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Das Rauschen des Meeres schluckt die Getudelmusik hier in der Robinson Taverne leider nicht ganz. So hänge ich dazwischen, meine Beine auf dem Terassengeländer zeigen gegen Libyen, zumindest auf das gleichnamige Meer. Der starke Wind der gestern Nachmittag lostobte legt sich nur ganz allmählich. Meine Windfinder App erweist sich wieder einmal als beste Wetter-Windvorhersagequelle. Ein ägyptischer Arbeitskollege der für's Leben gerne surft hat sie mir vor fünf Jahren empfohlen. Wirklich gut diese Applikation bzw. Webseite wenn es sich um den Wind dreht oder auch andere Wettersachen.


Das ist gerade auf bergigen Inseln sehr nützlich, denn man findet meist irgendeine Windschattenseite auf Eilanden, wie auch hier auf Kreta. Wenn's zu arg ist muss man sich halt komplett in den Schutz einer Höhle begeben. Ich bin tatsächlich das erste Mal in Griechenland, diesem alten, zerfallenen Imperium - und finde es bisher sehr gut.


Gut ist auch Griechischer Salat - und wieso nicht gleich hier vor Ort in Kreta am Meer?


Der Mittelmeerraum ist ja schon seit Jahrhunderten oder -tausenden ein wonniger Ort mit vielen Kulturen, Geschichte und vor allem herrlichen Früchten. Das europäische Paradies sozusagen. Obst und Gemüse vom Feinsten, dazu viel Wein und Schafs-oder Ziegenkäse, was brauchten die alten Griechen und Römer mehr?


Ich weiß es nicht!

Fest steht nur, beide Völker waren mit ihren Reichen nicht begnügt und zufrieden genug und zogen hinaus um die Welt nicht nur zu erforschen, sondern sie sich auch einzuverleibnen und untertan zu machen. Mindestens die Welt rund um das Mittelmeer und das Schwarze Meer.

Heutzutage sind Griechenland als auch Italien nicht als reiche Länder bekannt. Das Gegenteil ist der Fall, jedenfalls unter europäischer Brille. Beide Länder hochverschuldet, kurz vor einem absoluten Staatskollaps und Totalbankrott.


So ist das mit Imperien. Zum einen gibt's den oft recht steilen Aufstieg, zum anderen bleibt der manchmal auch sehr tiefe Fall nicht aus. Sieht man von dieser einen Realität ab und blickt hinaus auf's Meer in Richtung Libyen, dann scheint jedoch alles in bester, immerwährender und alter Naturordnung.


Naturordnung?


Bisher wurde ich hier von den Kretern sehr freundlich behandelt. Ich weiß nicht ob es vor den zwei Coronajahren ganz gleich war. Ich habe das Gefühl man bemüht sich besonders um Gäste, mit bester Professionalität.


War heute morgen beim Friseur. Popi nennt sich der Haarschneidesalon. Zuerst fragte ich in einem kleinen Supermarkt an der Straße wo der nächste Coiffeur sei. Der Chef meinte freundlich, 200 m weiter, rechts, ein Scherensymbol sei dort zu sehen.

Das alles war dann so, ich parkte und schritt hinein. Eine kurze, untersetzte, füllige Lady hatte gerade zwei Kunden in ihren Sesseln platziert, vor fast obligatorischen großen Spiegeln.


Sie meinte, ja sie könne mir ihren Service anbieten. Ich fragte: 'Wann?' Sie erwiderte: 'In 15 Minuten.' Ich sagte zu, sie telefonierte und dann kam der Friseur, glaubte ich. In Wirklichkeit war der aber eine schlanke Frau, blond gefärbt, nett, zurückhaltend. Ich fragte sie ob sie Englisch könne. Sie antwortete: 'Yes!'


Nun gut, ihr Englisch war etwas besser als mein nicht vorhandenes Griechisch. Was aber wichtiger war, sie schnitt meisterlich gut und mit ruhiger Hand. Während des ganzen Dienstleisterbesuches dolmetschte ein einheimischer Klient mein Englisch in Einheimisch. Ein zuvorkommender und nicht weniger lustiger Typ. Er wurde bis weit hinauf total kahl geschoren, wie die kretischen Schafe jetzt im Herbst. Ich meinte: 'Du könntest das eigentlich auch selbst machen mit der Maschine!' Er meinte: 'Ja, eigentlich schon. Ich habe das schon so oft selbst gemacht.' Ich darauf: 'Ah, ok, lassen wir die Popi aber auch verdienen damit, dann haben mehr etwas davon!'


Zum Schluss schmiss sich der frischgestylte Mensch nicht ohne Stolz noch einmal genau vor meine Nase in den großen Spiegel und fragte mich wie ich seinen neuen Cut fände. 'Great, my friend!', antwortet ich. Bestätigt wandte er sich wieder seinem Telefon zu, sein Morgen war scheinbar gerettet und mindestens so gut wie meiner.


Bald darauf war auch ich neu geschoren, verließ die Einheimischen rund um Popi und suchte meinen vorerst Lieblingsstrand auf. Kiesel, abgeschliffene Steine in allen Größen, eine Wohltat und geniale Massage für meine Füße. Der Wind blies weiter, noch immer ordentlich, die Temperatur lag bei knapp 30 Grad, das Libysche Meer angenehm badewarm. So kann man eine Woche beginnen, dachte ich mir.



Blicke in die Ferne.

Auf's weite (Mittel-) Meer hinaus.

Der Horizont absolut flach.

Das Wasser schimmert im Sonnenlicht.

Eine Yacht ankert in der Bucht.

Kaum Wellen.

Mehr einem See gleich - das Meer.




Alles weiße Menschen herum. Und manche sind, obwohl der Sommer durch ist, wirklich immer noch jungfräulich weiß wie im Hochwinter.


Rote Weintrauben hängen am großen Rebbaum vor meinem Fenster. Sie verdorren langsam, weil sie von niemanden aufgelesen werden. Die Natur hat wieder einmal üppigst 'produziert'. eigentlich wollte ich im Elsass eine Weinlese mitmachen. Nachdem der August noch einmal feucht wurde war die Lesezeit im September dann wieder so verregnet, dass eine klassische Schönwetterernte nicht zu sehen war. Der Rest des Jahres war sehr, sehr trocken.


Hier auf Kreta geht jetzt die Granatapfelernte los, Trauben weiß und rot sowieso, als auch die zuckersüßen Feigen und Datteln werden geklaubt. Das Mittelmeer, wie bereits beschrieben, ein Eldorado der wonnigen Fruchtbarkeit.


Gerade taucht ein Latinotyp ins Wasser. Jetzt krault er Richtung Yacht. Sein üppiges Haar ist inzwischen nass wie das Fell eines Otters. Die blassen Körper werden von manchen Sonnenanbetern durchmischt. Die Dame, die ich gerade besonders damit meine, stochert mit ihrem Strohhalm in ihrem Orangencocktail. Die Sonne erfasst ihren Rücken, sodass ihre Brille stolz oberhalb der Stirn, am hellblond gefärbten, schwarzen Unterhaar stabil sitzen darf. Ihr Partner hockt ihr gegenüber ganz im Schatten einer Tamariske.


Der Kellner servierte ihm gerade wieder etwas, er kam durch den Kieselgrund schlendernd. Kellner sehen heutzutage teilweise aus wie Beachboys. Adidas - Sneaker, gelbes Teeshirt mit übergroßen Markenzeichen oder anderen Botschaften, kurze Hosen und verdammt wenig Spannung im Körper.

Der Himmel heute wieder sehr klar, blau, vom Nordwind her wie ausgewaschen und frisch gefegt. Hier In der Bucht allerdings merkt man ihn sowieso kaum.


Was ich auf den Kapverden im Juli bereits beobachtete ist hier ähnlich. Liegen sind aufgestellt und es wird nichts für ihren Dienst verlangt. Das wäre früher etwa an der Adria absolut undenkbar gewesen, auch heute noch.


Ein Schmetterling tanzt über die Rebzweige, Musik stört im Hintergrund gerade, es ist Hardrock, unmöglich, ist aber inklusive.

Die tiefbebräunte, blonde Schwarze isst jetzt zu Mittag. Ihre bereits erwähnten Sonnengläser sitzen nach wie vor wie nach vorne gestellte Lauscher eines Fuchses am erhabenen Haupt.

Nicht wenige trinken Bier. Und es ist nicht die 'Wiesn' hier. In der Mittagshitze ein Bier macht mich so kaputt, dass somit der ganze Tag im Eimer wäre, meiner halt. Der der Biertrinker ist hingegen vielleicht sogar gerade deshalb gerettet, zumindest geordnet. Ich lasse den Gerstensaft jetzt aber defintiv aus und versuche mich an einem griechischen Kaffee.


Trauben verdorren - niemand pflückt sie


Die lange, schwarze Shorts des Kellners trägt richtig groß das Nike-Logo am linken Hosenbein. Darüber schweben zwei!! Umhängetaschen um die undefinierte Hüfte, die prallvoll scheinen und seine Taille ganz verschwinden lassen.


Die Insulaner hier kredenzen ähnlich wie die Spanier ihre Tapas immer wieder so kleine Snacks, obwohl man sie gar nicht bestellt. Ein interessanter Brauch oder Unsitte? Oder keines von beiden?


Ich verschlucke mich, trockener Husten - die Yacht zieht ab nach Westen, weiter geht ihr 'dolce far niente' Bade-Genusstag am ruhigen, oberflächlich leeren Meer.

Richtung Westen zu ziehen ist auch mein weiterer Plan für den Tag, während das Treiben hier in der Bucht wohl noch etwas an Geschäftigkeit zunehmen wird - im Verlaufe dieses Nachmittages.


Ich denke Popi und ihre Angestellte haben inzwischen einige andere Insulaner bedient. Vielleicht auch einen weiteren Touristen?!



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Aktualisiert: 29. Sept. 2022


Ich hänge auf der Couch in der Angulo Beachbar in Santa Maria auf Sal, der nordöstlichsten Kapverdeninsel. Sehr angenehmer Rattandiwan mit weißen Lederunterlagen und jede Menge an Pölstern. Nicht so schön wie die ich mit einer Exfreundin gekauft hatte in Oberndorf in Tirol, aber es lässt sich sehr gut lümmeln hier.


Wie lange ich noch herumlümmeln muss heute wird sich herausstellen. Mein Abflug ist um 0:15 geplant, also eh schon nach Mitternacht. Wenn flightradar.com Recht hat, dann hebt mein Flieger in LIS erst mit 2,5h Verspätung ab. D.h. die Maschine ist jetzt noch am Boden, sollte eigentlich aber schon über den Atlantik cruisen.


Eine Pizza gab's nicht, jetzt warte ich auf ein simples Boccadillio, es dauert...


Dass das ein langer Tag würde, das war vorprogrammiert. Erst musste ich einmal schauen, dass ich noch bis zum Abend im Hostel bleiben konnte, das war nicht weiter schwierig, mit etwas Tip.


Jetzt musste ich aber erst einmal den jungen Kellner zusammenstauchen, weil ich auch das komische Brot nicht krieg. Der alte Kellner hat mir noch die Essensunterlagen serviert plus Besteck. Dann ist er verschollen. Bravo!


Eigentlich ist das kein Saftladen, heute jedoch schon. Der Kellner nahm meine Bestellung entgegen, haute ab, sagte seinem Kollegen nix und ich krieg auch nix. Gut, dann gibt's halt nichts mehr am Abend dessen Ausgang noch völlig offen ist.

Wenn ich dem Netz glauben darf, ist die Maschine aus Lissabon weiß Gott wo. Ich hatte diesen täglichen Flug bereits oftmals vorher am Radar verfolgt, auch etwa gestern. Da waren die Vögel laut Netz planmäßig unterwegs und in der Luft.


Da bereitest du alles im Detail vor, und dann kommt alles ganz anders als man denkt. Wie's wirklich kommt ist vorerst offen. Statt um Mitternacht soll's jetzt um etwa 3am losgehn.

Da bezweifle ich gar ob das überhaupt noch etwas wird mit diesem Flug.



Stillstand auf Sal? Die Salzinsel der Kapverden.


Mein aktueller Plan sieht wie folgt aus: Jetzt hänge ich noch bis 10 hier in der Bar herum, hab' Internet und möchte mich dauernd versichern ob der besagte Flieger auch (noch) in Lissabon abhebt, wie ausgewiesen.


Sollte er das tun, dann sind's immer noch etwa 4 Stunden bis er ankommt. Also könnte ich mich noch 2 weitere Stunden im Zentrum aufhalten bevor ich mit einem Taxi zum Flughafen fahre. Das mit dem Plan morgen zu Mittag mit dem Auto von Luxemburg nach Straßburg zu fahren kann ich bereits vergessen und wie (un)schön sagt man im Ruhrgebiet, 'in die Pfeife rauchen'. Gott sei Dank rauche ich nicht. Das würde wenig beitragen zu irgendetwas Nützlichem.


Im Prinzip ist es ziemlich egal was passiert, ich hab' genug Zeit, Urlaub, frei, was auch immer, wie immer man das bezeichnen möchte, genug davon!


Zugegebenermaßen hab' ich gegenüber der Zeit nicht mehr die legere Lockerheit wie ich sie hatte, als ich noch dauerhaft hier in Afrika lebte. Da stand ich öfters an der Straße und hatte keine Ahnung wann und mit wem ich weiterkomme. Irgendwann wird man so relaxed, dass man einfach alles auf sich zukommen lässt. Ja, lassen muss, denn es bleibt einem wenig anderes übrig.


'Thomas, was würdest du tun, wenn du nicht Bleistift und Notizheft gerade jetzt mit dir hättest?'

Ich weiß es nicht.


Mit dem aktuellen Verschriftlichen von Gedanken passiert auch eine gewisse sofortige Therapie, um es nicht gleich als Reinwaschung zu bezeichnen. Ich bin ja eh schon nicht ganz so schlecht im 'Zeit totschlagen', aber besser als etwa ständig am Handy herumscrollen ist eindeutig schreiben oder lesen.


Wartebar am Meer


Erster Anflug von Müdigkeit überfällt mich, eh klar.


Es ist beinahe Mitternacht und der TAP-Vogel ist noch immer am Boden in Europa oder wo auch immer. Am liebsten würd' ich natürlich hier auf der Couch einschlafen und die Brandung den Rest machen lassen. Aber das wird's nicht spielen, leider.



Mittlerweile bin ich im Flughafengebäude von Sal, nahe Espargos. Hab' eingecheckt. Die Maschine sollte in gut einer Stunde ankommen, sie ist also doch noch auf Kurs. Gott sei Dank hab' ich im Zentrum von Santa Maria die Zeit noch gut vertrödeln können. Und zwar hauptsächlich in dem Pizzaladen wo ich mit am öftesten gegessen habe. Die haben wirklich bis Mitternacht offen. Natürlich musste ich wieder ein Focchacio und ein Bierchen konsumieren. Internet gibt's dort auch das funktioniert und so konnte ich sehen, dass die TAP-Maschine wirklich gegen die Kanaren zieht, also auf Kapverdenroute ist.


Neben mir saßen sich drei junge Italienerinnen hin und haben sich je eine ganze Pizza hineingeschoben, um 11pm. Nichts Außergewöhnliches bei den Neurömern.


Dann noch das Taxigeschäft.


Ich war diesen Straßenindianern sozusagen ausgeliefert, meinen Lieblingskollegen, sozusagen. Der erste wollte 20€. Ich sagte: 'No!' Fertig die Diskussion erstmal. 15 war meine Schmerzgrenze, um die er dann später doch bettelte und fuhr, durch die Nacht von Sal. Ein wundervoller Sternenhimmel über unserem belebten Kosmos begleitete uns Nachtschwärmer.



Diese liebe Wasserschildkröte sollte ihren Job eigentlich nachts verrichten hier am Strand. So aber war ich schon zugegen und durfte sie länger beobachten, was für ein Glück und Geschenk?!



Jetzt werd' ich wieder einmal müde. Es wird so gegen 1:30 am sein.



Hier hänge ich in Lissabon nicht in den Seilen, aber Gott sei Dank auf dem Boden. Es war schwierig genug irgendeinen Platz zu finden in diesem absolut überfüllten Hub Portugals.

Warte auf einen Flug nach Porto, der nicht wirklich auf meinem Routenplan stand.



Es ist Mittag.

Ich sitze nicht zu Hause in Walferdange, sondern verschlafen im Flug von Lissabon nach Porto. Wunderschönes Wetter.


Natürlich kam unser Flieger aus Sal viel zu spät nach Lissabon, keine Chance den Anschlussflug nach Luxemburg zu erwischen.


So hässlich ist diese Portugal gar nicht aus der Luft! Winter möcht' ich jedoch keinen verbringen hier an der rauen Atlantikküste. Ich bin sauer, weil ich viel zu wenig Schlaf habe. Es war nie mehr als eine Stunde die ich durchgehend gut ruhen konnte. Der Körper müht sich dann durch den vorgegeben Weg anstatt auf einer Parkbank am Fluss unter Weiden zu laben.


Das connecting flight Management von TAP in LIS war eigentlich lobend zu erwähnen, sehr, sehr engagiert. Bis auf mein Ticket lagen bereits alle anderen neuen auf einem Tisch, von zwei Krisenmanagern betreut. Es verpassten ja viele allein aus unserer Maschine ihre Anschlussflüge. Dabei sind einige Passagiere schon völlig außer Rand und Band. Wenn ich mit dieser Laune des Tages nicht fertig werde, wie soll ich dann richtige Krisen bewältigen?


Mein Ticket wurde von der Servicedame umgehend nachgedruckt und daneben ein Essensvoucher für 6 Euronen. Zugegeben, den Bauch schlägst du dir am Flughafen für diesen Gutschein nicht voll, aber ein Wasser müsste dafür zu bekommen sein. Ich werde dieses Ding aber erst in Porto einlösen, wenn ich die Zeitplanung nicht wieder völlig aus dem Ruder gerät. Ich hab' das Gefühl die Airline kriegt gerade gar nichts pünktlich hin.


Windräder unter uns am Boden, einige bewegen sich.


Es rauscht fürchterlich. Die Turbinen des Carbonschiffes dröhnen durch die Luft. Es ist kalt. Heute hab' ich genug vom Fliegen und TAP. Nicht einmal den Minigutschein konnte ich in Porto einlösen, war nur für Lissabon gültig. Kein weiteres Kommentar dazu.


Wir scheinen über Paris zu segeln, ein Riesenflughafen tief unter uns. Ich habe einmal gebrannt für's Fliegen. Diese Zündkraft geht seit Corona 2020 allmählich zurück. Wie gern hab' ich mich früher mit Stewardessen unterhalten, über Allgemeines und Technisches, Geographisches. Heute nehm' ich mich vor genau diesen Flugbegleitern besonders in Acht, weiche fast jedem Blickkontakt aus, mit oder ohne Maulkorbmaske, fast egal. Sie sind die Schergen der Unterjochung geworden. Sobald du die Flugzeugtür betrittst gibt's ein ernstes, komisches Gesicht hinter diesen hohlen Masken, Die Menschlichkeit bleibt auf der Strecke.



Kalt in diesem Vogel, fürchterlich.


Ich sitze am Fenster, wie meistens. Bin jedoch froh, wenn der Flug bald landen wird, hoffentlich bald und gut. Kein Bildschirm, keine Info, kein Snack, kein Drink, kein Lächeln, es ist kalt geworden inzwischen in den Fliegern. Nicht nur außerhalb wo am Fenster Eiskristalle entstehen und die Sicht arg trüben.


So endet ein langer Tag wie üblich, so auch dieser - mit der Nacht. Wir landen gut. Ich verfahre mich noch mit dem Stadtbus der mich im Nowhere absetzt. Aber das ist noch einmal eine andere Geschichte. Auch in dieser Nacht sehe ich irgendwann ein Bett. Trüb aber doch. Spät auch.



Vergessen ist der lange Tag. Die Müdigkeit beamt das Bewusststein in andere Sphären.






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Ich warte.

Worauf eigentlich?

Auf bessere Zeiten?


Die jetzigen sind aber doch immer die einzigen die wir haben. Somit sind sie auch die besten.


Wieder sitze ich hier auf eine grüne Holzparkbank am Plateau, dem erhöhten Zentrum Praias. In der Mitte ein großer, schöner kreisrunder Brunnen. Ein Vogel zwitschert wunderbar.

Der Brunnen ist trocken.


Leuchtend rot blühende Bäume durchbrechen das Grün der anderen angelegten Parksprösslinge. Vor dem Büro der CV Interihlas wieder Menschentrauben. So wie bereits am Freitag.


Meiner aktuellen Recherche nach gibt's Havarien mit einem Schiff, mit mehreren oder gar mit der ganzen Company die das Transportgeschäft zwischen den Inseln hier betreibt. Jedenfalls sind sie am Start nachdem die alte Gesellschaft gefeuert wurde oder so ähnlich. Schon wie am Freitag hab' ich so eine Wartenummer gelöst. Ob ich sie einlöse steht noch offen. Ab von dem chaotischen Fährbetrieb gibt's auch eine Fluggesellschaft namens bestfly, die die Inseln hier abfliegt. Natürlich um einiges teurer, und ich will sie mir zumindestens noch nicht leisten.


Mal sehen. Kommt Zeit kommt Rat heißt ein Sprichwort.

Wenn du dir nach oder in Afrika nicht Zeit mitnimmst, dann holt sie dich ein und holt sich sie. Bis du im lassez afare landest und nicht mehr aus den Seilen kommst, bis dich die Geschäftigkeit eines weiter nördlich liegenden Flughafens wieder vollends verschluckt.


Heute um 3 pm noch mit der fast ferry nach Fogo zu schippern gebe ich hiermit auf. Nur kein Stress. Was nicht geht, geht nicht und soll nicht sein.




Warten worauf? Jedenfalls, ich schleck' mein Eis!


Eigentlich wollte ich aber das andere Thema mit der Minibusfahrt noch beschreiben...

Und eigentlich ist es ganz gut, dass ich nach dem gestrigen Transfernachmittag heute somit keine neue Interinsularreise mehr angehe, sondern alles erst einmal sitzen lasse.


Gesessen bin ich gestern im Minibus. Um 13:11 blickte ich auf mein Handy, da nahm ich Platz im weißen Asienshuttle am Taxistand in Tarrafal. Zugegeben, ich erwartete mir am Sonntag von vorneherein keinen schnellen Transport in die Hauptstadt.


Ich saß als Erster im Kleinbus. Temperatur ok, alle Luken geöffnet. Wind durchflutet die Kiste.

Vielleicht saß ich eine halbe Stunde alleine drin, dann erschien der zweite Fahrgast. Eine Riesenfrau mit ebenso viel Gepäck. Vom Gemüt her eine sehr relaxte Person.

Vielleicht weitere 20 Minuten darauf erscheinen die nächsten Gäste am Horizont, ein U10 Mädchen und ihre Teenager-Schwester mit weißer Reisetasche und hohen Henkeln.


Inzwischen konnte ich glauben, dass es heute doch irgendwann losgehen könnte, genau in dieser Karre. Der Boy der schon mich bereits in sein Gefährt gelockt hatte, versuchte unentwegt im Umkreis des Taxistandes weitere Kunden zu finden. Für wahr, ich wollte nicht tauschen mit ihm, kein leichter Job an einem stinklangweiligen Sonntag -Nachmittag.


Jetzt kamen Männer dazu. Ein Vater mit seinem Buben. Der Mann telefonierte immer wieder überlaut bis er schließlich irgendwann auf der Strecke mit seinem Sohn das Fahrzeug verließ. Die Zwei saßen neben mir. Genau hinter mir nahm noch eine schüchterne Dame Platz, bei deren Mutter wir später noch weiteres Gepäck abholten. Genau vor ihrer Haustür versteht sich, in einer engen Gasse.


In der letzten Bank wo sie war türmte sich neben einem sehr hilfsbereiten Mann immer mehr Gepäck, das durch die Heckklappe gereicht wurde. Dann rückte ein Businessman in den Sitz genau hinter dem Fahrer. Nun kam eine große Madame mit zwei kleinen Söhnen. Die Frau sehr adrett, groß, Topfrisur a la Hochsteck plus vielen Taschen, eh klar. Sehr oft bezauberte sie verschiedene Mitmenschen mit einem ziemlich charmanten Lächeln. Der ältere Sohn mit etwa drei musste direkt vor ihre gespreitzten Beine sitzen, auf einer oder mehreren Gepäckstaschen drauf. Die Nummer Zwei, die mit dem Megahintern, war inzwischen auf den Copilotensitz geklommen.


Der Fahrgastsucher stellte sich langsam als Fahrer heraus und startete den Verbrennungsmotor des polierten, weißen Transporters. Die große Dame mit den zwei Söhnen glaubte es geht los, ich auch, und sie zog die Schiebetüre nach vorne. Der Fahrer aber öffnete sie darauf wieder von außen, also wohl doch Fehlalarm.


Kinder am tollen Strand von Tarrafal



Trotzdem, nach etwa 2 Stunden meines Taxiwartens!! bewegte sich der Transporter.


Nun war die übliche noch einmal Durch-das-Dorfrunde dran. Wie eine Labyrinthmaus tuckerten wir durch die Winkel des Zentrums, nicht etwa um unnötig Sprit zu vergeuden, nein! Um noch den einen oder anderen weiteren Fahrgast aufzuschnappen.


Noch auf der Hauptstraße hüpfte ein Endteenager herein mit Tasche und seinem verpackten Bodyboard, das er rechts neben sich direkt vor der Schiebetür aufstellte. Die Bubenmama musste bis zu diesem Zeitpunkt bereits unzählige Male ihre Taschen umräumen, damit sich alles ausging, neu justieren, und immer aufpassen, dass nichts hinausfliegt vom niederen Transporter.


Man weiß, in Afrika fährt ein Auto, Taxi, Bus ab wenn es, er voll ist, das ist Tatsache. Die einzige Frage die immer offen bleibt ist: 'Wann ist unser Gefährt denn wirklich voll?'


Wenn DU glaubst es ist proppevoll, kommt nicht vielleicht noch einer herein. Nein, das können auch noch fünf oder gar noch mehr sein, kein Scherz!


Am Turkana Lake saß ich etwa mittig vor dem Lenkrad. Ich hatte das Lenkrad fast direkt vor mir. Nicht ich aber lenkte das Ding, nein! Der Fahrer saß noch links von mir und steuerte das alte Toyotaauto. Zum Schalten hatte er seinen Arm ständig vor meiner Nase. Wie das Ganze doch irgendwie funktionierte kannst du nur nachvollziehen, wenn du selbst in der Karre als Gefangener drin warst.


Ich hab' eins gelernt in vielen Jahren Afrika. Du kannst nie wissen wenn etwas voll ist und die Reise losgeht. Der driver wird bis zum bitteren Ende der Tour alles versuchen um mehr als maximal Gäste, respektive Fahrgeld herauszubekommen mit seinem Deal. Glaub' aber bitte nicht, dass er für irgendetwas geradesteht bei einem Unfall.

Mamas Afrikas müssen viel erleiden und erdulden, seit vielen, vielen Jahren schon - weil für Kinder nicht noch extra bezahlt werden will und kann werden sie dorthin gequetscht wo's gerade noch geht


So war es auch an diesem von der Sonne verwöhnten Nachmittag auf der Insel Santiago.

Als wir das Nest dann wirklich endgültig verließen, kam es an den Stadttoren zu einem weiteren Halt. Die Madame musste sich, glaub' ich, erst zurechtmachen. Direkt vor ihrer Haustür wartete der ganze, volle Bus. Taschen wurden bereits in den Shuttle geräumt. Die Mama mit den zwei Söhnen musste wieder einmal Gepäck umschichten, damit alles wieder neu passend wäre.


Jetzt dachte ich mir, ich geh' den Fahrer an mit: 'Ich oder wir haben bereits 2 Stunden gewartet bis zur Abfahrt. Entweder die Madame steigt jetzt sofort aus ihrem Haus aus und in das Taxi herein, oder ich steh' auf und gehe!' Ich weiß dieser Auftritt hätte seine Wirkung gehabt, so viel kenne ich mich bei den Schwarzen aus. Warum ich es mir trotzdem noch verkniff und nicht machte, war: Ich wollte den Fahrer nicht von meiner Seite her Stress geben, den er dann mit einer Henkersfahrweise ausgzugleichen versuchen könnte. Denn das würde aller Wahrscheinlichkeit nach passieren. Man merkt jedoch, der Schreiber war geladen. Die Krux ist ja: Niemand der anderen Fahrgäste regt sich lautstark darüber auf.

Alle hocken mit ihrem Sozialfrieden da, denken sich viel, machen aber nix. Ja höchstens, hinterher reden und plappern. Das kenne ich aus zu vielen Begebenheiten in meinem Leben.


Ich brauche bei Gott keine Extrawürste, ansonsten würd' ich sicher nicht in so einem Sammeltaxi sitzen und unterwegs sein. Allerdings mach' ich meinen Mund sicher auf, wenn das angebracht, nötig und geschickt ist. Dieses in der Masse verharren ohne zu mucksen hat die ganze Corona-Zeit definitiv verlängert, auf gut zwei Jahre. Sie ist noch nicht vorbei. Denn die mentalen und gesundheitlichen Schäden der Mitmenschen sind mitunter erheblich und langanhaltend.


Diese Madame kroch irgendwann aus ihrem Haus. Im Schlepptau auch ein Mann, ihr Freund, oder so. Sie bekamen tolle Sitze. Die Geschwistermädchen mussten ihre Bank räumen und wurden in andere Nischen gequetscht. Das war also jetzt der wirkliche Beginn der Inseldurchquerung? Ja, schon!


Ein Megakonvoi einheimischer Moped- und Motorradfahrer begleiteten uns jetzt, überall waren sie, rechts, links, hinten, vorne. Manche rissen ihre Kisten mit Wheelies hoch, viele mit extralautem Geknatter. Klar, man wollte auffallen im Schutze der Gleichaltrigen und Gleichgesinnten, ein Zeichen setzen am langweiligen Sonntagnachmittag. Eine typische und klassische Nachmittagsrallye der testosterongesteuerten Jugendlichen von vor Ort. Jugendbande wäre übertrieben ausgedrückt, dafür ist der Zusammenhalt intern, glaub ich, zu lose.


Wenn man die Straßen der Insel kennt, dann ist das ein Eldorado für einen Moto-Biker. Wir schraubten uns Kehre nach Kehre hinauf. Die Einspurer ständig als Begleitschutz, oder doch mehr Gefahr? Nebel schlich sich ein und umhüllte uns bald, es wurde frischer, wir erreichten wohl die Passhöhe. Der Asphalt, die Straßen ähnlich wie auf den Kanaren top in Schuss. Keine Löcher. Ich denke der Teer haftet in diesem vulkanischen Terrain einfach bestens. Außerdem fehlen große Kälte oder Megatemperaturunterschiede.


Einige Tage später


Hänge hier mehr oder weniger in den Seilen am Kieselstrand von Ciudade Vehla. Die alte Stadt die sicher einiges erzählen könnte von den vergangenen Jahrhunderten. Ich musste höchste Zeit einmal raus aus diesem Praia, zu lange schon hält es mich dort gefangen. Nach Anfangseuphorie bin ich inzwischen in geläutertem Zustande. Der Grund, ein Inselhopping wie ich es mir vorstellte ist in diesem Sommer schier unmöglich.


Ciudade Vehla mit den Holzbooten der einheimischen Fischer


Fogo, die benachbarte Insel ist fährtechnisch gar nicht erreichbar, denn das Transportunternehmen hat Megaprobleme mit seinen Fähren. Scheinbar klappe nur die kurze Verbindung zwischen Sao Vincente und Sao Antao im hohen Norden. Das die Auskunft dieser Woche, nachdem seit letzten Freitag ständig Menschentrauben vor deren Büro auf dem Plateau warteten. Also Fogo nur teuer via Flug erreichbar, sehr teuer. Und Rückflug hab' ich gar keinen mehr finden können.


Dann wollte ich Sao Vicente buchen, einen Flug nach Mindelo. Für Wochen ausverkauft. Von dort aus hätte ich vorgehabt nach Sao Antao zu schippern und dann zu hiken und biken auf diesen märchenhaften Basaltpflastersteintrails. Pflasterwege, gepflasterte Straßen, viele, sind hier top angelegt und ein fast ewiges, stabiles Werk, wie es scheint. Gut, es hat keinen Sinn alles aufzuzählen was nicht geht. Die viel konstruktivere Frage ist: 'Was geht denn?'


Nach Sal sind Flüge buchbar. Nachdem ich bereits 3mal online bei der Zahlung via Kreditkarte in den 'Erro' geschickt wurde, fand ich mich dann gestern in so einem Reisebüro wieder und ließ die Dame das machen. Zweimal sagte sie mir, oder waren es dreimal: 'Es dauert noch 5 Minuten.' Sage und schreibe brauchte ich eine gute Stunde in diesem Bürochen um das Ticket dann erfolgreich gezahlt zu haben.


Unterhalb dieser Prozedur besuchte ich eine Mama in einer nahen Favela und schenkte ihr gebrauchte T-Shirts. Im Office selbst begann ich am Kindle zu lesen bis ich der engagierten Dame irgendwann sagen musste: 'Todo es lento en Cabo Verde!' Sie konnte mir nur zustimmen. So in einem Reisebüro war ich vielleicht vor der Jahrtausendwende das letzte Mal. Am Voucher wurde dann mit Neonfarbstift das Wichtigste markiert, damit auch noch der hinterletzte Pauschaltourist versteht was was zu bedeuten hat und wann man wo zu sein hätte.


Gestern wechselte ich auch das Zimmer in meinem Haus, denn vom Bad aus gab's immer wieder Überschwemmung. Das neue hat eine Badewanne, die ich sehr rasch verwendete um meine Wäsche zu waschen. Leider funktioniert das Internet im neuen Zimmer nicht. Dafür muss ich raus, das ist schlecht, aber bis morgen kein Problem.


Morgens und vormittags gibt's in Praia immer das gleiche Wetter. Vollbewölkt, keine Sonne. Immer dasselbe.

Zu Mittag lichtet es sich meistens und darauf hat die Sonne die Oberhand. Der place to be in Praia ist eindeutig der Cubra Playa. Dort geht das Leben ab. Heroben auf der Straße noch eine workout Station und Basketballmöglichkeit. Der andere place to be ist das Plateau, Regierungsviertel bzw. Markthalle mit Fußgängerzone plus Cafes. Mit den Bussen kommt man blendend herum, 40 Cent pauschal pro Fahrt. Autotaxis verlangen 200 Cent pro Fahrt.


Fischen, eine menschliche Urtätigkeit - Bub in Tarrafal


Während ich einen fantastischen Blick auf die Brandung und Wellenbewegungen hier vom Strandcafe aus habe umwebt mich diese klassische, wie ein Katzenschwanz herumschmeichelnde Ocean-Breeze. Ich hatte einen Cappuchino getrunken und dazu ein Cornetto geschleckt. Ich weiß gar nicht ob dieser Klassiker von Tüteneis noch so heißt?

Es war zu meiner Kindheit und Jugendzeit das Topeis das man sich bei weitem nicht immer leisten konnte, 10 ÖS. Ein Twini oder Jolly war 3,50 ÖS. Magnum gab es noch nicht. Ein Brick oder Brickerl war 5, ein Nogger 6 Schillinge. Die gute alte Jugendzeit, alles hatte seine Ordnung, oder auch manchmal nicht;-() Diese Ordnung gibt es immer noch, so wie die Unordnung. Nur das Geld hat heute noch mehr Macht erhalten und Wichtigkeit bei den Menschen. Narzissmus und Selbstinszenierung gelten als normal. Sind es aber nicht.

Beides unnütz.




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