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Die Reise hat begonnen.


Ich bin schon fast mittendrin, oder sagen wir, ganz dabei.


Nach einer durchwachsen geschlafenen Nacht verabschiede ich mich bei Api und seinem kleinen Sohn und bedanke mich für ihre Gastfreundschaft in ihrem neuen Haus hier an der Küste des Südostsenegal an der unmittelbaren Grenze zu Guinea-Bissau. Nach etwa 4 Jahren ist sein Haus fertig. Ich logierte im ersten Stock des Anwesens mit 4 Zimmern plus Küche, Wohnzimmer und Balkons. Nicht nur das, eine Dachterasse mit Waschgelegenheit, eigentlich alles ein Traum. Api, in Ziguinchor geboren, ein Mann wie aus einem Sklavenhändlerfilm. Groß, kräftig, bullig mit Bart. Etwas schwerfälliger Gang. Sein Äußeres ist markant und eher abweisend. Sein Herz hingegen warm und offen. Er wohnt mit seiner Frau aus Hamburg die Hälfte des Jahres in Deutschland und die andere Zeit hier in seinem Heimatland.


Es ist 9.

Seine Frau schläft noch. Ich lasse ihr schöne Grüße von mir ausrichten. Der kleine Junge von etwa 3 Jahren weint oft. Vielleicht drückt er die Hin- und Hergerissenheit des Paares aus, das aus zwei unterschiedlichen Kulturen und Welten stammt. Api selbst spricht perfektes Deutsch, er lebt und arbeitet schon lange in Europa. Wie es ihn genau dorthin verschlagen hatte, weiß ich nicht. Seine deutsche Frau hat er erst später kennengelernt, sie war nicht der Emmigragtionsgrund für ihn.



Im Haus wohnt noch eine angestellte Familie, wie es so üblich ist. Sie putzen, warten und versorgen das Haus. Api erzählte wie stressig die Zeit des Hausbaus war. Man kann sich nicht vorstellen wie lästig die Afrikaner sind, wenn sie sehen, hier können wir etwas Kohle machen. Es kommen immer mehr daher. Wenn man da nicht rigoros einschreitet hat man Tag und Nacht keine Ruhe mehr. Sämtliche Innentüren die aus Holz gemacht wurden lassen sich schlecht schließen, es fehlt an Feinabstimmung. Einmal war ein junger Einheimischer hier und hat das Gröbste verbessert. Ich hab nur das Ergebnis gesehen, nicht den Entwicklungsprozess. Aber ich kann mir gut vorstellen wie das alles lief. Wenn du nicht ständig selbst sämtliches Baugeschehen an deinem Haus beobachtest, kontrollierst und verfolgst, dann wirst du ausgenommen und hintergangen wie eine Weihnachtsgans. Der Boss muss around sein, ansonsten haut vieles nicht nur nicht hin, sondern kommt ins gerade Gegenteil.


Rinder am Atlantik - das ist Westafrika



Aussicht von Apis Haus gegen Osten an einem diesigen Morgen


Es schmeckt gerade nach Fleischsauce mit viel Zwiebeln. Ich sitze am Tischeck eines simplen Restaurants in Ufernähe des fleuve Casamance. Der Oberkellner, kein Witz, der Chef selbst, in Moslemtalar und Bischofsmütze in helllila wollte mich bereits des Weges verweisen, denn er konnte nicht glauben, dass ich kein Fleisch möchte. Übrig bleibt Couscous, dazu gab es ein Töpfchen mit Zwiebelsaucenauflauf das ich über den trockenen Couscous kippte. Es war zwar etwas zu viel gewürzt für mich, doch es ging noch ohne ständiges Wasserschlucken nebenbei. Eine zu süße Ananaslimonade jetzt noch als Dessert, alles gut soweit.


Ich spaziere also von Apis Haus durch die Sandpiste hinaus zur Hauptstraße, die geteert ist. Bald nimmt mich ein Citroenfahrer mit, am Zentrumskreisel steige ich aus, zahle 200 CFA und kaufe gleich in der Billeteria ein Ticket nach Ziguinchor. 1300 CFA. Ich schlüpfe in den weißen Mini-Transporter. Kaum sitze ich geht das Theater mit meinem zweiten Rucksack (schon wieder) los. Ich soll ihn unbedingt auf's Dach geben lassen. Das kommt für mich jedoch nicht in Frage. Diesen Umstand habe ich ja bereits in einem Blog vorher beschrieben. Keine Streiterei hilft, ich steige aus, gebe das Ticket zurück und lasse mir das Geld wieder auszahlen. Der Manager, bzw. der Mann der sich als solcher wichtig macht ist stinksauer, dass er sich nicht durchsetzen konnte. Ich bin auch angeärgert, denke mir aber, dann eben nicht so, wohl irgendwie anders, wie weiß ich noch nicht.


Ich marschier mit meinen schweren Säcken die Dorfstraße hinunter, schaue bei dem stinkenden Laden hinein wo normalerweise Geld gewechselt wird, und bekomme, Gott sei Dank auch 50€ in France, der Kurs schlecht. Ich sage ihm das auch. Das ist nicht fair!

Das ist ihm zwar egal, aber ich weiß sein Gewissen ist nicht seelenruhig bei dem Deal.

Ich andererseits momentan angewiesen auf seinen Dienst.


Ich trample weiter auf der rechten Straßenseite durch dieses chaotische, verdreckte Zentrum und bald bleibt wieder ein Auto stehen, das ich anhalte. Der Fahrer angenehm, bringt mich zur Kreuzung wo es links nach Ziguinchor weggeht. Ich frage ihn noch, ob er nicht privat dorthin fahren könne, aber er verwies mich auf die andere Straßenseite.


Mitgehangen - Mitgefangen


Dort setzte ich erst einmal meinen größeren Sack am Wellblech einer Bude ab und stoppte erneut. Ein Jeep fuhr durch mit Dachträger und Zelt wohl. Sein Autokennzeichen FFB, Deutschland. Schade, dachte ich, die hätten mich als Weißen bestimmt mitgenommen, zu spät, es war zu unvermutet schnell gegangen.


Es tuckerten weitere Fahrzeuge durch, viele aber bleiben auch in unmittelbarer Nähe des Ortes. Einen Kastenwagen halte ich auch auf. 40m weiter hält er, ich denke das hat jetzt nichts mehr mit mir zu tun. Dann ein Mann in weißem Talar plus Kappe deutet mich heftig zu genau diesem weißen, alten Kastenauto. Ich schaue beim Seitenfenster rein und frage: 'Ziguinchor?' 'Ja!', die Antwort, 'Steig ein!'.Hinten der Laderaum voller Eier, vorne der Beifahrersitz frei soweit, am Boden halt allerdings ein Sack. Ich quetsche mich rein, meine beiden Säcke sind jetzt so vor mir auf dem Schoß, dass ich nichts mehr sehe. Mein Kopf tuschiert oben, die kaputte Sonnenblende tut ihr Übriges, und los geht's. Unglaublich bequem ist das Ganze nicht, weshalb ich versuche zurückzuschielen in den Laderaum, denn mein großer Sack könnte doch wohl irgendwie nach hinten, denke ich, das würde ordentlich helfen vorne doch noch Luft und Sicht zu kriegen.


Tatsächlich, nach weiteren ein paar hundert Metern lässt der zurückhaltende, freundliche Fahrer stehen und wir klappen die Rücktüren zur Seite auf. Alles Eier. Trotzdem setzt er meinen grünen Seesack mit auf den zentralen Karton. Ich denke mir, ok, er wird hoffentlich wissen was er tut.


Wieder im Cockpit fordert er mich auf mich anzugurten, die Reise geht los und weiter. Jetzt ist es vorne halbwegs sitzbar. Nach oben hin halt absolut keine Platz.

Der Minibus der mir die Mitfahrt verwehrt hatte immer irgendwie hinter uns. Wir passierten die erste Gendarmerie Kontrolle. Ich hakte nach, insgesamt gäbe es drei, meinte der Chauffeur. Diesen Check durchfuhr der Mann so geschickt und freundlich, dass kein Stopp seitens der Uniformierten angezeigt wurde.


Ich fragte den Lenker: 'Fährst du diese Route täglich?' Er antwortete: 'Nein, aber schon öfter.'



Sitze hier im Hospital 'Silence' für einen C-Test. Um 9 soll aufgesperrt werden. Die Nacht war hart. Moskitos, laut bellende Hunde, abgefucktes Hotelzimmer. Egal, es ist vorbei und ich habe wieder mehr Kraft meine Rucksäcke zu tragen als noch gestern. Gestern war hart. Ich war am Limit nachdem mit dem Kastenwageneiertaxi alles so gut lief, vorerst, wirklich verdächtig gut. Mir kam das bereits auffällig vor, aber der Eiermann brachte mich sogar noch in unmittelbare Nähe der Absteige die ich ausgesucht hatte. Ich holte meinen Sack aus dem Laderaum, alles heil, nichts beschädigt. Gab dem Mann 5.000 CFA, er freute sich ordentlich darüber. Kein Wunder, wenn es stimmt, dass er 7 Kinder hat, so wie er erzählte, und der alten Renault nicht ihm, sondern seiner 'societe' gehörte, wie er meinte, dann konnte er dieses Taschengeld richtig gut gebrauchen.


Nun kuckte ich auf meine maps app und versuchte die geplante Unterkunft im Staub des Stadtviertels Nema der ehemaligen Sklavenstadt Ziguinchor zu finden. Vorab, weit weg konnte ich nicht sein, im Gegenteil. Trotzdem die nächste volle Stunde fand ich das Ding nicht. Inzwischen wurde mein Gepäck am Körper schwerer, auch Hunger plagte mich. Die Locals kannten dieses Guesthouse nicht, ich hatte sogar den Straßennamen plus Hausnummer dazu, vergebens, es half nicht, ich fand die Absteige nicht.


Irgendwann gab ich auf und legte meinen Fokus darauf einen Afro-Plastiksessel zu finden, wo ich mich etwas ausruhen könnte. Und zweitens etwas zu essen. Ersteres fand ich in zwei Kneippen, zweiteres Fehlanzeige. Ich saß dann zwar, aber ich wusste, essen ist hier nicht. Unfassbar. Die Klitschen hatten zwar offen, aber es gab nichts was ich speisen konnte, mein Ärgerlevel, mein Unmut war hoch, immer noch steigend.


Als Single Traveller bist du mit deinem Gepäck so verbandelt, dass du manchmal schwer festhängst, und nicht eben schnell irgendwohin springst um irgendetwas vielleicht sogar sehr Wichtiges zu erledigen. Es geht dann ganz einfach nicht. No way.


Irgendwann fallen mir komische Farben einer Hausmauer auf. Die sind doch denen der Fotos im Internet, meiner ausgesuchten Herberge verdammt ähnlich, oder?

Inzwischen waren vielleicht 2 h vergangen nachdem ich den Eiertransporter verlassen hatte.

Egal, hier, genau hier war diese Absteige. Super! Ich läutete an der Tür, schaute durch das Schloss des Gates in den Innenhof. Nichts rührte sich. Innen Totenstille, ich kann nicht rein. Natürlich kam ich später noch einmal vorbei, wieder dasselbe, niemand öffnete.


Tja, erstens kein Erfolg bei der Herbergsuche, zweitens mein Hunger war ordentlich, drittens die Kraft meine Säcke weiterhin zu schleppen schwand noch mehr, nicht zu reden von meiner nicht mehr vorhandenen Motivation und der wirklich miesen Stimmung.


Ich entschied jetzt ein Taxi zu nehmen um nach vorne an den Casamance Fluss zu fahren und einmal mein Gepäck hinzuwerfen, in dem alten Nobelhotel am Fluss und rauszublicken über's Wasser, in einen weiten Horizont.


An der Casamance


Mittlerweile sitze ich am Provinzflughafen von Ziguinchor. Aber herausen auf einer staubigen Afrobank. Sie wackelt nicht einmal allzusehr. Musste vom Test noch einmal raus, weil mir 2.000 CFA fehlten. Der Typ nahm 5€ nicht. Draußen irgendwo auf der Straße konnte ich dann diese kleine Euro-Banknote wechseln. Ging wieder rein, zahlte und hoffte heute bis zum Abend dieses unsägliche Dokument von Test zu erhalten, auf mein Handy. Lieber hätte ich es ausgedruckt gehabt, aber das wäre erst um 3 pm soweit gewesen. Ich hatte jetzt gerade noch 'mille' France für den Taxler zum Flughafen, wobei dieser Name ist etwas übertrieben für die Annehmlichkeiten die du hier vorfindest.


Noch 2 h zum Flug. Seit ich meinen, den nach Cap Skirring verpasst hatte, nehm ich Air Senegal ernst. Die sind schärfer mit den Zeiten als jede West-Airline. Sie brauchen dann ja auch um 17 Kofferzu verladen 17 Minuten. Afrika wie es leibt und lebt hier in der Provinzhauptstadt Ziguinchor, die mit gut 200.000 Leuten angegeben wird. Einst handelten Portugiesen und die anderen Kolonialherren hier mit Sklaven. Heute wird alles geschachert was Geld macht. So ein PCR Test etwa den man vorweisen muss um reisen zu dürfen.

Wie verrückt muss diese Welt eigentlich noch werden?


Blick in Richtung des Atlantik auf der linken Fliegerseite



Bin wieder zurück in Toubab Dialaw. Dort wo vor drei Wochen meine Senegal -Tour begann. Ich bin hier zwar nicht daheim. Doch ist mir bereits vieles so vertraut, dass es sich gut anfühlt.


Das Warten auf dem abgelebten Provinzflughafen von Ziguinchor war nur teilweise kurzweilig. Zuerst schreib ich ja, draußen auf der schmalen Holzbank. Aber immer kann ich auch nicht schreiben. Und am Smartphone herumspielen, das ist nicht meins. Da bleibt dann noch das ganz klassische Beobachten dessen was sich vor deinen Augen abspielt.


Wirklich faszinieren mich die uralten Renaultkisten mit denen herumgereist wird. Verschiedene Fluggäste trudeln ein, eben in diesen alten Kästen. Sei es ob als Taxi verkleidet in gelb-schwarz, oder quasi ungetarnt, ungeschminkt. Die Fahrer meistens overrelaxed und rein auf die Kohle aus, es ist ja ihr business um die Familie durchzubringen.


Als ich dann bereits den Security-Check hinter mir habe und vorne auf einem Gestühl in der Sonne sitze, das noch frei war, denke ich zeitweilig gar nichts. Etwas betäubt noch von der schlechten, gelsenreichen, kaum enden wollenden Nacht, andererseits gelassen der Dinge harrend die heute noch kommen mögen.


Da wird plötzlich so was wie Toma, Toma gerufen. Irgendwann komme ich zum Entschluss die meinen Thomas, und damit mich. Der schwarze Henkerstyp nimmt mich mit, wieder retour durch den Check zu einem alten Laufband wo mein aufgegebener Seesack liegt. Der Officer fragt: 'Ist das Ihr Gepäck?' Ich: 'Ja.' Dann soll ich den Sack aufmachen. Darauf fragt mich der Manager: 'Haben Sie ein Radio da drin?' Ich antworte: 'Ja, ist drin.'


Irgendwann finde ich es, noch bevor der Beamte die Tasche völlig durcheinander bringen kann. Er begutachtet das kleine Ding, pickt die Batterieklappe wie ein Singvogel auf, der an Futter kommen will. Irgendwann gelingt es ihm. Er entnimmt die zwei Batterien, verstreut sie in der Tasche und ich kann den Deckel wieder zumachen. Das war anscheinend also das Problem. Gut. Jetzt muss ich wieder durch den Security Check, diesmal hab' ich keine Chance mehr meine 1,5l Wasserflasche durchzuschmuggeln und muss sie leider zurücklassen.


Mein letzter Tag in Senegal.


Es ist Samstag Mittag. Ich schlief (wieder) gut, aber war vor 3 wach, aus einem Traum, nachdem ich die nächsten Stunden dann nicht mehr einschlafen konnte. Das Zimmer heute war clean und tidy wie man sagt, ein Dorm das ich alleine benutzen konnte, ich kannte es ja bereits von der Ankunft her. Auch diese Nacht mit einigen Moskitos. Auf meinem linken Oberarm befindet sich schon länger eine Art Zyste die immer wieder eitert. Das zieht die Kleininsekten ungemein an. Mein T-Shirt ist wieder voller Flecken am Ärmel.


Auf geht's. Die Weiße in bunten Afroklamotten. Peinlich? Für sie sicher nicht.



Gestern versuchte ich sicher eine gute Stunde recht erfolglos online meine Flüge einzuchecken, vergeblich. Das ist also die digitale Revolution, deren Fortschritt ich wirklich nur in wenigen Details sehe, wenn überhaupt. Da hockst du stundenlang am Computer. Der Outcome ist oft weder sichtbar, noch gegeben. Gleichzeitig hast du jedoch ordentlich Strom und Energie verbraucht, von Zeitverschwendung will ich hier gerade gar nicht erst sprechen. Wie auch immer. Heute habe ich wieder eine Reihe QR-Codes im Handy, die mir die Rückreise von den Tropen in den Winter ermöglichen sollten. Für Überraschungen positiv als auch negtiv ist allerdings jede Menge Option bereit. QR Codes der Boarding Pässe, einen Corona Test, einen Einreiseformular für die Schweiz, Zugticket hab ich vorerst. Ob und was es für die Türkei auch noch braucht wird sich herausstellen.


Jedenfalls ist es wieder einmal ratsam nicht zu spät am Aeroport DSS zu sein. Gott sei Dank hat der freies und relativ gutes Internet mit dem man im Notfall noch irgendetwas zu richten versuchen kann, etwaige fehlende Formalitäten.


Mein Gepäck ist gegenüber der Hinreise minimiert. Ich werde meinen altgedienten Quechua Daypack auch noch verschenken, wirklich robust das Gebrauchsstück, ich hab' ihn vielleicht schon 15 Jahre. Wenn ich die jetzigen Rucksäcke so anschaue, ist keiner dabei auch nur annähernd so stark. Ich habe ein vegetarisches Mittagessen bestellt hier im 'Mimosa', mir geht's gut.


Es dämmert draußen, wird langsam dunkel. Was für ein Tag heute. Hab' bereits eingecheckt. Alles verlief so smooth, fast etwas verdächtig. Der ganze Tag war bisher einfach nur gelungen, ohne Hindernis, obwohl, oder gerade weil ich bereits um 3 am hellwach war.


Hab' meinen guten, alten Daypack hergeschenkt an die Küchenhilfe des Hotelchens. Sie hat einen tollen Job gemacht und sich um mich stets gekümmert. Sie hat sich ziemlich gefreut als ich ihn ihr bei der Abwasch überreichte. Ich habe relativ lange überlegt ob ich ihn wohl hergeben sollte, den guten alte Sackfreund. Deshalb sollte ihn auch jemand kriegen der ihn wirklich gut gebrauchen kann.


Dann nahm ich um 4 pm den Öffibus, den, der letztes Mal schlussendlich so lange brauchte, dass ich definitiv meinen Flug nach Cap Skirring verpasste. Dieses Lehrgeld saß mir natürlich noch halbfrisch im Nacken. Heute, anderer Tag, anderes Glück. Der alte Bus mit einem anderen Fahrer und Stimmung brauste in einer knappen halben Stunde zur Baobab Kreuzung. 150 CFA bezahlte ich bis dorthin. Es war so früh jetzt, dass ich mir genau überlegen musste wie es weitergehen sollte. Jetzt sofort ein Taxi zu stoppen zum Aeroport war Nonsense, ich wäre viel zu früh dort.


So entschied ich mich erstmal nach Diass zu fahren, vielleicht gäb's dort ja ein Restaurant mit Sitzgelegenheit. Der weiße, hohe Ratterbus der mich mitnahm stank höllisch nach Tieren, aber ein Erlebnis war er allemal. Ich sprang aus dem Kasten hinaus mit meinen Taschen und federte das Gesamtgewicht mehr oder weniger elegant über meine alten Kniegelenken ab.


Im Öffibus von Toubab nach Baobab


Nun, den Ort kannte ich bereits von einem Taxistopp vorher, als ich Mandarinen holte und die Straßenkinder etwas beschenken konnte. Ich fand auch einen Stuhl, setzte meine Tasche ab und rastete vorerst einfach nur. Im Gepäck jede Menge Zeit.


Auf dem Weg nach Diass




Sitze im dritten Flieger von Turkish Airways mittlerweile. Wieder am Fenster. Diesmal aber so weit vorne wie sonst nie. Die Maschine ist pumpvoll. Sie hob in Antalya ab. War anscheinend kein direkter Flug nach ZRH möglich heute, deshalb wohl der Umweg über die Touristenküstenstadt am türkischen Mittelmeer nördlich von Zypern. Übrigens. der Landeanflug auf die Metropole war abenteuerlich. Der Pilot zog den Steuerknüppel wieder hoch, anstatt zu landen, eine neue Runde im Steigflug über die Stadt begann, bevor es beim zweiten Mal dann klappte und wir unsanft hineinholperten auf die Landebahn des Touristenortes.


Schon in Dakar hob der erste Airbus 330-200/300 eine Stunde verspätet ab. Ich dachte er holt das in der Luft wieder auf, dem war aber nicht so. Nach der obligatorischen Pasta nickte ich gegen 11 oder so ein und war sehr überrascht über meinen Tiefschlaf über der Sahara, die ich so verehre. In weniger als 1 h sollten wir bereits landen in IST, ich war verblüfft. Noch ein weicher Frühstückshappen und anschließend ebenso soft der Touchdown in IST.


Alle Gänge lief ich durch. Den Passstempel erhielt ich quasi im Vorbeirennen. Der Security Check Bereich dann war fast leer, ganz im Gegensatz zum internationalen. Ich musste zwei Mal mit meinen Sachen durch, weil zuerst das Tablet heraussollte. Mein kleines Wasser beschlagnahmte die strenge, um nicht zu sagen strohdumme Security Crew auch. Ich sagte noch: 'Wenn du hier weiter Schikanen machst, ist der Flieger nach Antalya längst weg.' 'I'll miss the flight!' Dann ließ er mich doch in Ruhe ziehen. Ruhig zog ich trotzdem nicht weiter.


Wieder rannte ich, diesmal die Rolltreppe hinauf. Ich konnte gerade noch boarden, wie knapp war DAS eigentlich denn? Ob mein Gepäck auch so schnell in die Maschine kam wie ich? Ich weiß es nicht. Es hatte momentan keinerlei Bedeutung.




Jetzt jedenfalls schweben wir über dem Wolkenmeer von vielleicht Rumänien oder Bosnien, ich weiß es nicht. Dieses Flugzeug ist ja spartansich ausgerüstet, ohne jede map oder ein routing versehen. Mein Ballermann-Flieger cruised im fast Blindflug weiter über die Alpen nach Kloten. Wo ist das denn schon wieder?

Bei Zürich;-) Korrekt!

32 Ansichten

Aktualisiert: 2. Feb. 2022

Seit Jahrhunderten ist hier die Stelle wo hinausgefahren wird auf den Atlantik und Fisch hereingeholt wird, an Land. Manchmal springt der Fisch auch schon von alleine einem hier am Strand vor die Füße. Wird an Land geschwemmt. Tot. In Vielzahl. Es stinkt. Nach Fisch. Nach Fischkadaver.

Afrika riecht. Nicht immer bekommt das der weißen Nase gut. Die ist oftmals verwöhnt von den Gerüchen nobler Einkaufstempel. Das Parfum hier ist ein anderes. Erdiger.


Ich bin kein Fischer. Mein Vater war leidenschaftlicher Jäger. Manchmal hat er auch mit bloßen Händen oder einem Nylonfaden einen einzelnen Fisch geschnappt. Ich nur als Bub mit meinen Freunden oder Cousins im Bergsee weit oben, im Hochsommer.


In den Netzen verhaken kann man sich hier auch leicht wenn man nur durchstrollt


Wenn ich etwas aus der Natur hole, ständig, das mich füttert, dann muss ich das unbedingt mit Respekt tun. Mit Respekt der Natur gegenüber. Wenn ich dem Meer immer wieder Fisch entnehme, sollte ich als Berufs- oder Überlebensfischer dies respektvoll und dankend tun. Bei den Jägern gibt es so einen Ehrenkodex der sich Waidgerechtigkeit nennt. Das lernt man als herangehender Jäger, spätestens aber vor der Prüfung. Ich weiß nicht wie das bei den Fischern ist, aber so etwas Ähnliches wie Waidgerechtigkeit sollte es dort unbedingt auch geben.


Und ich sollte teilen, und nicht nur in meinen Familien, sondern wenn möglich mit der ganzen Menschheitsfamilie. Jetzt kommt laute Musik, nein, Lärm aus den riesigen Boxen des sandigen Restaurants hier am Fischbudenstrand von Cap Skirring. Das ist Afrika, chaotisch, dreckig, brutal, laut, fröhlich, traurig, unfassbar.


In der Zwischenzeit steht ein Riesentablett mit Kaffee vor meinem Notizheft, auch unfassbar! Ich hab schon Kaffee bestellt, so ist es nicht. Nur in den letzten 5 Minuten glaubte ich nicht mehr, dass der noch kommt. Ob ich 'sucre' wolle wurde ich gefragt. Ich bejahe. Wahrscheinlich muss der jetzt noch bei einem Nachbarn gekauft werden.


Ich mixe mir das Nescafepulver, die Pulvermilch und den Zucker mit einem Esslöffel in einem hohen Glasbecher zurecht und auf. Zuerst bleibt der große Löffel fast stecken, jetzt tänzelt er. Es war zu viel Zucker. Ich gieße das übrige heiße Wasser aus der Kanne auf. Nun passt's.


Große Plastikkisten voll mit Fisch, oder eben entleerte werden auf den schwarzen Köpfen der Einheimischen unaufhörlich hin- und hergetragen. Zumindestens tagsüber. Wie viel hier nachts noch los ist, weiß ich nicht. Der Milchkaffee schmeckt gut!


Die Fischkutter sind schmal und länglich, sehr lang. Sie sind eigentlich alle aus Holz gebaut, aus heimischen. Man nennt sie hier Pirogen. Holz gibt's in dieser Gegend überall genug. Baobabs, Kapoks, beides mächtigste standortgebundene Lebewesen neben vielen anderen Bäumen und den so nützlichen Palmen aller Arten.


Die vergangenen zwei Wochen hatte ich in meinem Zimmer ständig die Tür offen. Nur ein Stoffvorhang fiel vor die Öffnung. Das Meeresrauschen war unaufhörlich zu vernehmen. Schön. Tolle Kulisse. Auch ist der Lichtsmog in dieser Fischer township doch so gering, dass man das Sternenzelt nächtlich wunderbar bestaunen kann. Neben den hellsten Fixsternen des Nachthimmels ist für mich der Orion immer DER Anziehungspunkt am Sternenmeereszelt schlechthin.


Business as usual an der Wasserkante


Adidas schlägt hier Nike und andere Marken. Das heißt die Fußball Nationalmannschaft Senegals trägt Adidas. Alles andere würde mich wundern. Die Senegalesen spielen einen Top Fußball. Ich beobachte das hier. Nicht nur trickreich, sondern auch schnell, mit scharfen Pässen und guten Distanzschüssen auf's Tor. Die Nationalmannschaft brachte es in der Vergangenheit bereits zu einem Semifinale einer Weltmeisterschaft. Das ist für ein afrikanisches Land schon absolut außergewöhnlich.


Hier in Westafrika ziemlich aufregend ist, wenn man das erste Mal Rinder am Strand sieht. Sie widerkauen direkt am Wasser. Man hat das Gefühl sie genießen genau wie wir,

die Menschen, die salzige Luft und die breeze an der Küste.


Die Fischerjungs bzw. Helfer haben hier Plastiklatzhosen und Jacken an, sogar auch Gummistiefel. Accessoiries die ich in Ostafrika so noch nicht gesehen hab' bei den Petrijüngern.


In Afrika ist das Fotografieren ein Problem. Ich habe noch kaum Fotos von Afrikanern in der Tasche. Du wirst sofort angemacht, wenn du das Handy positionierst. Musst sofort in response gehen. Meistens weil irgendjemand Dahergelaufener einfach Kohle will, das ist alles. Aber somit auch schon genug um ständig belästigt zu werden.


So findet sich dieses bunte Gewand, speziell der Frauen, diese farbenfrohen Kostüme kaum auf aktuellen Bildern von mir wieder.


Eine Flucht durch die Fischbuden nach vorne zum Wasser


PAPA IBRAHIM steht auf einer Längsseite einer bunten Piroge. Ja, der Mann hat hier eindeutig Hausrecht. Andere Religionen fristen dieserorts ein Außenseiter-Dasein. Obwohl Ibrahim bei den Christen Abraham ist und von daher derselbe Ursprungsvater an den man diesseits und jenseits von Mekka und Jerusalem glaubt.


Ich werde gleich zahlen und den Fischplatz wieder Richtung Zentrum verlassen. Vorbei an den Kühl-LKW's aus denen das geschmolzene Eiswasser in den trockenen Sand des Bodens rinnt und die Trockenheit vorübergehend benetzt mit Wasser das der Sand bindet und die nächste Windhose nicht, wie gleich daneben, aufwirbelt.



Ortswechsel: Am anderen Straßenende in Kabroussi südöstlich unmittelbar an der Grenze zu Guinea-Bissau. Hotel Antinobar. Das Meereswasser hat die betonierte Terassenfront offengelegt. Der verrostete Stahl kommt zu Tage wie das alte Skelett der Gletschermumie Ötzi.


Vor mir steht eine Flasche Sprite. Richtig dickes Glas wie ich es im Westen schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich gieße die süße Limonade in mein hohes, schlankes Gefäß. Oben schwimmt eine Zitronenscheibe. Das Zeug ist klebrig süß fast wie der Kaffee am Vormittag. Ich hole mein Wasser aus dem Rucksack und strecke es damit auf. Jetzt ist es süffiger, verlängert, gestreckt. Wie unsere Mutter die Milch früher. Oh, da war aber Rumor wenn wir oder Vater ihr auf diese Schliche kamen.


Als ich am Vormittag mein Afro-Fischrestaurant verließ, tauchte ich noch einmal in dieses archaische Petrijüngerbusiness ein. Das ist richtiges Leben, quirlig, brodelnd, stinkend, geschäftigstes Treiben! Es berührt viele. Aber nicht alle zu jederzeit. Das Kleinkind der Fischhändlerin spielt im Schlamm. Der müde Fischergehilfe hängt im Plastiknetzball wie verlorene, vergessene Beute einer Maschinerie die längst eigendynamisch wurde und den Einzelnen mehr zum Opfer macht als zum Täter.


Dann beobachte ich noch die Fischtrockenanlage. Tausendfach ganze oder geteilte, aufgeschnittene Fischstücke laben im Sonnenlicht unter kiloweise Meeressalz das die Konservierung bescheren soll.


Trocknung des Fischs mit Sonne und Salz - Gott erhalt's


Immer wieder möchte ich ein gutes Foto machen, immer wieder verstecke ich mein Handy einmal mehr, einmal weniger geschickt. Wie bereits erwähnt, in Afrika wirst du umgehend auf Fotogeld angesprochen, direkt und nicht höflich. Somit sitzt du spontan in der Verteidigungssituation. Und das mag ich nicht.


Beim Eingang ins großflächige Fischerdorf hat sich eine Firma positioniert die rein 'glace' herstellt. Sie findet reißemden Absatz bei der Kühlung der oft auch nur halbtoten Meerestiere. Fischtrucks aus dem benachbarten Gambia, Banjul, Guinea-Bissau oder Guinea warten beladen zu werden mit der Ware die so viel gesunde Omega3 Fettsäuren in sich tragen soll. Ja in der Tat, Fisch ist lecker. Das Tollste ist dieser leichte Abgang. Fisch liegt normalerweise nie schwer im Magen.


Und doch, oder trotzdem ich esse normalerweise keinen Fisch, kein Tier, kein Fleisch. Fisch wird erstickt oder mit scharfen Angelhaken gefangen, dafür bin ich nicht. Es sind Lebewesen wie wir auch.


Fressen und gefressen werden, gewiss, das ist ein altbekannter Kreislauf. Doch der Mensch kann sich gut von Gemüse, Früchten, Getreide, also pflanzlicher, friedlicher Kost ernähren.


Oberster Grundsatz immer jedoch. Jeder kann tun was er möchte, solange er die Mitmenschen und die Natur achtet. Ich bin der Letzte der irgendjemanden etwas vorzuschreiben hat. Das ist nicht meine Aufgabe. Wohl aber sehe ich es als meine Aufgabe an, meine vielfach durch Lebenserfahrung gereiften Überzeugungen nicht geheim zu halten.


Jetzt am Nachmittag sind einige Frauen mit ihren Körben und Eimern am Wasser um Muschelreste einzusieben und einzusammeln. Wie Salzkegel häufen sie sich am Strand. Ohne Mama Afrika würde der ganze Laden nicht laufen, das ist feste Tatsache.


Nachmittagsarbeit am Meer - Frauen sind am Werk


Die Mondessichel ist äußerst schmal. Trotzdem, jeden Abend nimmt diese etwas zu. Die Ebben sind inzwischen weit draußen, der Mond zieht das Wasser hin und her über die Weltmeere, vereinfacht ausgedrückt. Vielmehr ist es die wechselseitige Beziehung des Planeten Erde mit seinem Trabanten Mond der die Kräfte spielen lässt.


Morgen verlasse ich Cap Skirring, am frühen Vormittag. So beginnt meine Reise aus dem Tropensommer in den Hochwinter der Alpen. Dieser Tausch ist jahreszeitenmäßig ein Kuhhandel, umgekehrt allerdings ein gutes Geschäft. Trotzdem diesen Winter werde ich auf der nördlichen Halbkugel verbringen. Warum auch nicht wieder einmal? Nach 8 Jahren.


Die beiden Kindern rechts sind mittendrin im Betrieb - mit ihrer Neugier:-))

39 Ansichten

Aktualisiert: 26. März 2022


Nach 4 Monaten in Europa eröffnete sich einmal mehr die Möglichkeit diesen bekannten Kontinent zu verlassen.


Eingepackt hatte ich etwas Sommerbekleidung, 13 kg Altklamotten, mein erstes, neues Tablet, meinen Gelbfieber Impfausweis, Euro Bargeld sowie einige QR Codes am Handy.


Sitze im Flieger über den Alpen. Es ist dunkel, gegen 7 pm. Allerdings leuchtet der weiße Schnee und natürlich das elektrische Licht der Zivilisation. Der Schnee wird vom Vollmond beschienen, wie fantastisch leuchtet das denn?!


Die Alpen, diese vielen Bergketten sind aufgefalten, unter mir, unter uns. Zu viele, auch wie ich, AmFensterSitzer haben aber nicht den Wunsch raus zu schauen in die Welt, rauszuschauen in die Nacht. Sie sind mit sich selbst beschäftigt, mit anderen, scheinbar wichtigeren Dingen. Täler, dazwischen Rinnsale, Kanten, Ecken, Schattierungen, Kontraste, Blitzlichter...

Steigflug in den Nachthimmel


Unser Kurs zielt ab in die Türkei, an den Bosporus, das Schwarze Meer nach Istanbul, nach IST. IST ist recht weit außerhalb von Istanbul, der neue Megaflughafen der Osmanen.


Andrea Huber hat heute Geburtstag. Die gebürtige Tschechin ist scheinbar noch immer in Jochberg. Gerade hat der Fluggast gut gegessen, Pasta (und nicht meatballs) und wir schweben über Graz hinweg.


Also in ZRH hatte ich bereits Glück, denn die Bodenofficerin der TA meinte in den Senegal geht's nur mit Impfausweis. Ich erwiderte, nein, man braucht einen PCR Test, auch wenn man einen C-Impfausweis vorweisen kann. Die Frau erhob sich aus ihrem Sessel und verschwand um eine Kollegin diesbezüglich um Rat zu fragen. Nach einigen Minuten war sie zurück und entschuldigte sich bei mir und meinte: 'Sie haben recht!' Ich erwiderte:' Wer recht hat ist in Zeiten wie diesen nicht immer so ganz klar, allerdings auch nicht wichtig.'


Dann beim Boarding selbst noch einmal eine Schockminute. Dieselbe Officerin swipte mein Ticket über den Scanner und es bleibt bei einem roten Lichtsignal und abturnendem Ton. Ich dachte mir: 'Ouweia, es wäre nicht das erste Mal, dass ich trotz Bordkarte und früh genug beim Boarding nicht in die Maschine könnte. Dazu nur ganz kurz das Stichwort 'PANAMA' Anfang August. Nachzulesen das Ganze hier in meinem Blog nicht unter 'Oh, wie schön ist Panama!', sondern unter 'Eine Rückreisekrimi mit Hindernissen'...


Trotz der negativen Reaktion des Gerätes auf mein Ticket hin, ließ mich die Beamtin durch in die Saugröhre die an der offenen Flugzeugtür haftet. PBB heißt das Ding im Flugjargon, also boarding bridge, jet bridge, sky bridge u.a.m..

Jetzt sitze ich im 321er Airbus am Fenster über Kroatien, wie schön ist das denn?


In IST wird's sicher noch einen Security Check geben plus einen neuerlichen PCR - Check.

On top hoffe ich, dass sie im Flieger die entry health form als Papier verteilen, ansonsten muss ich's in IST online machen und sehen welche Überraschungen noch warten.

Das Routing am Monitor zum Ziel sieht lustig aus, finde ich.


Ehrlich gesagt freu ich mich jetzt bereits wieder aufs Heimkommen. PCR mäßig wird das allerdings eine neue Herausforderung. Faken kann ich ihn schlecht. Und nach einer Woche daheim sollte ich wieder einen machen. Ich hoffe ich kann mich über den Transfer herausretten aus den völlig unnötigen Formalitäten. Nicht nur das, genauso unnötigen, unfairen Kosten. Irgendetwas fällt mir da schon noch ein.


Am Montag möchte ich zum Friseur. Seiten kurz und hinten ebenso, sonst halt ich die Hitze Afrikas nicht gut aus. Die der Sahelzone nicht und die der Wüste schon gar nicht.


Ich springe gerade ein bisschen unkontrolliert in der Chronologie herum, tut mir leid. Das ist so ähnlich wie mit Gedanken im Kopf. Die scheinen auch oft keinem Konzept zu folgen. Drängen sich rein wenn sie gar nicht dran sind. Dann wiederum lassen sich Erinnerungen nicht abrufen wenn sie dringend gebraucht würden. Ein anderes Mal sind Synapsen blockiert wo sie doch offen sein sollten. Chaos kann man das auch nennen, ich nenne es, das ganz normale Leben.


Ich sitze hier am Fenster des Airbus.


Doch bis es soweit kam waren noch andere Transportträger nötig. Der LieMobilbus etwa der mich aus dem Fürstentum Liechtenstein herauskatapultierte zum Bahnhof in Sargans. Hinter Masken waren so manche düstere Mienen zu erkennen. Dunkle, böse Blicke, Angst vor der Angst, Misstrauen, ein kaputtes Herz, viele Menschen sind gebrochene, zerrüttete, ich möchte mich selbst da gar nicht ausnehmen. Doch gebrochen auf Afrikatour zu gehen, das hätte keinen großen Sinn.


Der Bündner Schaffner des ICE reißt mich aus meinen Gedanken als er meint: 'Diese Fahrkarte passt aber nicht zu diesem Zug!'Ich hatte eine für eine Dreiviertelstunde später. Das ließ der gute Mann aber nicht gelten und ich musste wohl oder übel eine nigelnagelneue Fahrkarte von Vaduz yum Flughafen Kloten in Zürich lösen, 45 Stutz, sagt man hier, kostete die Unsauberkeit. Somit wurde meine erste Schweizer Bahnfahrt (nach der auf das Jungfraujoch) auch gar nicht mehr so günstig, gut 70 Stutz, Schweizer Franken für die, ja, nicht wirklich lange Strecke. Pünktlich sind die eidgenössischen Bahnen, aber streng ebenso. Die nächsten QR Codes für das Boarding selbst und der PCR waren dann erfolgreichere, ohne weitere Zuzahlungen.


Etwa rund um Garmisch erhellte eine Nachtpiste die vom Vollmond beleuchtente Nacht noch mehr, so, dass sie sogar vom Fenster von hier aus zum Anziehungspunkt wurde. Nachtskilauf kam um die Jahrhundertwende auf, ich kostete das damals in Kirchberg in Tirol aus, wo ich vier Jahre lang wohnte, im Brixental. Der Elektrosmog ist inzwischen so hoch, dass die meisten Leute einen Nachthimmel mit Sternen nicht mehr sehen können, nicht mehr erkennen. Auf der rechten Seite im ferneren Süden war gerade das Zillertal auszumachen, später Zell am See, das Salzachtal und dann noch die Mur/Mürzfurche, alles vom Mond wunderbar erleuchtet.


Jetzt störte das Bordpersonal mit warmem Essen, die zum ixten Male wiederholte Frage des Stewards lautete: 'Pasta or meatballs?' Das oftmaligst Wiederholte war für mich zumindestens sehr lustig anzuhören. Mit einer Elendsgeduld wiederholte er sie fast bei jedem Passagier noch einmal, obwohl sein Englisch eh gut war. Nein, ganz genau ging die Frage jedoch so: 'Meatballs with rice or pasta?' Wohlgmerkt redet der Angestelllte der Staatsairline immer mit Maulkorb, es hört sich somit alles dumpf an.


Das Essen dann war bestens, Turkish eben Profis im internationalen Fluggeschäft. Während ich die warme Pasta plus Sauce, Dessert und Co bereits gut verdaue, oder verdaut habe, setzt der Captain butterweich am Megaflughafen IST auf. Der Tower symbolisiert architektonisch Moderne und Erhabenheit. Wie ein osmanisches Phallussymbol ragt er aus der fast endlosenen Ebene des planierten Geländes empor und zieht die Blicke auf sich. Noch akribischer wird wohl von ihm hinaus in den türkischen Nachthimmel gelugt. 5 Grad Außentemperatur verraten, dass man hier in Turkiye noch nicht sicher ist vom Winter des Nordens.


Hier in IST am Flughafen war ich vor 2 Jahren das erste Mal, da war er brandneu eröffnet, ich kam aus Dubai. Meine Transferzeit war etwa 2 Stunden, die waren bald herum und ich saß alsdann in der großen Maschine in den Senegal. Die wurde recht voll, wieder nahm ich weit hinten am Fenster Platz und fragte die neue Stewardess ob es wieder gleich warmes Essen gäbe.Ssie antwortete:'No!' Ich meinte darauf: 'Good!'. Und dachte mir, ich hab eh schon gut gegessen und möchte jetzt eigentlich nur mehr schlafen. Der dicke Airliner hob ab, die Route ging über Griechenland, Malta, Tunesien und in Vollschlaf von mir, immerhin, es war weit nach Mitternacht inzwischen. Ich teilte den Jumbojet mit hauptsächlich schwarzen Gesichtern, wen wundert's, ging es doch nach Westafrika, Dakar war unser Ziel.


Ich fragte die Stewardess noch wie oft dieser Flug pro Woche ginge, sie meinte täglich, was mich verwunderte, diese große Maschine, täglich nach Dakar? Konnte ich nicht ganz glauben. Später stellte es sich heraus, dass die Lady erst das erste Mal diese Strecke flog, höchstens aber das zweite Mal und nicht sehr viel rundherum wusste. Umso natürlicher sorgte sie sich um das Wohl der Gäste.


Als ich wieder aufwachte war es immer noch Nacht, aber nur mehr etwa 2 Flugstunden bis Dakar. Mit anderen Worten wir cruisten über die Sahara. Mittlerweile kann ich ja wirklich schlafen in Fliegern. Die ersten Jahre war ich so aufgeregt, dass ich nicht wirklich in Tiefschlafphasen kam, auch bei langen Internkontinetalflügen nicht. Ich wartete schon sehnslichst auf erstes Sonnenlicht, zappte noch am Bordmonitor herum und alsbald wurde wieder feines Frühstück gedeckt. Turkish eben, eine Bank beim Fliegen.


Dann Rücklehnen vorklappen, Tischchen wegfalten, Fenster auf, Gurte zuzurren es geht in den Landeanflug über. Immer noch Düsterkeit draußen, jetzt müsste aber doch bald der Morgen hereindämmern! Tut er aber noch nicht, bis nach dem Touchdown als ich den Jumbo wieder durch die Saugröhre verlasse, in der man die Wärme bereits spüren konnte die der afrikanische Kontinent hier für seine Ankömmlinge über hatte.


Die Einreiseformalität dann sehr easy, der obligatorische Corona Check, von einer als Krankenscchwester verkleideten muslimischen Frau recht adrett gemacht. Danach der Stempelofficer der einfach in meinen vielbedruckten Pass auf eine bereits eh schon volle Seite den Einreisestempel presste. Gott sei Dank ist er rot, und ich huschte sofort um mir die Seite zu merken, bevor ich ihn später wieder kaum mehr finden könnte.

Privatschuttle bis an die Küste - das war unerwartet - heute am frühen Sonntagmorgen


Während des ganzen Einreisevorgangs kam ich einer Schwarzen zu Hilfe deren Taschengriff gebrochen war. Da das nicht ihr einziges Gepäck war, nahm sie meine Unterstützung verwundert aber gerne entgegen. Wir traten somit als Halbpaar in Erscheinung. Sie sprach jedoch auch Englisch, obwohl sie Senegalesin, aus Dakar war. Ich frug sie ob sie Toubab Dialaw kenne und wisse ob dorthin ein Bus gehe. Sie meinte, vom Flughafen weg gingen gar keine Busse. Aber ich solle ihr unauffällig folgen, sie erwarte einen Fahrer der sie nach Dakar bringe.


Der Zoll fand noch Gefallen an ihren Gepäckstücken, ich wartete einstweilen beim Geldwechselbüro auf sie, das leider zu hatte. Ich fragte sie dann noch ob sie in Europa wohne und Euro in XOF wechseln könne. Das verneinte sie und meinte:'Nein, ich lebe in Dakar.' Sie war nur für Tage in der Türkei auf Urlaub gewesen, scheinbar.


Draußen dann traf sie dann im Gewurrle der Menschen und Fahrzeuge ihren Fahrer und deutete mir auch einzusteigen, was ich machte. Ich schlug ihr vor einen ersten Teil des Weges mitzufahren um dann auszusteigen um weiter an die cote petit zu trampen. Kurzer Hand entschied sie dem Fahrer aufzutragen, dass er mich gleich nach Toubab Dialaw fahren solle, was ich als sehr, sehr höflich und hilfsbereit empfand, immerhin ein ordentlicher Umweg. Verkehr war allerdings kaum an diesem Sonntag Morgen im Großraum von Dakar. Der Flughafen liegt allerdings meilenweit vom Stadzentrum enfernt.


Ich wurde beim einzigen großen Hotel des Meeresörtchens abgesetzt, bedankte mich herzlich, wollte die Dame noch zahlen, die aber meinte :'Mich nicht, du kannst es gerne dem Fahrer geben.' Ich gab ihm 10€ und der silberfarbene Toyota verschwand in der rötlichen Sandpiste im Dunst. Ich war vor einem 4 Sterne Hotel. Für mich war klar, übernachten werde ich hier sicher nicht. Aber frisch machen, umziehen, einen Kaffee trinken und ankommen, ja das hatte ich vor. Somit war ich im Senegal gelandet, am Atlantik, an der cote petit.


Der Kaffee des Buffets schmeckte, die Meeresluft und die warme Temperatur auch, meine Hinreise war glücklich verlaufen, ich dankte dem Universum dafür. Zwei kleine trockene Croissants passten zum Schwarzen Kaffee, meine lange Hose wechselte ich unten an der alten Meeresterasse. Und ,ja, längst war ich aus meinen Nike Sneakern geschlüpft.

Jetzt waren Flipflop Latschen angesagt.


Hier die Atlantikküste bei Toubab















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