- 10. Juli 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Juli 2021
Der Kaffee, unser liebes Heißgetränk, wird aus der der Kaffeebohne gemacht, die wiederum in der Kaffeekirsche liegt, die am Kaffeestrauch wächst. Meistens sind zwei dieser Bohnen in einer dieser Kirschen eingehüllt. Das ist der Samen, der aus dem Fruchtknoten entsteht, nachdem der Strauch weiß geblüht hat, in Trugdoldenform.
Was ich gerade hier im Hochland von Guatemala sehe sind Kaffeeplantagen wunderbar eingebettet in Hügel und Hänge mit anderen größeren Bäumen. Eine Ökosystem das die Pflanze mag und ein Klima das hervorragend zum Reifen ist. Es braucht genug Feuchtigkeit, wir haben gerade Regenzeit, es gedeiht und wächst alles, man kann die Fülle täglich erkennen.
Die Blätter des Kaffeestrauches oder -baumes sind grün und momentan die Früchte, also die sogenannte Kaffeekirsche genauso. Auf einer Verzweigung befinden sich unglaublich viele davon, die in unterschiedlichen Stadien reifen, so ähnlich wie bei Ribisel, Joahnnisbeeren. Wenn sie reif sind, sind sie in der Regel rot, kann aber auch gelb sein. Die Arabicapflanze ist heute zur Kaffeeherstellung die meist verwendete Sorte geworden.

So sehen die Sträucher und Früchte jetzt im Juli hier im Hochland aus.
Grün und massenhaft. Natur in ihrer Fülle.
Wenn die Frucht ausgereift ist, kann sie monatelang am Strauch hängen bleiben, bevor sie dann schwarz wird, vedorrt und abfällt. Davor aber wird sie natürlich gepflückt, sehr oft händisch, ich würde das zu gerne hier beobachten, aber es ist eben noch nicht die Zeit dafür. Das ist nämlich eine Riesenarbeit und erst der Beginn des Prozesses bis zur trockenen und gerösteten Kaffeebohne die nötig ist.
Wenn biologisch getrocknet wird, dann gibt man der Frucht einige Wochen Zeit und die Pulpe, also der Kirschmantel trocknet teils in die Bohne ein, was ein süßliches Aroma gibt. Für die Massenproduktion wird aber nicht so lange zugewartet und der Kaffee gewaschen und maschinell getrocknet. Sind die Bohnen dann trocken geht es in den wichtigen Röstvorgang, der eine Wissenschaft für sich wurde.
Vertrocknete Kaffeefrüchte vom Strauch gepflückt und aufgemacht
Du kaufst im Geschäft dann entweder die ganzen Bohnen und mahlst sie daheim selbst, oder du erstehst eben gemahlenen Kaffee. Aus 1kg Kaffeekirschen schauen übrigens nur 1 Viertel Kilo Rohkaffee heraus.
Den Ursprung hat die Kaffeepflanze nicht etwa hier in Mittelamerika, sondern in Afrika. Äthiopien gilt als die Heimat des Kaffees. Man trinkt dort Kaffee in einer Zeremonie. Es werden traditonelle Tongefäße dafür verwendet. Und natürlich immer schwarz. Selbst am Flughafen in Addis Abeba kann man sich in der Ethiopian Lounge Kaffee so kredenzen lassen, ein Erlebnis. Und der heiße, schwarze Kaffee schmeckt dort definitiv absolut lecker.
Das heutige deutsche Wort 'Kaffee' entstand aus dem Französischen 'cafe', was wiederum aus dem Türkischen 'kahve' hergeleitet wurde. Dorthin kam es vom Arabischen 'qahwa'. Es bedeutet 'anregend', 'stimulierend'.
Im ostafrikanischen Kiswahili, in dem Arabisches enthalten ist, heißt es heute 'Kahawa'.
In Kenia trinkt man diesen Kahawa übrigens so so stark gewürzt, dass es zumindestens mich aus den Latschen hebt.
So führte der Weg des Kaffees aus Äthiopien über den Jemen auf die Arabische Halbinsel und weiter über Syrien in die Türkei von wo aus die neue Droge nach Europa kam und im 17. Jahrhundert die ersten Kaffeehäuser entstanden. In Istanbul, Venedig, Versailles oder eben Wien. Vorerst tranken die einfachen Leute keinen Kaffee, er war zu teuer, es war den Adeligen und Wohlhabenden vorbehalten den modern gewordenen Trunk zu genießen.
'Werktagskaffee' mit Champurada, Tostadakeks. In der Casa Cakchiquel.
Man sagt dem Kaffee nach anregend, stimulierend zu wirken, man zählt ihn auch zu den sogenannten legalen Drogen und er gilt als Aufputschmittel. Das enthaltene Koffein zählt zu den psychoaktiven Substanzen.
Von Afrika ausgehend wurde die Kaffeepflanze in alle Welt exportiert, vornehmlich in tropische Gegenden, wo die klimatischen Bedingungen bestens passen. Der größte Kaffeeproduzent weltweit heutzutage ist mit Abstand Brasilien, gefolgt von Vietnam, Kolumbien und Indonesien. Äthiopien, Honduras, Indien, Peru, Guatemala, Uganda und Mexiko folgen.
Im letztgenannten Land wird scheinbar weltweit pro Kopf am meisten Coca Cola getrunken. Diesen Eindruck konnte ich in vergangenen 6 Monaten auch gewinnen. Auch hier im Kaffeeland Guatemala ist die Coke-Konsumation erheblich. Kaffee ist aber tatsächlich neben Wasser und Tee heute eines der meistgetrunkenen Getränke weltweit.

Cappuchino im Te Quiero Cafe des Hotels Texel in Panajachel
Als ich aufwuchs hörte man immer, Kaffee ist nur etwas für Große, erwachsene Leute, das war ok. Ich trinke inzwischen als Erwachsener längst Kaffee und hier in Mittelamerika zugegebenermaßen mehr als üblich. Wenn Tee hier eine Kultur hätte, würde ich eher Tee trinken, im Prinzip geht es mir am meisten aber um ein warmes Getränk. Für mich hat Kaffee auch nicht wirklich eine aufputschende Wirkung, die konnte ich kaum noch nachhaltig feststellen.
Ganz anders ist das etwa bei meiner Mutter. Wenn sie schlapp geworden ist, irgendwann am Tag, und sich einen Kaffee macht oder bekommt, kriegt sie wieder ihre Energie zurück, die vorher aus dem Körper entwich. Alte erzählen auch öfter sie dürften nicht zu spät Kaffee konsumieren, ansonsten würden sie nicht mehr leicht einschlafen. Man kann also defintiv feststellen, dass die Substanz individuell und unterschiedlich auf die Menschen wirkt.
Für mich aufputschend wirkt Coca Cola. Das führe ich allerdings weniger auf das darin enthaltene Koffein zurück, als viel mehr auf den enormen Zuckergehalt des Getränks.
In Mexiko, aber auch hier in Guatemala ist es Standard, dass die Einheimischen 2 - 3,5l Cola-Plastikflaschen täglich aus den Geschäften zerren. Nicht nur die Jungen, nein, auch die Mittleren und Alten. Diese schlechte Ernährungsgewohnheit ist wohl von den US-Amerikanern übernommen worden.
Für mich als gebürtigen Österreicher ist die Wiener Kaffeehauskultur legendär, oder etwa auch ein Cafe Tomaselli in der Salzburger Altstadt, in denen auch viel Literatur geschrieben wurde. In diesen traditionellen Cafes, die geräumig und unglaublich gemütlich eingerichtet sind, bedient von klassichen Kellnern der Wiener Schule, kann man viele Stunden verbringen. Wesentlich interessantere als in der Wohnung daheim.

Kaffeeplantage im Mix am Südufer des Lago Atitlan bei Santiago
Meine Mutter mischt bis heute dem Werktagskaffee unter der Woche Titze oder Linde bei. Beides sind traditionelle Ersatzkaffees aus Getreide die mild sind und ohne Koffein.
Meine persönliche Ansicht ist jene, dass vieles in unserem Leben Gewohnheit ist oder recht bald wird, so auch etwa das Kaffeetrinken. Ich selbst kann sehr gut ohne Kaffee leben. Hier in Guatemala muss man aber zwangsläufig zum heimischen Kaffee greifen. Viele Einheimische können auch nicht ohne Coca Cola auskommen. Deshalb kann man Kaffee nicht gegen Cola ausspielen, sondern es braucht hier beide Getränke.
Gerade heute bei einem Picknick am See hab' ich das bei den Clans wieder gut beobachten können. Neben den Thermoskannen mit Kaffee stehen die großen Pullen Coca Cola, oft halbleer oder bereits ganz geleert. Die Plastikflaschen kommen dann nach dieser Einmalverwendung in den Müll. Aber das ist wieder ein anderes Thema...
Ein 'Hoch' auf den Kaffee aus Guatemalas Hochland;-))
(Tiefer wächst er auch...schmeckt halt anders.)