesammelt in diesen Jahren. Nur 2021 war ich nicht in Afrika, und genau jetzt beim Schreiben kommt mir in den Sinn, auch das stimmt nicht, denn Ende dieses Coronajahres, zu Weihnachten war ich im Senegal.


Die Situation verglichen mit 2013 ist eine etwas, nein, eine fast völlig andere. Ich freue mich diesmal auch sehr auf die Reise. Damals war sie für mich persönlich allerdings richtig einschneidend. Heute, wir werden sehen wie einschneidend.


Der linke TAP-Flügel schneidet die Wolkenfelder hoch in der Atmosphäre förmlich durch



Atemberaubende Wolkenbilder hier über Frankreich. Schneeweiße Wattetürme schrauben sich bis auf über Flughöhe. Dann wieder gräuliche Wolkenbänke, Dunstglocken, Fetzen von feuchterer Luft, alles aus der Wetterküche des Atlantik kommend. In der Ferne ein Wolkenberg dem Gipfel eines Eis-Achtausenders gleichend. Der hohe Tragflügel bildet den Horizont zwischen weißer Nebeldecke und hellblauer Atmosphäre.


Kaum kann ich zu müde sein um aus dem Fenster zu glotzen, doch die Reiseschläfrigkeit hat mich hartnäckig im Griff. Das moderne Fliegen ist sehr oft ohne Monitore die die Flugroute zeigen. Das vermisse ich sehr. Geostrategisch sind das Blindflüge für den Passagier.


Nicht nur der Charme ging verloren in der Fliegerei, auch wichtige Informationen für den Kunden, der als Fluggast nur mehr teilweise ein König über den Wolken ist. Allmählich wird das saftige Grün Mitteleuropas beiger und bräunlicher, je weiter wir gen' Westen fliegen. Mit dieser atemberaubenden Geschwindigkeit von etwa 800km/h. Trotzdem schreibe ich fast lässig auf meinem Minitischchen am Sitz.


Wieder gibt der Captain den Treibwerken Boost, ich möchte die Rauchwolke hinter uns mit dem verbrannten Kerosin gar nicht sehn. Das Licht wird immer besser je rascher wir uns dem Abend nähern.


Nachdem der Genfer See toll zu sehen war plus seiner Rhonemündung, gibt es jetzt beste Bodensicht, denn die Wölkchen und Wolken haben inzwischen die Oberhand verloren. Meine Sitznachbarn sind angenehm. Ein Pärchen, er dunkel und sehr verknallt, sie, für mich unattraktiv, beide lesend, mit Maulkorb. Sie hat heute um 8 noch einen Videocall und kann so ihren Freund am Abend nicht durchgehend begleiten, obwohl sie in den Urlaub fliegen - nach Portugal.


Meine Maske baumelt locker am Aufhänger des Vordersitzes, eine gewisses Zeichen der Posttrauma - Coronazeit. Einige Mitmenschen haben diesen Maulkorb so liebgewonnen, dass sie ohne gar nicht mehr sein wollen. Ja man hat sogar das Gefühl, dass die maulkorblose Zeit nicht 'normal' war.


Hinter mir beim Securitycheck war ein absolut verrückter Kerl. Ich kann ihn leider nicht so treffend beschreiben wie er wirklich aussah. Ich habe Riesenglück, dass der nicht neben mir hier im Flieger sitzt, mit seinem Mundschutz auf dem ein Zombiegebiss abgebildet war. Heutzutage begegnen einem immer wieder Leute, da denkt man sich: 'Gehören die wirklich alle zur gemeinsamen Menschheitsfamilie?' Daniele Ganser würde das eindeutig bejahen.


Jedenfalls bin ich heilfroh mit einigen Exemplaren, die einem täglich über den Weg laufen nicht länger und enger zusammenrücken oder gar einen Raum teilen zu müssen.


Das nächste Gebirge im Anzug. Die Pyrenäen. Fantastisch wie sich die Nebel in dessen Tälern fangen. Auch Schneereste in den Gipfelbereichen sind ausmachbar.

Zugegebenermaßen war ich noch nie so richtig in diesem Gebirge drin. Meine Jakobswegtour begann in Pamplona und vermisste das erste Etappenstück das sich von St. Jean de Pied de Port über die Pyrenäen zieht. Es soll so beeindruckend sein, dass ich es separat noch ein anderes Mal unter die Lupe, oder besser Schuster's Rappen nehmen möchte.


Hier schob sich die Iberische Halbinsel gegen Norden und erhob diese Gebirgsbarriere gegen das heutige Frankreich. Biarritz, der Atlantik, oder doch getäuscht? Ja, getäuscht!

Unser Airbus liegt unfassbar ruhig in der Luft. Die Cabincrew verkauft ihr Zeug. Kaum ein Ort heutzutage wo nicht irgendwie digital herumprobiert wird, in dem Fall 'bezahlt'. Auch das passt unter die Rubrik: 'Kein Charme mehr...' Soll mir noch bitte einer weismachen, dass das digitale Zahlen reibungsloser und praktischer über die Bühne gehe als das mit Bargeld, dann lad' ich ihn gerne auf eine Maß Bier ein. Zahle aber nur in Cash, dann... und auch sonst (fast) immer.


Jetzt wird's richtig bräunlich, Markenzeichen der Iberischen Halbinsel. Trockenheit, Sonne, hellstes Licht, Balsam für die Seele eines Licht-und Wärmehungrigen, zumindestens für acht Monate im Jahr auf diesem Erdteil.


Windgeneratoren auf Hügelflanken, manche still, die meisten unterschiedlich intensiv vom Wind bewegt. Dieses Aride, Bräunliche, das Kahle der Landschaft gefällt mir immer wieder gut bis sehr gut. Wüsten wie die Sahara ebenso.


Meine Seele muss in anderen Leben zu viel in Nässe, Feuchtigkeit und zu wenig in Sonne gesteckt haben. Da ich so einen enormen Freiheitsdrang habe, frage ich mich auch, ob meine Seele in einem Vorleben nicht für länger eingesperrt fristen musste.

Alles ausschließlich Mutmaßungen.


Die Intuition bleibt. Gott sei Dank bleibt sie. Sie ist der ultimativ richtige Wegweiser im Leben. Dafür kann ich nur danken! Die Intuition ist immer der sicherste Leitfaden auf unserem Lebensweg, der beileibe nicht immer luftig, leicht, schwebend über den Wolken verläuft.


Über dem Atlantik.


Wir fliegen in den Sonnenuntergang hinein. Um 9 pm Ortszeit sollten wir auf den Azoren ankommen. Wir cruisen quasi mit der Erdumdrehung rasend Richtung Westen. Sozusagen in einen ewigen Sonnenuntergang. Geht so etwas?

Was ist schon 'ewig'? Unser Körper? Unsere Seele? Nichts?



In Porto musste ich Flugzeug wechseln. Oporto wird es im Flugjargon genannt. Diese Airline hier nennt sich SATA, die Azoren Airline. Es fehlt nur ein N zum absoluten Missetäter. Es gab sogar eine Snackbox gerade eben, das ist mehr als bei TAP, wo es nichts gab, an Futter. Achja, und ein Drink war auch dabei. Allerhand! In Zeiten wie diesen fast schon eher die Ausnahme als eine alte Regel. Und den Sitz kann man hier bei dieser 'Bestuhlung' des Carriers wieder einmal nach hinten lehnen.


Mir geht viel durch den Kopf.

Bei Flügen generell.


Oftmals hatte ich dabei schon, nennen wir sie 'interessante' Ideen. Über den Wolken ist für mich eine Örtlichkeit die meinem Geist guttut. So ist er auch u.a. in der Lage kreativ zu denken. Dafür braucht es das individuell passende Milieu in dem ich mich wohlfühle. Hoch oben ist so ein Platz.


Der Vogel kippt ganz leicht nach rechts unten und pendelt sanft wieder zurück auf den alten, sturen Kurs. Es geht also schnurstracks in die europäische Wetterküche, auf die Azoren, die staatlich zu Portugal gehören. Es sollten nur zwei Nächte in Ponta Delgada werden. Am Mittwoch früh geht mein Flug weiter in den Süden nach Santiago, Praia, auf die Kapverden.


Wo ich heute schlafe ist noch offen. Erst einmal gut ankommen heißt's in PDL und schauen ob meine zwei checked bags auch mitgekommen sind. Dann irgendwie ins Zentrum. Und dort irgendwie in ein Hostel. Wo ich dann sicher froh sein werde wenn der lange Reisetag in einem bunkbed landend ausklingt.


Das Flugzeugsichtloch wird immer trüber, die Kälte und Feuchtigkeit lässt erahnen, dass wir nicht mehr weit der Wetterkücheninselgruppe sind. Dramatische Bilder ergeben sich als wir hineinschwenken, Land sehen und umgehend vulkanische Formationen vom Ursprung zeugen. Mystische Bilder aus der Kabine ergeben sich, die Landung direkt am Meer verläuft gut, die Sonne ist entschwunden.


Dieses Papiersäckchen habe ich bis jetzt auf meinen vielen Flügen noch nie für den Zweck verwenden müssen für den es eigentlich gedacht ist. Was ich damit immer mache ist erst einmal das Flugzeugfenster sauberzuwischen, damit ich möglichst klare Sicht nach draußen habe.


So erhalte ich mir zumindestens den Flugcharme nach draußen, wenn er im Innenraum schon abhanden gekommen sein sollte.


Bom Voo;-))





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