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Aktualisiert: 13. Jan. 2022


Was war das für eine Reise hierher nach Cap Skirring? Almost scaring! Verrückt allemal!

Da tingle ich mit dem Bus los in Toubab Dialaw gegen 4 am Nachmittag. Noch immer will mich die Sonne hier an der petite cote nicht richtig zwicken. Seit Tagen ständig wolkenverhangener Himmel. Das bin ich nicht gewohnt von Afrika! Laut Wettervorhersage ist das zwar keine Überraschung. Aber eben, das ist für mich nicht Afrika.


Der Bus hielt nicht bei jeder Milchkanne, wie ein Sprichwort heißt. Nein, er hielt allerdings sofort wenn einer der vielen Straßenrandpassanten mit dem kleinen Finger zuckte. Wohlgemerkt ohne dem Busfahrer anzeigen zu wollen, dass er zusteigen möchte.


Nach einer Viertelstunde werde ich unruhig. Das Benehmen des Chauffeurs und die zig Stopps machen mich richtig nervös. Zu lange ist die gesamte Strecke zum DSS, als dass ich mich so in Nonchalance üben könnte.


Dann holt der Mann auch noch Gäste ab der Hauptstraße als Extratour, ich koche. Natürlich ist das hier billig, 200 CFA zahle ich, aber es ist fatal wenn ich nicht rechtzeitg zum Flughafen komme. Dann beim dicken Baobab kreuzt eine weitere, breitere Straße, die ist jedoch zudem noch mit kräftig Verkehr und Stau bepackt.


'Oh Backe!', ich überlege hin und her, hüpfe endlich unruhigst vor Damniado aus dem Bus und versuche ein Taxi aufzuschnappen. Die einzige Chance noch gegen 17:20 oder 30 zum aeroporte zu gelangen, also 1h! vor Abflug nach Cap Skirring. Eine uralte Kiste mit gutgelauntem Fahrer konnte ich draußen recht rasch für meinen Notfallplan organisieren.


Verkehrsgewurrle, Menschenmassen, Stau, Chaos, Passanten und der fröhlicher Lenker teilt mir mit, er müsse halt nur noch tanken. Ich erwiderte ihm sinngemäß, guter Mann, das geht nicht, das geht sich nie und nimmer mehr aus, fahr' endlich zu und hör' auf mich mit deinen lustigen Witzen in bessere Laune bringen zu wollen, tu' einfach deinen Job!


Das sagte und dachte ich mir, beides. 'Go, go, go, go!'...rief ich ihm zu. Wäre 'Allez, allez, allez!', besser gewesen? Er fuhr zwar, aber mehr als stop and go war nicht drin. Der Senegalese nahm dann nicht die erste Tanke, jedoch die darauffolgende. Was sollte ich tun? Ruhig bleiben. Wieso? Ich verpasse doch gerade meinen noch gestern so glücklich erworbenen Flug!


Der gesamte Boxenstopp mit der Plastikflaschentankerei dauerte eh nicht lange, jedoch war wieder die andere Straßenseite zu erreichen, erneut kein erheblicher Weitergang.


Dieses Taxi hier wäre nicht schlechter gewesen - das Tanken hätten wir uns definitiv erspart


Der Taxler versuchte weiter für mich gerade unpassende Fröhlichkeiten loszuwerden und dann nahm er auch noch eine Route die um das ganze Flughafengelände herumführen würde. Ich teilte ihm mit, wenn du jetzt nicht die kürzeste Verbindung wählst ist alles für die Katz'! Seiner guten Laune tat das keinen Abbruch, meiner schlechten ebensowenig. So ging es weiter in einem Auto wo zwei Menschen mit krassen Gemütsunterschieden kauerten.


Ich gab die Hoffnung nicht auf wie durch ein Wunder den Flug doch noch zu erwischen. Was blieb mir auch übrig? Sollte ich den Glückspilz gleich wieder auf den Weg zurück schicken? Schlussendlich furhwerkte er seine alte Kiste noch die Abflugrampe hinauf. Er hatte meine Kohle jetzt in seiner Kralle und ich hatte es etwa 17:40 auf der Uhr, um 18:20 war Planabflug. Wenn das pünktlich erfolgte und ich nicht auf Kulanz stieß, konnte ich dieses Unternehmen abhaken.


Nun, beides trat nicht ein. Weder der Flug war unpünktlich oder eben verspätet, noch die nötige Kulanz mich doch noch in den Flieger zu lassen war seitens Air Senegal vorhanden. Sie waren flugtechnisch knallhart, obwohl ich leicht durchgekommen wäre von der Distanz her und dem Handling. Egal, mir wurde das Boarding verwehrt. Ich weiß nicht ganz genau, aber ich kann mich nicht an einen Flug erinnern den ich zeitlich verpasst hätte. Diesmal war's aber so, lieber Thomas! Didi Konstanini's Sager : 'Jo, des isch holt hetz amol asou!', traf zu, mein Humor war aber im Keller. Ich konnte darüber momentan weder lachen noch schmunzeln.


Gut, ich sah ein, die lassen mich nicht boarden, ich bettelte, es half nichts. Da jetzt keine Eile mehr geboten war, setzte ich mich hin und ging erst einmal auf die Toilette. Ich spülte meinen wohl aktuell giftigen Urin hinunter, einen Teil des Ärgers vielleicht auch.


Herauskommend fragte ich die Putzfrau ob hier am aeroport free Wifi sei. Sie bejahte. 'Und, ist es gut?', löcherte ich sie weiter. Sie darauf: 'Ja!' Ich war einigermaßen überrascht, setzte mich zu meinem Gepäck und loggte mich ein. Nein, das war nicht einmal nötig, keine lange Prozedur, einfach ohne Registrierung rein ins Netz. Das mag ich sowieso schon. Und dann die Verbindung selbst - fast! Tja, das war vielleicht das erste offensichtliche Wunder heute!


Mein Blick hinaus in die herannahende Dämmerung und den Carrier der mich nicht reinließ


Nun, so konnte ich erst einmal meine aktuelle Lage sortieren. Alternativ hätte ich morgen einen Flug nach Ziguinchor, am Vormittag angeboten bekommen, von Air Senegal. Aber ohne Sicherheit. Denn nur, wenn es einem Fluggast genauso ähnlich ginge wie mir gerade eben heute, dann würde ich als Standby Gast kurz vor knapp aufhüpfen können, einspringen sozusagen. Diese Möglichkeit war zwar nicht aussichtslos, aber hörte sich für mich mehr nach Harakiri und Abenteuer an. Flüge nach Cap Skirring wie meiner und andere nach Ziguinchor waren für die nächsten etwa 10 Tage ausgebucht. Die Überlandfahrt ist weit und führt um oder durch The Gambia. Und, da gibt's auch noch eine Fähre von Dakar nach Ziguinchor, ich checkte deren timetable. Heute war Dienstag Abend, die nächste ginge am Freitag abends und über Nacht. Etwas spät, hm?!


Nun gut, was tat ich?


Ich suchte erst einmal das Flughafenrestaurant auf, musste dazu raus aus dem Checkin Bereich. Was alles gut möglich war. Wozu brauche ich Megaflughäfen mit 50 Restaurants?

Da ist mir ein kleiner Hafen mit genau einem Restaurant wie hier, wesentlich lieber und dienlicher. Sogar noch freie Sitzplätze zu sehen, was für ein Segen! Ich checkte eine Miranda Limonade, das indische Pendat zu Fanta, für 1500 CFA. Das Zuckerwasser schmeckte so sehr nach der Aludose in der es aufbewahrt war, dass ich es fast weggoss. Ich streckte es mit Wasser. Jetzt ging's so recht und schlecht.


Dass hier wirklich tadelloses Internet war ließ mich die ganze Situation leichter handeln. Ich denke mit Grauen zurück an Anfang August letzten Jahres als ich in PTY, Panama Flughafen festhing unter ungleich schwereren Umständen.


Nun, wollte ich wirklich wieder eine Nacht, also um einiges mehr als 12 h hier verbringen?? Gut, erstens würde der aeroport über Nacht nicht zugesperrt, das ginge. Zweitens würde es nicht schweinekalt werden, mit anderen Worten, temperaturmäßig aushaltbar. Andererseits peinigten mich die Gedanken an andere erlebte, nein, durchlittene Flughafennächte. Sie marterten mich regelrecht.


Ich musste mich ja nicht in der Sekunde entscheiden. Riesenvorteil bei einer Nacht hier, ich wäre (über) pünktlich zum eventuellen Flug gegen 10 Uhr morgen vor Ort und hätte außerdem keinen Taxistress, auch keine Kosten. Oh ja, und zusätzlich eine Gratisnacht on top. Hier irgendwo zwischen altem Gestühl und schäbigen, harten Boden.


Wieder andererseits musste ich die Fähre in den Südosten einkalkulieren, sie schien mir momentan die sicherste Variante. Sie sollte doch etwa nicht ausgebucht sein?

2002 ereignete sich genau auf dieser Verbindung eine Megakatastrophe als die Fähre mit vielen Menschen (etwa 2000) sank, ein schreckliches Ereignis.


Und die Überlandverbindung auf der Straße stieß eigentlich nicht wirklich in mein Vorderhirn, zu umständlich, zu lang, zu strapaziös.

'sleepinginairports' diese Internetseite musste ich also diesmal nicht bemühen, war ja bereits vor Ort und konnte mit einem Augenschwenk überblicken wo man sich hier eventuell aufhalten könnte.


Wieder ein Schluck aus meiner Miranda, die ich an und für sich nicht ungern mag, aber heute hat das orangeliche Sprudelwasser einen fahlen, bleiigen Beigeschmack. Vielleicht vermochte dieses Kohlensäuregesöff trotzdem die ein oder andere Synapse in meinem Hirn zu öffnen und durchfluten? Willkommen wär sowas!


Im einzigen Restaurant des Flughafens


Also, ich ärgerte mich schon ziemlich, so ist das nicht. Stammt nicht zuletzt von mir das Sprichwort: 'An Flughäfen kannst du nur zu spät sein, niemlas zu früh!' Der Grund des Verpassens meiner Maschine war schlicht ein schlechtes Timing meinerseits. Ich war einfach zu spät in Toubab Dialaw losgezogen. Dass dann noch ein stotternder Bus und ein gut gelaunter Taxifahrer hinzukam, der seine Kiste erst noch tanken musste und einen Umweg fuhr, ja solche Dinge passieren nun mal in unseren Leben.


Andererseits hatte ich den Flug erst am Vortag gekauft und hatte diesen so überraschend erhalten, denn vorerst schien alles sehr ausgebucht, immerhin, wir stehen in der Weihnachtszeit. 'Rien ne va plus!'


Ich biss in ein Baguette-Brot (Tapalapa) vom Frühstück.

Mein Schädel brummte nicht, aber er ratterte. Schlussendlich gebar ich die Idee, stand auf, packte meine Saques und stürmte aus dem Gate um ein Taxi zu erobern. Der Polizei Officer am Gate hatte umgehend sein Afrophone zur Hand um einen seines Clans mit dem Geschäft zu beauftragen. Nach einigen Minuten warten kam dann auch ein Vorbote und dann das 'la voiture' dazu, ein Kasten-Citroen. Der Schwarze wollte erst 20.000 XOF, ich gestand ihm genau die Hälfte zu, nach alter Afrohandelstradition.


Irgendwann willigte er ein, das ist meistens dann wenn man bereits abmarschiert. Es stellte sich heraus, dass der Chauffeur sein Vater war, im Moslemtalar und hinaus ging's aus dem Hafen. Der Sohn und Mittelsmann selbst verließ die Kiste noch in unmittelbarer Nähe, sein Vater suchte sich nun mit mir durch die Nacht und den Weg nach Damniando.


Tatsächlich fand er ihn auch, doch hatte er keine Ahnung wo dort die Busse nach Toubab Dialaw sein sollten. Der hohe, dürre, alte Mann fragte ungefähr 10 Leute bis wir im Wirrwarr an Routing, Menschen, Waren und Fahrzeugen bei so etwa den ältesten Karren des Marktplatzes angekommen waren. Diese führen scheinbar nach Toubab.


Natürlich musste wieder mit dem neuen Transport verhandelt werden. Worüber?

Na, klar, wir sind hier in AFRIKA. Über den PREIS!


Da ich den Talarbaba mit 10.000 eigentlich überzahlte, forderte ich 1000 von ihm zurück. Nach langem Hin-und Her gab er mir diese gar zurück, ein afrikanisches Wunder hatte sich ereignet, das zweite an diesem Abend?! Es hatte ihn wohl seine Integrität gepackt, sein Gewissen, denn der Preis war sehr, sehr gut für den Dienst den er zu erbringen hatte.


Ich fand mich hier im Leben wieder. Im afrikanischen, im wirklichen, in meinem.


Quirrliges Treiben, jede Menge Straßenverkäufer/street vendors, Chlochards, aller möglicher Schmarren wird feilgeboten, er wird unter deine Nase gehalten im wahrsten Sinne des Wortes. Ob du das Zeug willst oder nicht, ob du gerade mit etwas viel Wichtigerem beschäftigt bist oder nicht, das interessiert hier keinen. Allerdings die Situation ist auch riskant. Es ist Nacht, ich hab' zwei Gepäcksstücke am Körper, meine Wertsachen, relativ viel Bargeld, Pass, Scheckkarten. Ich bin allein wie meistens. Und muss in dem Gewühl den nächsten Transportdeal klarmachen. Als Weißer unter Hunderten Schwarzen in dunkler Nacht bist du ein gefundenes Fressen für Allesmögliche. Einerseits ist die Atmosphäre atemberaubend und faszinierend lebendig, andererseits an der Grenze zu gefühlter Sicherheit. Ein Cocktail der zu beiden Seiten ausschlagen kann. Jederzeit. Jeden Moment.


Was mir in diesen Augenblicken Kraft spendete waren die leckersten Mandarinen die zu diesem Zeitpunkt in Senegal herangereift waren. Weißt du, solche wo die faltige, orange Schale fast von alleine abfällt wenn du sie mit deiner Fingerzange öfffnest. Vom 5-er Pack blieben auf's Erste gerade zwei übrig. Drei verschwanden in meinem Schlund fast wie frischer Orangenjuice, der direkt in die Blutbahn überzugehen schien. Alles versickerte bis in meine pulsierenden Adern. Ich fühlte mich stark und der Situation zwar ausgesetzt, aber gewachsen. War ich doch andererseits so verloren hier in der afrikanischen Nacht.


Erneut zwängte ich mich meinen Arsch mitsamt Gepäck in einen uralten französischen Renault 21 oder so ähnlich. In Europa hatte das Ding vielleicht 200.000 km gemacht, hier aber noch vielleicht die nächsten 200.000 hinter sich. Man kann sich die Kiste nur vorstellen, wenn man Afrika kennt und weiß was hier am Kontinent Wirklichkeit ist.


Ich find das toll! Das ist nämlich echte Nachhaltigkeit. Nicht das wovon die ganze westliche Welt schwafelt. Ich finde das gut. Die Kiste wird geschätzt. Sie bringt täglich seit Jahren CFA/XOF, sie nährte schon unzählige Clans. Keine Sparbüchse, aber das Mittel zum Zweck für viele zu überleben.

Haltet Toubab Dialaw sauber, steht da auf einer Hauswand im Ort.

Wer nimmt das wirklich ernst?


Die Fahrt geht los. Im düsteren Scheinwerferlicht Richtung Toubab Dialaw. Ich kenne den Weg bei Tag. Das gibt doch ein wenig Selbstbewusstsein. Wir sind etwa 9 Leute in der alten Kiste. Die Nachtfahrt ist ok, der Fahrer ein dummer Macho, der nicht die klemmenden Türen öffnet wenn Fahrgäste rein oder rauswollen. Er hält sich scheinbar nicht dafür zuständig, nach dem Motto, auf sich selbst gestellt sei der Mitfahrer wenn er unbedingt mit mir mit will.


Später steigen vier Junge zu. Eine heiße Braut zwängt sich neben mich. Gertenschlank, gute Brust, annehmbares Parfüm. Die Nacht bekommt eine neue Note, zumindestens für die kommenden zehn Minuten. Die gemischte Clique hat westliche, oder nennen wir es amerikanisierte Weihnachtsgeschenke mit, wollen wohl zu einer angesagten Party und sind so schnell wieder aus der Karre verschwunden wie sie hereingeschneit kamen.


Die Dinge in Afrika sind faszinierend. Der Kontinent ohne Uhr und Zeit hat doch so viele Momente in sich, wo in Sekundenschnelle Dinge passieren die nur deine Intuition fassen kann. Du bleibst zurück, gefangen vom Erlebten, entweder du hast überlebt, dich gewundert, gefreut, oder, ausgelebt. Es passiert einfach. Afrika passiert.


Da bin ich doch tatsächlich um 10 pm herum zurück in meinem Hotel, äh Hostel!...und frage nach Herberge. In 'meinem' Dorm brennt jetzt Licht, ein schlechtes Zeichen. Der Manager teilt mir mit, die Gäste haben den Raum für sich gemietet, eine Gruppe. Ich könnte nur in einen großen, anderen Raum, oben, er will ihn mir zeigen.


Wir landen im zweiten Stock. Das Zimmer ist wirklich nicht klein, Ehebett, großes Bad, Schrank, alles sauber, AC. Der Preis dafür geht gut, ich stimme zu und, bin sehr, sehr bald in der Waagrechten. 'Rien ne va plus!'



Ich wache auf.

Liege diagonal in einem Ehebett.

Frische Baumwolllaken umwinden meinen Körper. Diese Nacht ist noch nicht ganz durch.

Ich schlief wie ein Stein.



Meine Uhr am Handy zeigt irgendwelchen digitalen Ziffern in der Düsterkeit des allzufrühen Morgens. Trotzdem, was mache ich? Ich nutze die sogar hier im zweiten Stock gute Internetverbindung der Herberge und schaue noch einmal, oder besser, wieder einmal auf meine skyscannner Flugapp. Wieder suche ich nach einem Flug von Dakar in die Casamance, wie bereits Stunden vorher. Weshalb eigentlich? Ich wolllte nicht glauben, dass ich gestern meine Jahrhundertchance aus eigenem Verschulden verpasste.


Nur, nicht alleine die Flugapp versicherte mir noch gestern, keine Chance, alles ausgebucht. Nein, auch die Bodencrews der beiden zuständigen Airlines teilten mir mit: 'Nichts geht mehr in die Casamance die kommenden 10 Tage.'


Neuer Morgen, neue Suche. Etwa auch neues Glück?

Was wirft es mir da vor die Augen? Einen Flug heute mit Air Senegal um 10:30 am nach Ziguinchor. Also genau der Alternativflug der mir gestern vorgeschlagen wurde, nur jetzt offensichtlich buchbar, heute, jetzt, hier.

Das was meine Augen nun sahen konnte ich eigentlich nicht wirklich glauben. Ich blickte auf meine westafrikanische Zeit, etwas vor 7am.


Ich dachte mir, wenn heute Plätze in der Maschine buchbar sind, in der ich für eine penalty no show fee von 15.000 XOF als Standby Passagier mitfliegen könnte, falls ein Gast nicht kommt, dann kann ich doch auch versuchen zum Flughafen zu eilen und als Standby sicher sein, dass ich mit von der Party in der Maschine bin.


Das alles machte für mich vorerst Sinn. Vorerst. Vielleicht hätte es auch so geklappt.

Ich wollte aber sicher kein neues Risiko suchen und buchte, bzw. zahlte diesen möglichen Flug jetzt neu. Keine Diskussion. Ich wollte sicherer sein bei meinem zweiten Flugversuch und nicht wieder als Alien im Nirwana des Flughafengeländes verschluckt werden. Ich wollte diesmal den Flughafen fliegend verlassen und nicht mit einem wie auch immer gelaunten Taxifahrer der sich über wenigstens 10.000 XOF von mir freut. Kopfkino im Flughafenrestaurant das brauchte ich heute nicht mehr, das hatte ich gestern, merci beaucoup!


Nachdem ich mein Tablet zugeklappt hatte war Volldampf angesagt, alles einpacken, aufräumen, Zähne putzen und raus hier. Die Stiegen hinunter mit meinen 2 Säcken und raus zum Tor. Es war zu. Genial.


Das ist was ich liebe. Irgendwo nicht raus können. Jetzt hatte das mit der kurzfristigen Flugbuchung so gut geklappt und nun soll alles daran scheitern, dass ich hier aus diesem Mimosa nicht rauskann? Alles ist möglich, mach mich bitte nicht verrückt!


Ich wollte bereits über die hohen Hausmauern des Hostels hinunterhüpfen und entfliehen. Doch bevor ich mir da vielleicht wehtat fand ich doch noch einen Staffmann der mir eine Seitentür aufschloss und ich entkam dem verschachteltem Bau. Schlussendlich saß ich bei dem Fahrer vom Bild hinten in seinem Taxi. Nichts gefrühstückt trug ich ihm auf bei Mandarinen zu halten. Das tat er irgendwann bei Diass auch. Die heutigen waren nicht mehr so saftig als die gestrigen. Mein Bauch war aber trotzdem wesentlich entspannter, denn das morgendliche Timing versprach, dass alles klappen müsste. Vor dem Depart 1 Gate stieg ich aus, zahlte und gab ihm noch eine Jeans von mir und einen Pulli. Er freute sich, ich mich auch. Ich war wieder am neuen Flughafen DSS von Dakar weit außerhalb vom Stadtzentrum.



Während sich meine Gedanken hier über diesen Bleistift auf vielliniertes, afrikanisches Papier den Weg in dynamische Schriftzeichen bahnen, die definitiv nicht jedermann entziffern kann, lehne ich im geräumigen Bad meines Bungalows in Kabroussi am Boden, denn Stuhl kennt dieses vieleckige Afroloft keinen. Dafür ist die Atmosphäre umso schummriger und stilsicher in Holz, Beton, Naturstein und überhaupt von Sträuchern, Bäumen umgeben im Kanon exotischer Vögel, die besser zusammentönen als die besten klassischen europäischen Musikgenies der Vergangenheit.


Heute ist übrigens der sogenannte Heilige Abend. So nennen Christen diesen Tag. Besonders die römisch katholischen. Für sie ist dieser Tag eine der besondersten des Jahreskreises. Vielleicht der Besondere, neben anderen hohen Festtagen im Kirchenkalender.


Genau eine weiße, recht schöne Bermudashorts aus einem feinen Leinen-Baumwollgemisch ist noch übriggeblieben zum Verschenken. Die werde ich gleich in meinen Sack packen und heute an die Frau des Tages bringen. Gerade gut für ein Heilg Abend Geschenk an einen Menschen der sich darüber erfreuen sollte. Chapeau, wie man inzwischen Neudeutsch sagt. Ich musste das Wort googeln, wollte genauer wissen was es heißt. In der Tat bedeutet es 'Hut', und zwar den man aus Respekt vor jemand anders zieht. So ähnlich also dieses aus dem Mittelalter stammende französische Vokabel, Redewendung, Gruß.


Es ist knapp nach Mittag und ich noch immer in meiner Buschhütte? Das ist komisch.

Ich muss raus.


'Fromager' nennt der eingewanderte Italiener sein Reich hier im Wald. Der Name ist der französische für die Kapok Bäume. Einer davon steht ganz links im Bild.


Inzwischen bin ich wieder zurück und vor meinem Buschbungalow. Es ist früher Morgen. Heilg Abend ist vorbei. Die ganze Nacht bis 6 Uhr füh war Lärm. Typisch afrikanisch. Heilig war diese Nacht irgendwie nicht sehr. Entweder es gibt Totenkrawall für einen Verstorbenen oder eben Partygedröhne, ohne Unterlass. So etwas hört selten vor 6, 7 auf. Das ist Afrika.


Abgelöst wurde dieser unnötige Lärm von einem traumhaften Konzert der heimischen Vögel in schier unfassbarer Vielfalt. Wie gut tut das denn?!


Verflogen der Ärger der stundenlangen Störung, wie weggezwitschert gibt dieses Naturerlebnis hier im Wald alle Energie wieder, die mir der Krawall entzogen hatte.


Der zweite Flugversuch in die Casamance hatte also schlussendlich geklappt. Ich war glücklich. Ich saß am Fenster und bewunderte wieder einmal die Welt von oben. Die Küste Senegals und Gambias ein optische Wohltat und gratis Bordleckerbissen. Da war ich dann ähnlich gut gelaunt wie mein Taxifahrer des ersten misslungenen Verusches. Oder?

Chapeau!









49 Ansichten

Aktualisiert: 13. Jan. 2022


Im November 2020 gab's für eine Winterflucht aus Europa nicht alle bisher offenstehenden Möglichkeiten. Dieses Jahr kennzeichnete sich ja durch eine sogenannte Corona-Krise aus, die einiges änderte. Eine meiner Optionen war Tanzania, eine andere Südafrika, dann Brasilien und zu guter letzt Mexiko. Von diesen vieren kannte ich das mittelamerikanische Land noch gar nicht. Das, die relative einfache Einreise als auch ein Visum für 6 Monate waren definitive Boni für genau diese Variante. So wurde es Mexiko und ich buchte einen Flug von München über Amsterdam nach Mexiko City und von dort weiter zum Endziel Cancun auf der Halbinsel Yucatan.


Ich verabschiedete mich von meinem alten Vater, nicht sicher ob ich ihn jemals wieder würde berühren können. Als ich von Osttirol aus München erreichte, stand mein Flug bereits auf der Kippe. Warum?


Ich hatte zwar den ganzen Tag Zeit für diese Anfahrt und trödelte auch fahrplangedrungen in Matrei, Kitzbühel und Wörgl, aber kurz vor München wurde der Waggon umgeleitet, nicht München- Ost steuerte die Regierungskutsche auf Gleisen an, nein, es wurde der Hauptbahnhof. Und das mit gehöriger Verspätung. Ich dachte mir beim Aussteigen, wenn ich mich jetzt nicht voll spute und Glück habe ist nix mehr mit dem rechtzeitigen Erreichen des Flughafens. Die S-Bahn dorthin rauschte gerade vor meiner Nase ab in die unterirdische Höhle, ich sah meine Chancen schwinden. Im Kopf tat sich einiges, und die Entscheidung jetzt sofort ein Taxi zu nehmen war die einzige verbleibende Chance meinen Fernflug zu erreichen, falls überhaupt noch möglich.


Durch erhöhtes, schwer bewaffnetes und vermummtes Polizeiaufgebot im Bahnhofsaußenbereich, erhaschte ich einen Mercedesschlitten mit einem afghanischen Fahrer. Ich versuchte ihm beizubringen, dass wir sehr rasch zum Flughafen kommen müssen. Gleichzeitig musste ich beachten, dass ich den Mann nicht über Gebühr stresste, Gott sei Dank war es kein cholerischer Charakter und er blieb ruhig. Wahrscheinlich hatte er das unter anderem auf der Flucht aus seinem Heimatland gelernt. Die transparente Plastikverbauung hinter den Kopfstützen konnte unsere Kommunikation nicht ganz beeinträchtigen, wir unterhielten uns gut. Mit seiner Routenwahl und Glück in keinen Stau zu geraten, stieg ich aus, zahlte viel Geld, und hoffte beim richtigen Terminal abgestiegen zu sein. Es ging sich alles gerade noch aus, ich war sooo glücklich! Das obligatorische Weißwurstpaar mit Brezen und süßem Senf konnte ich aus zwei Gründen nicht einnehmen. Zum einen hatte die Bude coronabedingt zu, zum anderen war mein Zeitfenster zu knapp. So blieb dieser lieb gewordene Brauch beim Abflug von meinem deutschen Heimatflughafen diesmal auf der Strecke.


Bild wird nachgereicht


Trödeln war angesagt am Bahnhof Kitzbühel - nach einem Achenspaziergang erfrischte mich ein Energiedrink meines Vaters - der Novembertag hatte Sonne - alles war gut


Das ist Reisen. Du planst, du bereitest vor, du überlegst, gehst viel in Gedanken durch. Irgendwann packst du, und irgendwann packt es dich, und die Tour geht los. Spätestens ab diesem Startpunkt bleibt das Ganze ein unvorhersehbares Abenteuer. Nichts muss eintreten so wie du dir das vorgestellt hast.


Die Flüge selbst verliefen dann gut, erst der letzte fand dann bei Tageslicht statt, von dem urbanen Megamoloch Mexiko City in den Osten des großen Landes, nach Cancun. Ich hatte einige Stunden Aufenthalt am Hauptstadt - Flughafen Benito Juarez, benannt nach dem kleinen Mann aus Queretaro, der als erster Präsident zum Helden der Etsados Unidos de Mexico wurde. Es war kühl, nein kalt in den Nacht- und frühen Morgenstunden in dem riesigen Funktions- Gebäude und richtig viel los für die Corona-Zeit, weit mehr als auf den europäischen Drehkreuzen. Eine Fleecedecke die sich aus dem Flieger bei mir versteckte half mir gut über die Runden. Dann also endlich der ersehnte Tagesflug, ich will ja was sehen wenn ich reise, nicht in Dauerdunkelheit um die Welt jetten. Und ich durfte den Popocatepetl bewundern, Hausberg im Süden der Metropole um nicht zu sagen Hausgeist, denn wenn er gar zu aktiv ist werden Flüge vorübergehend eingestellt. Später kam auch noch der Gigant Pico de Orizaba ins Bild, der einzige schneebedeckte Berg, Vulkan Mexikos mit über 5600m Höhe, ein Koloss, fast wie der Kilimanjaro in Tanzania.


Flugbilder

Popocatepetl links und Iztaccihuatl rechts, beide direkt vor den Toren Mexiko Citys - im Land 'Ciudad de Mexico' oder einfach CDMX genannt


Der Boss von Mexiko, Pico de Orizaba, 5636m über dem Meer


Im Dreamliner 787 von Boing und Aeromexio über dem Golf von Mexiko nach Yucatan,

es wolkt sich ein


Ganz anders dann der Golf von Mexiko und die Halbinsel Yucatan. Diese voll von Bäumen, ein richtiger Dschungelwald überzieht die flachen Karstfelsen des Landes mit ihren unterirdischen Höhlen. Ein angenehmer touch down der Maschine von Aeromexico, dem Staatscarrier und draußen ein Sog warmer Luft, ich denke bei dieser Brise bin ich richtig.

An den Flughäfen, man kennt's, unzählige Männer irgendeines Gewerbes buhlen um die ankommenden Gringos, die ihrerseits wie in ein weit offenes Messer der Einheimischen strömen und sich in dem Netz aus Werbung und Service verfangen.



Da ich ein Mietauto für 10 Tage vorab gebucht hatte, will ich es natürlich gleich in Empfang nehmen, nur in dem Fall brauchte ich noch einen Shuttle dafür, denn das Verleihbüro war außerhalb des Flughafengeländes. Ein Mann der Mietwagenfirma fuhr mich mit einem Kleinbus dorthin.



(Mai 2021)

6 Monate später genau hier am Flughafen in Cancun suche ich das Immigrationsbüro und werde in Richtung einer Imbissstube geleitet. (Gibt's dort jetzt die Münchner Weißwurst mit Brezen und Senf?;-)

Auch Toiletten befinden sichin unmittelbarer Nähe. Ich denke:

'Hier kann das Ganze nicht sei. Diese Regierungsstabsstelle, unmöglich!' Sie war dann doch genau dort, ziemlich gut hineinversteckt, ich hatte mich gettäuscht. Die diensthabende Offfizierin unbeeindruckt von meinem Erscheinen, frage ich nach dem Gruß: 'Ich hätte gerne einen Ausreisestempel, bitte.' Sie antwortet: 'Wohin geht's denn? 'Nach Guatemala', erwidere ich. Sie blättert durch die Seiten meines weinroten, europäischen Reisepasses und findet irgendwann den mexikanischen Einreisestempel vom 19.11. 2020. Sie rechnet und meint dann aufblickend: '182 Tage im Land, das ist zu lang!' Ich entgegne: 'Ja, aber doch nur 2 Tage.' Sie: 'Das ist zu lang.' Ich merke schon, das geht hier heute nicht kulant ab, die will mehr von mir als ein verlegenes Eingeständnis. Ich: 'Buen, was machen wir?' Sie überlegt kurz und sagt: 'Das kostet 960 MXN oder 45 USD!'


Ich denke mir, mit der kann ich hier schwer einen anderen für mich günstigeren Handel machen. Viel zwar was ich Strafe zahle, aber in dem Fall nützt wohl nichts. In diesen Büros kommst du dir nämlich meistens vor wie in der Vorstube zum Staatsgefängnis in den Außenbezirken der Stadt. Und die hat niemand vor freiwillig von innen genauer kennenzulernen. Innerlich widerwillig zahle ich die Strafe, die genau das kostet was eine Neueinreiserlaubnis ausmacht. Als ich wieder weg bin von diesem Büro mit dem neuen Papier, ärgert es mich noch eine kurze Weile, bis ich mich damit abfand und innerlich beruhigte.


Zurück beim Fluglinienveranstalter klappte dann das Einchecken mit diesem neuen Papier, vorher war es unmöglich gewesen. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ich vor einem wunderbaren, kommenden Flug von Cancun nach Guatemala City stand.



wieder zurück inden November 2020:


Nachdem ich in diesem Leihautocontainerbüro angekommen war, nahm ich ein Mietauto entgegen von dem ich nicht nur auf den ersten Blick enttäuscht war. (Später sollte sich herausstellen, dass ich mit Glück dieses Vehikel überleben durfte.) Ich reklamierte einiges an dem grauen Klein- Chevy der ordentliche Gebrauchsspuren aufwies und gerade noch notdürftigst durchgeputzt worden war. Ich dachte mir: 'Bin ich hier wirklich in einer Mietautoverleihfirma die sich international vermarkten darf?' Andererseits konnte man vielleicht Mexiko, für mich ein neues Land, nicht mit Teneriffa, Südafrika oder Dubai vergleichen wo ich in den letzten Jahren sehr viele Fahrzeuge geliehen hatte, meist in Topzustand, meistens fast brandneu. Was mich beim Fahren selbst am meisten störte war die Lenkung, die einen richtigen Schlag hatte, oder waren es die Radlager?


Meiner Erstbegutachtung zur Folge hatte dieses kleine gebrauchte Automobil mindestens einen gescheiten Unfall hinter sich, bei dem die gesamte linke Seite in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich war also mit etwas mulmigem Gefühl in dieser Karre nun auf dem Weg in mein vorgebuchtes Quartier. Das hatte ich nicht allzu weit weg vom Flughafen geordert und nicht in der stressigen Innenstadt. Um es kurz zu machen, es war zwar nur eine gute Viertelstunde dorthin, aber das vorgebuchte Zimmer konnte ich nicht beziehen. Alle Parkwächter rund um die vermeintliche Unterkunft verweigerten mir den Zutritt.


Man kann sich vorstellen, dass ich nicht so schnell aufgab, denn immerhin hatte ich diese Nacht bereits bezahlt. Trotzdem, es blieb mir nichts übrig als diese wirkliche, oder vielleicht sogar nur Schein-Unterkunft aufzugeben. Gott sei Dank war es noch später Nachmittag und gut Zeit eine Alternative zu suchen. Ein Freund eines der vielen mexikanischen Wächter in diesem Wohngebiet verwies mich auf eine Amerikanerin die er kenne, die ich fragen könne.

Bei Sue im Haus in Cancun - mein letztes gutes heimisches Mutter- Brot für Monate;-()


Ich kam wirklich mit ihr in Kontakt, sie hieß Susan, oder Sue wie sie genannt werden wollte. Ich erzählte ihr meine Ankunftsgeschichte mit der Unterkunft, worauf sie meinte, zur Not könne ich heute auch bei ihr übernachten, sie hätte Platz. Ich war sehr froh über dieses Angebot, immerhin ersparte es mir doch jetzt nervige Suche nach einem Quartier in den Außenbezirken oder dem Stadtzentrum von Cancun. Was ich noch nicht ahnte, ihre drei großen Hunde waren zumindestens vorerst richtige Bestien. Sie hüpften mich an wie einen Zirkusdompteur, allerdings einen der sie nicht im Griff hatte, dem sie nicht folgten, der nicht die richtigen Befehle zu erteilen in der Lage war, auf die sie hörten. Latente Angst vor Hunden und ihrem scharfen Gebiss gepaart mit einem Widerwillen ständig beschnuppert und abgeleckt zu werden, kehren meine Hundeliebe oft eher ins Gegenteil.


Das Bellen, das Herumtollen und Dazwischenspringen dieser drei Hauswölfe machten eine 'normale' Kommunikation mit meiner Neogastgeberin fast unmöglich. Wenigstens hatte sie die Köter halbwegs im Griff, musste aber ständig teils lautstark betonen und beteuern, dass sie der wirkliche Boss im Haus ist.


Die kränklich agierende Leitwölfin des Habitas versicherte mir noch, dass sie das Gastzimmer aber erst flott machen müsse. Ich erwiderte, kein Problem, ich bin einstweilen draußen. Jetzt hatte ich ja keinen Grund mehr zur Eile, diese Nacht war soweit klar und somit gerettet. Ich dachte mir nur: 'Die Gastgeberin mit ihrer gebrochenen Stimme und ihrer niederen Bewegungselastizität, schafft sie das überhaupt ein Zimmer auf Vordermann zu bringen?' Noch mehr dachte ich mir allerdings, wie schön, dass es immer wieder Menschen gibt, die einen aus der Patsche reißen, wenn es mal wieder darauf ankommt.


Später dann im Gästezimmer staunte ich nicht schlecht, dass Sue doch in der Lage ist einen Raum gemütlich zu machen, trotz ihrer Krankheit. Das einzige was mich störte war, dass das Fenster nicht aufging, weil es von außen zugeschraubt war. Und, ich konnte mein Handy nicht laden, weil ich keinen Adapter für dieses mir neue Stromnetz hatte. Zwei läppische Schlitzchen an der Steckdose waren das nur, hier sollte scheinbar alles mit 110 Volt klappen, wofür die Europäer das Doppelte von 220 brauchen und dicke Stecker? Dementsprechend minimalistisch die Dosen und die Stecker hier. Ich klagte Sue mein Problem und kurzentschlossen organisierte sie ihre beste Freundin Laura die sehr bald später im Haus stand mit einem Worldtraveller Adapter den sie erst neu erstanden hatte, und für eine geplante Türkeireise nutzen wollte.


Etwas klobig das Ding, aber es erfüllte genau den Zweck und ich bedankte mich artig für das wichtige missing link. Bis heute verwende ich dieses Teil hier in Mittelamerika, schon 8 Monate lang, wie praktisch. Laura selbst ist ihre Reisefreude mit dem Corona- Wahnsinnn vergangen. Eine Türkeireise erscheint vorerst nur in ihrer Fantasie.


Ich verbrachte zwei Nächte bei Sue, um gleich anschließend in den Dschungel von Yucatan aufzubrechen. Die emmigrierte US-Amerikanerin aus Iowa hatte immer viel zu unserem gemeinsamen Morgenkaffee zu erzählen, das Problem blieben einzig und allein die wilden Hausbestien, die ständig von ihr gezähmt oder in den Garten oder auf ihr Wolfszimmergehege gesperrt werden mussten. Sue bereitete immer einen schmackhaften Kaffee. Wenn ich etwa von meinem Zimmer ins Bad musste hatte ich garantiert einen Kampf mit einem der Hauswölfe vor mir, nach dem Duschen zurück leckte mich der nächste dann ab, obwohl ich glaubte, dass ich bereits sauber war. Oh, mein Gott war ich froh, wenn ich wieder im abgesperrten Zimmer Schutz und Intimssphäre fand. So freundlich Sue auch war und so interessant diese zwei Tage, länger konnte ich hier nicht verweilen.

Playas arenas blancas en Cancun - Mein erster Karibik- Besuch inklusive weißer Sandstrände- hier in Cancun


Das war ja aber auch nicht meine Mission, nachdem ich die eindrucksvollen Strandboulevardmeilen Cancuns inspiziert hatte und noch die Schäden des letzten Hurricanes offensichtlich waren, startete ich ins Landesinnere, vorbei an Playa del Carmen und Tulum, den Touristenhochburgen an der mexikanischen Karibikseite. Der weiße Sand und das warme Klima erinnerten mich stark an den Indischen Ozean der ostafrikanischen Küste. Ich steuerte also nun mein Leihautolein vom Meer aus in Richtung Valladolid ins Land hinein. Ich passierte die Autobahnmautstelle 'caseta' genannt und fragte dort noch schnell, wann denn die nächste Tankstelle komme. Die Antwort die ich bekam klang unglaubwürdig: 'In etwa 70 km.' 'Was?, in 70 Kilometern?' Und am Vormittag war ich vielleicht insgesamt an 20 Tankstellen vorebigefahren und jetzt soll dann die nächste erst Dutzende Kilometer später kommen? Der Geldeintreiber versicherte mir: 'Ja, es ist so. Tur mir leid. Aber bei der nächsten'caseta' könnte es vielleicht Benzin im Kanister zu kaufen geben. Die kommt früher als eine Tankstelle. Wenn du jetzt nämlich nach Tulum zurückfährst musst du hier bei uns gegenüberliegend wieder Maut zahlen, wenn du erneut passierst.' Gut, dachte ich mir, dann will ich doch weiterfahren und auf Benzin hoffen, bevor mein Auto mit leerem Tank stoppt.


Hier Playa del Carmen - wo ich mir nur kurz die Brise der Karibik um meinen Körper wehen ließ


Die Straße war schnurgerade, leicht berauf, leicht bergab, links und rechts von der Bahn Dschungel mit nicht allzuhohen Bäumen die dicht verzahnt ineinander ein Geflecht bildeten das mitunter undurchdringbar schien. Ganz wenig los auf der Piste, so ähnlich wie im hohen Norden Skandinaviens, Kanadas, der Panamericana in Peru oder Patagoniens im äußersten Süden der Amerikas. Die Tanknadel bestätigte, dass der Motor Benzin schluckt und mein Gefühl wurde nicht besser als das Tankstellenhinweisschild die 70 km des Mautners schriftlich bestätigte.


Ich fuhr immer mehr wie ein rohe Eiertransporter, ohne Radioablenkung, absolut ökonomisch, teilweise ausgekuppelt sofern ein Gefälle das zuließ, mein Eigenkörpergewicht versuchend vorübergehend durch Brust heraus und Pobacken hoch zu verringern. Ich schätzte so komm ich allerhöchstens noch 15 km, dann ist Feierabend mit dem fossilen Treibstoff hinten drin. Plötzlich ein lauter Krach, eher links und Fetzen flogen von meinem Karren. Völlig erschrocken versuchte ich die Kiste nach rechts zu lenken, das gelang noch, und stellte sie ab. Ich dachte: 'Das ist ein fetter Reifenplatzer, wie man manchmal bei LKW's sieht wenn es einen Reifen einfach wuchtig raushaut. Etwas benommen erkannte ich sofort, mein Fahrer Außenspiegel ist zerborsten und das linke Vorderrad ist völlig zerfetzt. Es sah jetzt so aus wie ein Notfallrad eines Sparsets eines modernen Autos, nur, dass auch Manteldrähte noch nach außen standen wie Haare unter elekrtischer Spannung, in alle Richtungen.


Einige Teile des Reifenmantels lagen hinten mitten auf der Fahrbahn, ich rannte los, hob sie auf und schmiss sie auf die Seite, damit nicht der Nächste reinkracht. Weitere Fetzen des Gummidrahtgemischs warf ich genauso aus der Bahn, kehrte zurück zu meinm Leihcrashauto und analysierte den Schaden.


Der Reifen war nicht geplatzt, es war halt nur mehr das Herz desselben übrig, allerdings noch mit Luft gefüllt. Der Blechschaden, oder heute muss man eher von Plastikschaden bei den modernen Autos reden, auf der Seite, war vorerst nicht fahrhinderlich. Gut, dachte ich mir, dann montier ich den Reservereifen. Bei der Autoübernahme hat ich ihn kurz hinten optisch von obengesehen, jetzt löste ich ihn von der Verschraubung und legte ihn mir mit Schraubenschlüssel und Wagenheber zu meinem Reperaturplatz. Ich dachte mir, hoffentlich funktioniert das Zeug auch. Das tat es, ich konnte die Schraubmuttern mit dem Schlüssel lösen und der Wagenheber half mir den Chevy zu heben, ich war heilfroh.


Wer jemals an einer betriebenen Autobahn stand, der weiß wie ungut das Gefühl ist dort vielleicht auch noch eine Panne zu beheben bei rasendem Verkehr, nahe am Rücken. Als ich meinen Reservereifen aufsteckte bemerkte ich, der hat ein altes, einseitig abgefahrenes Profil, was aber noch schlimmer war, er war nur halbvoll mit Luft gefüllt oder anders ausgedrückt halbleer. Ich fixierte den Reifen, schraubte ihn fest an, ließ den Wagenheber wieder nieder und sah, oh Packe, das ist einfach verdammt wenig Luft da zwischen Fahrbahnbelag und Felge. Ob diese sogar den Mantel berührt konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht genau feststellen. Falls das so ist, hat es keinen Zweck zu fahren zu probieren, ich demoliere mir in kürzester Zeit den kompletten Reifen. Dass das Mietauto keine Luftpumpe dabeihatte war selbstredend.


Ich räumte alles wieder ein, auch einen Teil des zerflederten Altreifends als Beweisstück und nahm am Fahrersitz Platz. Startete, fuhr los und sperrte meine Sinne wieder auf hellwach, um zu erkennen ob es überhaupt einen Sinn hat so zu fahren. Die Karre zog es mächtig nach links, ich ließ bald wieder stehen, checkte den Reifen, vor allem den Luftdruck und eventuelle Neuspuren im Außenmantel und stieg wieder ein. Ich hatte ja eh keine große Wahl, einfach vorsichtigst weiterfahren, sofern der wenige Reifendruck das irgendwie erlaubte. Meine Höchstgeschwindigkeit war wohl etwa bei 40km/h, meine Ausrichtung auf der Autobahn war rechts, und zwar so, dass ich den Pannenstreifen mitten unter meinem MiniChevy durchhuschen sah, denn ich hatte keine Lust für einen rasenden Nachfolger von mir fast wie ein stehendes Hindernis als Rambock zu dienen. Diese Angst im Nacken und vorne immer auf der Ausschau nach eventuell auftauchenden größeren Belagslöchern oder 'topes', diesen Rampenhügeln die jedes Gefährt herbremsen lassen war ich also wieder 'en route', zumindestens so halb, nicht wirklich mit großem Selbstvertrauen.


Ich fuhr schräg über 'topes', damit ich meinen Notreifen nicht mehr als notwendig beleidigte. Davon ab hatte ich doppelt Grund für mulmiges Gefühl: Einmal dieser müde Reifen eben, der jederzeit für eine Totalschlappe gut war. Zum anderen das Tankproblem hatte sich ja nicht gelöst, nein der Tankinhalt ging weiter gegen Null zu. Wenn man Autos nicht kennt, wie ich gerade diesen Leihwagen hier in dem ich hocke, dann weiß man überhaupt nicht wie man mit der Tankanzeige bzw. mit dem letzten Tankinhalt dran ist. Was man weiß ist, wenn man aufwärts fährt braucht man noch mehr Sprit, die letzten Lacken des Tanks kann man aber so auch mobilisieren. Das war aber nicht Thema momentan. Galub mir, es war ein dreckiges Gefühl mit dem ich höchstkonzentriert dahinfuhr. Sehnlichst hoffte ich, dass mein Ersatzreifen irgendwie durchhielt, ja ich betete dafür mehr oder weniger.


Ich hatte in meiner Jugend genügend Reifen kaputtgefahren, weil die bloße Felge sie ohne Luft dazwischen einfach demolierte, zermalmte. Allerdings handelte es sich meistens um Fahrräder oder Mopedreifen. Das System ist bei Autoreifen allerdings dasselbe. Du ruinierst dir den Mantel innerhalb weniger Vollumdrehungen. Die Tanknadel versuchte ich währenddessen innerlich ziemlich auf einen quasi Ruhepunkt zu fixieren, mehr oder weniger also zu hypnotisieren. Das mag mir vielleicht sogar gelungen sein in meiner Scheinwelt, die Realität war aber eine andere, und zwar die, dass ich jeden Moment Motorgestottere hören sollte um den Wagen rechts am Rand dann mangels weiterer Treibstoffzufuhr abstellen zu müssen. Hoffentlich wird die Stelle nicht allzu gefährlich sein, denke ich mir noch.


Andere Gedanken sind die zur Mietwagenfirma bei der Rückgabe. Die werden argumentieren, wieso haben Sie nicht umgehend angerufen? Das wäre erstens gar nicht möglich gewesen, ich verfügte über keine mexikanische Simkarte im Handy, zweitens hätte ich viel vertelefoniert und dann umsonst gewartet bis jemand von denen gekommen wäre. Wie könnte ich einer Firma noch glauben, die einen fahrlässigen Ersatzreifen im Auto versteckt und als originalen einen völlig fahrlässigen draufsteckt? Ich glaube dieser schwindeligen Firma nicht, dass diese groben Fahrlässigkeiten nur Zufälle waren. Drittens , wäre wirklich irgendjemand von denen gekommen irgendwann, wäre es bestimmt bereits dunkel und Nacht gewesen. Das wäre viel zu riskant gewesen mutterseelenalleine auf einer mexikanischen Autobahn als Gringo mit Problemen. Ein gefundenes Fressen für Gelegenheitsgangster.


All' diese Gedanken waren aber auf einen Schlag hinfällig, denn in mittlerer Sichtweite schien die nächste Mautstation ins Blickfeld zu kommen. Diese 'caseta' war doch keine verschwommene Fata Morgana, oder?


Nein, war es nicht, es war tatsächlich die Mautstation, die mein Traumziel war. Wer hatte mich bisher hierher geführt? Meine Engel, meine Ahnen, mein Gott, Buddha, ein Guru, ein Maya Gesandter, alle zusammen? Egal, ich selbst konnte es nicht gewesen sein, obwohl ich am Steuer des Chevy saß und das Automobilchen rechts vor dem Schranken der Station parkte. Ich stieg aus und interviewte sofort den diensthabenden Mautner. Er meinte, nein, sie hätten zufällig kein Notbenzin zur Stelle. Ich erzählte ihm von meinen zwei Problemen, so war ich erst einmal diese Botschaft los und geteilt. Es tat sich nichts. Bis plötzlich ein Arbeitskollege von ihm erschien mit einem großen, weißen Firmenpickup der Straßen AG, vorfuhr und meinte, er könne mich zur nächsten Tankstelle bringen. Ein leerer Kanister lag bereits auf der Ladefläche. Diese Gelegenheit nutzte ich jetzt aber auch noch dazu meinen Ersatzreifen abzumontieren, warf ihn auf die Hecklade des Kleintrucks, stieg vorne ein und wir ließen mein Leihauto rechts am Fahrbahnrand nach der Schranke dreirädrig mit erhöhter, offener Zahnlückenfront links zurück.


Das ganze Folgende wurde aber mehr als mal eben zur nächsten Tanke Sprit holen, es wurde eine Multizweck- Exkursion ins Hinterland der Maya von vielleicht eineinhalb Stunden. Wir verließen die Autobahn sofort und waren auf schlaglöchriger Piste in einer Gegend unterwegs die ich am besten mit ostafrikanischen Küstenstrichen vergelichen könnte. Die Behausungen und die Unordnung und der Müll allerorten ebenso gemeint. Ich gewöhnte mich an Stopps meines Fahrers für dies und jenes und war aber nichtenttäuscht, wir erreichtenauch irfgendwann die ferne, nächste Tankstelle. Ich ließ Benzin in den Kanister einfüllen, der Beamte tankte sein Firmenauto voll auf und ich blies meinen Ersatzreifen mit dem Kompressor ebenso voll auf. Kanister und Reifen kamen wieder auf dias Pickup-Heck und nach dem Zahlen ging die Fahrt wieder zurück. Nicht wirklich direkt. Recht bald schienen wir bei der Familie des Lenkers angekommen zu sein, einiger Proviant kam ins Auto. Bald später stieg auch ei Fahrgast zu, es stellte sich heraus, es war ein Arbeitskollege. Dann noch einige Begrüßungen hi und da um dannn doch wieder bei der Mautstelle zu landen.



Mit diesem Luftdruck musste ich zufrieden sein...


Mein dreirädriges Mietauto stand noch immer dort, so wie wir es verlassen hatten, auch schön, dachte ich! Im Team fixierten wir den Reifen, füllten Sprit nach und es schien alles für eine Weiterfahrt vorbereitet. Halt, da war noch mein Service zu bezahlen. Ich befürchtete jetzt viel Geld setzten, 'plata', wie man es auch in manchem spanischen Slang etwa in Südamerika nennt. Ich war sehr überrascht über den partnerschaftlichen Preis meines Auftrages, es schaute nach einem fairen winwin Handel aus. Immerhin hatte der Mautbeamte ja nicht seinen Privat PKW für den Dienst verwendet, sondern war sozusagen geschäftlich unterwegs, im wahrsten Sinne des Wortes. Alles gut, ich war sehr froh über diesen bestimmt nicht alltäglichen Dienst, so etwas durfte ich niemals erwarten.


Das neue Fahrgefühl in der Leihkiste war gut, ich musste nicht mehr so arg gegenlenken wie noch vorher ohne genug Luftdruck, und, meine Tanknadel bestätigte sehr bald, im Inhalt hat sich etwas zum Besseren verändert. Eigentlich war damit der Tag an und für sich gerettet- Ich musste jetzt nur noch Sofia im entlegenen Dschungel finden, denn dieses 'cita', Verabredung hatte ich im Vorfeld ausgemacht. Nun, was wollte ich hier mitten auf Yucatans Pampas überhaupt? Ich hatte vor zu arbeiten für jemanden und dagegen die Unterkunft gestellt zu bekommen. Genauso wie früher Mägde und Knechte. Gut die bekamen auch noch Essen dafür, zu Recht. Es war nicht ganz einfach dieses Dschungelcamp zu finden, doch zur späten Abenddämmerung erreichte ich tief im Wald, wohin mich längst Schotterwege geführt hatten dieses versteckte Camp und die Dame.


So unsymphatisch war die Frau gar nicht vom ersten Eindruck her, eine Mexikanerin die lange in Südamerika gelebt hatte, auch Europa kannte und sicher nicht nur einen Mann hatte, bevor sie hier ihrem Maya-Lover mitten in den Dschungel folgte, um so etwas wie ein Retreat, ein Heilzentrum zu führen mit zeremoninellen Events und mehr. Ich war müde, bekam eine Schlafstelle zugewiesen, die weit vom Haupthaus weg war, und durfte hinter Moskitonetzen als Wänden recht zeltartig im Wald in einer Hütte Vprlieb nehmen. Nach diesem Tag brauchte ich nichts als Ruhe. Ich dankte für meine Unversehrtheit und mein Glück und schlief ein. Ein schönes Erwachen startete meinen kommenden Tag, Vögelgezwitscher und Baumrascheln, sehr heimelige Outdooratmosphäre. Ich torkelte zu meinem Auto für ein Handtuch und bemerkte neben dem Tau der das Mobil mit einefeuchten Haut überzog, dass der präparierte Reifen wieder fast vollständig absank und sich von viel Luft über Nacht quasi entledigt hatte. Mit anderen Worten, das gestern war wohl nur eine Symptombehandlung gewesen, und keine tiefgreifende Analyse des Problems. Es war Sonntag. Meine Laune bezüglich des Leihmobils schlug allmählich in so etwas wie Hass um. War ich gestern noch froh darüber den Autobahnzwischenfall überlebt zu haben, wollte ich diese Karre jetzt am liebsten sofort los sein, und am besten genau hier im Urwald von Yucatan verrecken lassen.


Meine erste Cenote die ich sah - hier beim Mayacamp von Sofia und dem Albuelo


Das freundlichste Mitgleid meiner neuen Gastgeber, der Sohn von Sofia's Mann, war mir später behilflich wenigstens so viel Luft wieder hineinzupumpen, dass ich aus dem Wald wieder rauskonnte. Obwohl Feiertag war, suchte ich mit des Sohnes Hilfe eine Werkstätte da draußen zu finden die mir tiefer helfen konnte, es ließ mir keine Ruhe mit dieser unglücklichen, unverlässlichen, ja gefährlichen Karre. Ein spanischer Voluntier kam auch mit, er machte es sich hinten gemütlich wie auf einer Heimcouch auf seinr iberischen Halbinsel und legte seine Füße hoch, ich staunte über seine Ungeniertheit. Er war wohl schon so lange hier im Waldcamp, dass er keine zivilisatorischen Manieren mehr kannte. Glatt fanden wir irgendwann, natürlich nicht ganz nah, einen 'vulcanizador', der an der Straßenseite seine Bude hatte und nur noch von seinem Sohn inr seiner Hängematte geweckt werden musste, den er hatte offiiziell nicht zu, sonder offenen Service, auch heute. Der Mechaniker erkundigte sich nach meinem Anliegen und wenig später zeigte er mir mit seiner Zange, wohl den Grund des Reifenproblems. Und zwar hatte er das Ventil in der Klemme, das leck und kaputt war. Von dort entwich also die ganze Zeit Luft. Er fand ein neuse, passendes Ventil, setzte das ein, pumpte den Reifen auf, wuchtete ihn sogar noch und ich konnte ihn wieder an das Vehikel montieren. Nun hatte ich das erste Mal das Gefühl, dieser Reifen passt jetzt einigermaßen und ich kann der Kiste einigermaßen vertrauen. Absolut vertraute ich dem Fachmann, der für seine Analyse und den Behebungsservice auch noch keinen Unsinn verlangte, auch nicht heute am Sonntag.


Den Sohn des Maya ließ ich an einer Bushaltestelle aussteigen, er musste nach Cancun zurück, schade ihn hätte ich noch gerne länger im Dschungelheilcamp gesehen. Der Iberovoluntier nahm jetzt vorne Platz, brauchte noch Zigaretten und Coco Cola, glaub ich, und ich brachte ihn wieder in den Wald zurück, wo er zu Hause war und ich vielleicht die nächste Zeit sein sollte. Beim Fahren des Mini-Chevy hatte ich jetzt erstmals ein beruhigendes Gefühl, wie schön war das denn?

Endlich am wirklichen Problem dran - Sonntagsreperatur



Wie es weiterging erfährst du hier beim Download der angegebenen Datei:


Coba






Im Dschungel von Yucatan - hier bei der Maya Tempelanlage von Coba


Karibischer white sand beach bei Tulum - mit angeschwemmten Baumstamm




Fortsetzung folgt!




50 Ansichten

Aktualisiert: 21. Mai 2022


Gerade habe ich noch einen Zahnstocher im Mund um einer liebgewordenen Gewohnheit nachzukommen. Oder bin ich längst süchtig geworden nach einem Stück Holz zwischen den Zähnen nach Essen? Wie ein Raucher längst abhängig von dem in ein Röllchen eingewickelten Tabak geworden ist, den er angezündet hat und tief hinunter in seine Lungenflügel zieht. Ja, ich denke, in der Tat, das kann man durchaus vergleichen.


Aller Abhängigkeit versuche ich allerdings entgegenzuwirken. So lange ich noch merke, dass ich von etwas abhängig bin, ist das noch eine gute Ausgangsposition um davon loszukommen. Wenn ich rechts durch die hohe, schwarze, offene Tür hinausblicke in die Morgenluft, ist da eine hellblau gestrichene Hausmauer, mit ebenfals offener Holztür und darüber leuchten rötliche Dachziegel. Noch weiter darüber grünliche Bergrücken und dann schließt der Himmel an mit reichlich Wolken, aufgelockert durch manche bläulichen Himmelsfenster.


Start im ersten Mikrobus von Panajachel am Lago Atitlan nach Godinez - am Sonntag Vormittag - Ich bin am Beginn einer Reise die weit ist - alles ist offen - wie vor jeder Reise


Der durchlöcherte Wolkenbrei wird nach rechts unten geschoben, es müsste etwa Richtung Südwesten sein, auf den Vulkan Agua zu, aber auch hinweg. Ich befinde mich immer noch in Mittelamerika, man könnte es auch Länderkonglomeration von Vulkanen nennen, am riesigen 'ring of fire'. Dass Vulkane nicht immer ruhig sind, glaubt man hier wenn man aktive beobachtet wie sie Rauchzeichen geben, oder heiße Lava austoßen. Nicht nur diese optischen Auffälligkeiten vernimmst du hier, nein, auch 'komische' Erderschütterungen die irritieren. Glauben wir doch allermeistens festen Boden unter den Füßen zu haben, dabei kommt man jedoch ins Grübeln darüber.


Es gibt doch das Sprichwort 'Fest auf beiden Beinen stehen', oder fest verankert oder verwurzelt sein. Aber was heißt schon 'Fest auf beiden Beinen stehen?' Ganz schnell können wir ein Bein weg haben, vielleicht auch beide, und dann? Dann könnte man noch probieren mit den Armen zu fliegen. So ungefähr werden sich Vögel entwickelt haben. Vögel können beides. Mit ihren Füßen laufen und hopsen und aber eben jederzeit abheben. Sind wir da als menschliche Spezies nicht arg benachteiligt? Vielleicht dachten und denken sich das alljene die schon immer versucht haben es ihnen gleich zu tun und abzuheben.


Zweiter Transporter von Godinez nach Patzun - es hatte in der Nacht ein heftiges Schauerszenario gegeben - die Straße war teilweise ordentlich verwaschen


Am Wegrand lagerten Brennholzarbeiter - sie stiegen in den Kleinbus nachdem ihre schweren Säcke auf dem Dach landeten - hier beim Herunterschmeißen tut man sich leichter


Ich bin da keine Ausnahme. Vom Fliegen und Abheben fasziniert wollte ich als Endteenager Linienpilot werden. Als Mit-Fünfziger werde ich morgen aber nicht in den Cockpits der Flugzeuge Platz nehmen und meinen einst aus Leidenschaft gewählten Traumberuf nachkommen. Nein, ich werde als ganz einfacher Passagier irgendwo weit hinten im Laderaum der Verkehrsflugzeuge Platz genommen haben. Ständig mit aufgezogener Mundmaske und nach der Möglichkeit suchend bei den ovalen Fenstern hinauszuglotzen. Und zwar hoffentlich nicht auf die mit Kerosin gefüllten Tragflächen des mächtigen, unflexiblen Riesenvogels, sondern mit freier Sicht. Das zumindenstens ist der Plan für einen Tag der heute noch nicht Gegenwart ist. Das Morgen.


Fahrt von Patzun nach Chimaltenango in einem Chicken-Bus, mit leider lauter Trötenmusik die meine Ohren nicht verschonte


Wenn man 2021 verreist, über Länder hinweg, dann tut man das in der Regel nicht ohne sich vorher Informationen einzuholen, und durch eine Menge davon scrollt man da durch. Das heißt, so ganz unbeschwertes Reisen, wobei man alles auf sich zukommen lässt, ist definitv 'anders' gworden. Man könnte es auch als schwerer bezeichnen. Will ich aber gerade nicht, denn Neuem ist klüger mit Flexibilität zu begegnen und es als Lernchance zu sehen und nehmen.


Ganz selten hilft es einem vehement 'gegen' etwas zu sein, und sich über Gebühr aufzuregen oder gar zu jammern. All' diese sehr menschlichen Reaktionen sind für das Leben und die persönliche Entwicklung doch eher hinderlich, als dass sie einen weiterbrächten.


Auf meiner To-do-Liste heute steht:

Beim call des Testcenters wurde bestätigt, dass es jederzeit in Betrieb ist und sie den Test auch ausgedruckt aushändigen - man solle halt 4h davor am Aeropuerto sein - was eh zur neuen Normalität gehört - diese telefonische Information vorab beruhigte mich einigermaßen


Wenn ich ehrlich bin, wenn mir momentan wirklich etwas im Magen liegt, dann das mit so einem Covid-Test. Wenn ich morgen zum Check-in am Flughafen von Guatemala City kein Testergebnis vorlegen kann, mit negativem Resultat, dann ist die Wahrscheinlichkeit meine gebuchten Interkontinentalflüge nach Europa wahrnehmen zu können - gleich Null.

Dann werde ich eben weiter in Guatemala verweilen müssen, ok. Am etwa 20. August aber würde meine dreimonatiges Visum ablaufen und ich müsste mir spätestens bis in zwei Wochen etwas Anderes überlegen.



Lokalwechsel: Ein für mich neues Cafe in Antigua, Schreibbegleiter - ein Cappuchino


Es ist dunkel geworden.

Halb acht am Abend.

Hab' gerade noch einmal ein mystisches Wetterleuchten über den Hausvulkanen beobachten dürfen. Ich muss eingestehen jede Art von natürlichem Licht ist mir lieber als jede Art von künstlichem. Schon gar das modern gewordene weiße Neonlicht mag ich überhaupt nicht. Es blendet oft, ist steril und vor allem kalt. Ja, kalt, es gibt keine Wärme ab, so wie das alte künstliche Licht bei der eine Glühbirne heimeliges, orangeliches Licht verbreitet und eben aber auch Wärme abgibt.


Mein Tag heute war, sagen wir, etwas hektischer als die meisten anderen. Als fast professioneller Traveller bin ich zwar normalerweise nicht über Gebühr aufgeregt wenn ich reise, verreise. In diesen Zeiten ist aber eine uneingeschränkte Bewegung über Ländergrenzen hinweg nicht unmöglich geworden, aber mit einem Haufen Hindernissen gepflastert. Diese muss man erst passieren, um weiter zu kommen.


Wenn man in Guatemala Geld wechseln will und dafür irgendeine Bank wählt, dann muss man sich mindestens eine halbe Stunde Zeit nehmen für den 'deal'. Und das ist gerechnet, Nettozeit, also wenn man nicht ansteht oder ansitzt und in einer Schlange warten muss. Eher dauert das Ganze aber eine ganze Stunde. Ohne Reisepass geht das sowieso nicht. Dann kommt beim Betreten dazu, dass man seine Temperatur misst. Wenn ich dieses Gerät schon sehe, oder einen Mitmenschen mit so einer Plastikpistole, dann geht bei mir die Temperatur schon automatisch hinunter, nicht hinauf. Darauf sollte man sich mit irgendeinem Gel die Hände klebrig machen, bevor man weiter darf. Wie bereits in einem anderer Blogerzählung erwähnt, lasse ich das immer sehr bewusst aus.


Mit das Schrägste was ich heute dann innerhalb dieses komischen Elektra-Ladens gesehen habe, in dem die Bank Azteca sitzt war, dass ein junger Einheimischer stirn- und gesichtsgescannt wurde von einem Bankbeamten. Ich dachte mir, bin ich in Asien, bin ich China? Der junge Mann, der Einheimische, sah auch etwas chinesisch aus. Angeblich sei diese Azteca Bank die einzige hier in der alten Hauptstadt Antigua die Mexikanische Pesos wechselt, in Quetzales. Übrigens, Mexiko ist Nachbarland von Guatemala. Das ist fast so wie früher in München, als man mit österreichischen Schillingen auftauchte, haben die Bayern mit ihren Demark nur geschaut wie 'Woher kommst du, was ist DAS für eine Währung?'


Der Kurs ist so schlecht, dass man sich den ganzen Aufwand eigentlich überlegen muss. Ich hatte noch (bewusst) gut 1000 MXN, Mexikanische Pesos dabei, weil ich vor zweieinhalb Monaten noch nicht wusste wie lange ich in Guate bleibe. Ich dachte mir vielleicht 14 Tage, damit ich danach wieder problemlos nach Mexiko einreisen kann. Und dafür hatte ich mir die Pesos gerichtet, für den Grenzübertritt, wo man diesen Eintrittsschein für Mexiko braucht, der sich nicht Visum nennt, aber eben schon auch Geld kostet. Das andere Schräge in der Bank war, dass mir ein 50 Peso- Schein zurückgewiesen wurde. Ich legte fünf Banknoten hin, wohlgemerkt alle ziemlich nagelneu, fast wie gebügelt, frisch aus dem Bankomaten.


Ich fragte nach: 'Wieso nimmst du den 50er Schein nicht?' Die Bankerin meinte: 'Es sucio.' Er sei schmutzig, dreckig. Ich schaute ihn mir noch einmal genauer an. Ich fand nicht, dass er schmutzig war. Eingerissen oder Ähnliches sowieso nicht. Ich wusste aber auch, es bringt gar nichts darüber eine Diskussion zu beginnen, sie nimmt ihn nicht. Das war mein Erfahrungswissen, weil ich vor gut zwei Monaten bereits einmal Geld wechselte, eh genau auch hier in Antigua am Parque.


Später fuhr ich noch einmal hinauf nach Santa Maria Jesus. Ich hatte nun vor diese Quetzales von der Bank an Menschen zu bringen die es vielleicht sehr gut brauchen könnten. Mir gefallen ja diese Kanisterbriefkästen mit Schlitz, die man teilweise vor einfachen Behausungen sieht. Ich dachte mir ich werfe einfach vor einigen Hütten die nagelneuen Banknoten hinein. Nicht einen wurde ich so los, denn ich war immer von irgendjemandem beobachtet worden, was ich nicht mochte. Drei Haushalte wollte ich so beglücken und so etwas wie den heimlichen Briefträger spielen. Ich wurde langsam etwas ungehalten, weil das nicht klappte, traf dann aber auf eine Mutter, die mir erzählte, sie habe 8 Kinder. Sie freute sich sehr über das Geschenk. Davor kam mir ein älterer Mann entgegen dem ich auch einen 100 Quetzales Schein im Vorbeigehen zusteckte.

Ich traf oben in Santa Maria noch meinen alten Freund Hector, diesmal mit Trickbike und (leider) Maske - das war eine ziemliche Überraschung - diesmal bat er mich um 1 Quetzal - ich gab ihm zwei für eine Süßigkeit


Beim Hinunterfahren mit dem Mikrobus wurde es dann auch noch einmal lustig. Der eigentlich volle Transporter hielt weiter unten noch um eine Clique von acht kurzen, gutgenährten und gutgelaunten Frauen aufzunehmen. Ich dachte mir: 'Gut, drei können mit eng zusammenrücken noch herein.' Als die erste einstieg , löste sich der komplette Schiebetür- Innengummi. Sie war fast wie mit einem Lasso gefangen samt ihrer Stöckelschuhe. Die Frau lachte, das ganze 'Auto' lachte, es war DER Gag des Tages. Es ging aber weiter. Alle acht! Damen spazierten in der Folge herein in unseren kuriosen Mikro-Bus. Ich musste keine von ihnen auf den Schoß nehmen. Wie war das möglich? Ich kann's nicht erklären.

Jedenfalls hatte zum Schluss der Kondukteur erst die Gelegenheit den Türgummi wieder hineinzuwurschteln, bevor es weiterging. Es brüllten wirklich viele in dem Bus, lange. Auch der Kondukteur, dem dieser Vorfall eigentlich peinlich sein hätte müssen, lachte innerlich darüber, denn diese Damen-Clique besserte seine Tageslosung noch einmal ordentlich auf.


Oh, ich werde solche Geschichten in Europa vermissen. Diese gibt's dort nicht oder kaum. Da müssen wir uns etwas Anderes suchen zum Lachen. Heute also die letzte Nacht in den Amerikas. Morgen Nacht sollte ich im Flieger sitzen über den großen Teich hinweg. Mal sehn ob das so ist. Heute ist heute und 'tomorrow never comes', heißt es mit einem alten Sprichwort.

Hier im Shuttle- Auto in Antigua auf der Suche nach dem zweiten Passagier zum Flughafen - unklar wo er genau stecken soll in den Gassen und Sackgassen der Altstadt - wir sind spät dran - schlussendlich wird er gefunden, der gute Mann - es stellt sich heraus es ist ein Österreicher, ein Skihüttensohn aus dem Pongau, Flo heißt er - der erste Österreicher den ich seit vielen Monaten treffe


Ich sitze im Flieger. Ich sitze am Fenster. Ich habe gute Sicht. Der rechte Flügel gute 5m vor mir. Das geht noch. Nach hinten ist ganz freie Sicht. Zwei Damen sitzen neben mir. Man spricht nicht viel dieser Tage. Man ist eingeschüchtert. Die Gesichtsmasken ermuntern auch nicht zu einem lockeren Gespräch. Ich hab's geschafft, bin durch das Boarding meiner bevorstehenden drei Flüge gekommen. Der Covid- Antigentest hat geklappt. Das Timing hat geklappt. Das Boarding hat geklappt. Es war sogar noch Zeit für eine Riesenpizza mit meinen letzten Quetzales. Sie war sogar lecker, ich wunderte mich während ich genüsslich 5 Sechstel des runden Flughafenlaibes verschlang.


Ich musste lediglich meine Kaffeepackung des Handgepäcks der wirklich netten, hübschen und jungen Checkin- Signora geben. Sie teilte mir mit, ich dürfe keinen Kaffee aus Guatemala im Handgepäck ausführen. Die Welt ist doch immer wieder kurios, zumindestens was die Menschen mit ihr machen. Mit Hausverstand hat das alles wenig zu tun. Ich fragte sie: 'Magst du Kaffee, oder deine Familie?' Sie erwiderte: 'Ja, gerne!' Weiter fragte ich wegen Cafe Quetzal . Sie meinte: 'Das ist mein Lieblingskaffee!' Nun gut, wenn es wahr ist, noch schöner, wenn nicht, auch gut.


Ich hab fast die ganze Nacht wach gelegen. Das war auch kurios. Obwohl ich müde zu Bett ging. Ich torkelte fast wie in Trance zum Cafe wo ich vorhatte zu frühstücken. Mein Gleichgewichtssinn auf dem Kopfsteinpflaster hielt sich in Grenzen. Und dann. Das Cafe hat noch zu, um 8am. Gestern versicherte mir die Angestellte noch von 8 - 9am gibt's das Madrugado - Early Bird Frühstück. Um 8:50am musste ich aber in meinem vereinbarten Shuttle zum Flughafen sitzen, ansonsten gehen sich alle Formalitäten nicht mehr aus. Mit viel Energie meinerseits bewegte ich die Büchereicafe-Crew von draußen, dass sie aufmachen und die Küche anheizen. Mit Pünktlichkeit hat man es nicht so hier. Und tatsächlich, ich bildete mir ein einen kleinen Einfluss gemacht zu haben, dass ich doch noch rechtzeitig ein Frühstück bekam.

Das war doch eine gute Grundlage für meinen Tag. Das Leckerste die blanchierten, heißen Tomaten. Das Braune dahinter mit dem gelben Nacho drin ist eine Bohnencreme. Lecker. Bohnen werden in Mittelamerika (oder auch Afrika) sehr gerne gegessen und vornehmlich als Saucen zubereitet und serviert.


Die Maschine bewegt sich nach hinten. Der sogenannte 'Push back' im Pilotenjargon. Ich kann nicht mehr gut schreiben, denn den Esstisch musste ich nach oben klappen. Es scheint loszugehen. Adios Guatemala, muchas gracias para todo!

Hier an der Pazifikküste über Nicaragua



PTY- Tocumen , Flughafen Panama City. Die Dämmrigkeit geht über in Dunkelheit, es ist etwa halb sieben abends. Mein Flug aus Guatemala City war von der Route her wunderbar angelegt. Bloß es waren doch recht viel Wolken zu durchqueren. Trotzdem waren manche Sichtfenster genial. Es ist halt eben Regenzeit hier in Centro America. Vor sehr genau 5 Jahren war ich hier am Flughafen, aus Bogota kommend. Ich hielt mich damals zweieinhalb Monate in Südamerika auf. Olympische Spiele waren in Rio, eines der Highlights aber eine fünftägige Amazonas Schiffsreise in einer Hamaca, Hängematte. Sollte es sich wieder einmal ergeben möchte ich ich zurück zum Amazonas. Der Fluss, dieses System ist mit Worten nicht beschreibbar, so fantastisch ist es und setzt einen völlig in Bann.


Das Wetter übrigens heute sehr ähnlich dem vor 5 Jahren, regnerisch, wolkenverhangen. Heute blitzt es aber nicht, damals ja. Was ich noch gar nicht erwähnt habe ist mittlerweile zum Knackpunkt jeder Reise über Staaten hinweg geworden. Dieser ominöse Test ob man auf irgendetwas reagiert. Fällt der negativ aus ist alles gut. Fällt der positiv aus gibt's richtig Probleme. Wer sich so ein Teufelsding einfallen ließ der war erstens nicht ganz unklug und zweitens braucht es eine große dumme Masse die bei der ganzen Rieseninszenierung mitmacht.


Über den Wolken, muss die Freiheit wohl 'grenzenlos' sein, sagt man, alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, lägen darunter verborgen, und dann ...


Ich will mich jetzt nicht weiter hier in dieses Thema vertiefen, trotzdem nur noch ein Beispiel. Wenn ich etwa meine Reise heute mit meinen zwei Kindern mache, und einer von uns dreien wird positiv getestet, dann bleibst du als Familienoberhaupt sehr wahrscheinlich zu dritt hinten. Hast aber längst alle 3 Flüge, bzw. 3x3 Flüge bezahlt.

Musst neue buchen und neulich hoffen, dass nun die, alle 3 neuen Tests positiv ausfallen. Wo sind wir eigentlich gelandet Menschheit, geht's noch? Und das lasse ich mir gefallen?


Anlandung zum Flughafen von Panama City - über den Pazifik kommend


Freu' mich bereits auf die Dreamliner Maschine mit der der Nachtflug über den Atlantikteich stattfinden soll, sie steht bereits in Stellung, kam wohl gerade aus Madrid an. Große Schlange hier bei der Einreise nach Panama, die sind sehr pingelig. Flugpassagiere aus Südamerika mögen sie gerade gar nicht. 10h Flugzeit nach Madrid, knapp 10.000 km.


Wie war so eine Reise vor 100 Jahren, 1921? Wie vor 150 Jahren oder 200? Es gab zwar keine hirnrissigen Tests, dafür auch einiges vorzubereiten bevor man startete, und definitiv ordentlich Geldmittel und noch mehr Abenteuerlust waren notwendig am Schiff oder mit einer Propellermaschine. Dagegen sind wir alles verweichlichte Jammerer, die ohne Smartphone bald Zitteranfälle bekommen, die unverhältnismäßig sind.


Passagierbrücken docken an den Flugzeugen an - ein Zeichen, dass Fluggäste aus- oder zusteigen


Es ist ungefähr halb fünf am Morgen. Noch ist es dunkel draußen. Ich schaue aber gerade nicht beim Fliegerfenster hinaus, sondern durch die riesige Glasscheibe am Flughafen in die Nacht von Panama City.


Was war passiert? Weshalb sitze ich nicht im Dreamliner von Air Europe nach Madrid? Sondern muss hier am Boden lungern und irgendwie versuchen über die Nacht zu kommen?

Dazu gibt's übrigens eine 'lustige' und zugleich sinnvolle wie nützliche Website die so ähnlich wie 'sleepinginairports' heißt. Dort kriegt man Informationen auf welchen Flughäfen man sich an welchen Ecken am besten aufhalten kann ohne von Sicherheitspersonal ständig gestört zu werden. Riesenvorteil hier: Es ist nicht bitterkalt, so wie es etwa in Campanas war bei Sao Paolo, wo eine Nacht für mich vor 5 Jahren zur unvergessenen wurde.


Ich liege in der Flughafenhalle am Boden - müde - fertig - Ruhe suchend - es ist etwa 3 am


Inzwischen habe ich hier sogar Teppichboden gefunden. Und, die Polizei hat mich bis jetzt nicht belästigt. Also mein rating für PTY allgemein fällt ungeheuer positiv aus. Trotzdem kommt mir gerade heute der Buchtitel von Janosch: 'Oh, wie schön ist Panama!' gar nicht so ohne weiteres locker über die Lippen. Um es ganz kurz zu machen. Obwohl ich schon in Guatemala City alle meine 3 benötigten Boarding Pässe bekam, wurde mir gestern Abend hier der Zutritt zum Dreamliner verwehrt. Grund: Es fehlte mir 1 QR Code. Eine andere Dame hatte offensichtlich das gleiche Problem, sie kniete vor dem Manager auf den Boden, weinte bitterlich und flehte ihn an doch reingelassen zu werden. Der Mann drehte sich von Gewissensbissen durchsetzt dreimal im Kreis, gegen den Uhrzeigersinn, und ließ die Frau gewähren. So ein Theater aufzuführen wäre mir im Traum nicht eingefallen. Muss allerdings zugestehen, es zeigte Wirkung, die Frau bekam was sie wollte.


Nachdem ich weder von Copa Airlines noch von Air Europe weitere Hilfe in meinem Notfall angeboten bekam, schlich ich mich unbemerkt in die die Copa Club Lounge. Ich brauchte DRINGEND funktionierendes Internet um meine Lage zu klären. Drinnen loggte ich mich für 6 USD ein, die ich per Karte zahlte, aber wenigstens funktionierte dann der Netzzugriff.


Ich suchte nach möglichen Flügen alternativ am nächsten Tag und konnte wirklich schlussendlich, nach einem Such- und Buchungskrimi einen Iberia Flug heute um 9:30pm buchen, also über 24h später. Nur nebenbei erwähnt: Natürlich ganz auf meine eigenen Kosten. Natürlich war ich stinkensauer. Nur, ich war in der Pflicht, ich musste reagieren hier auf diesem Airport Tocumen. Alleine ein Verlassen des Flughafens wäre nicht unproblematisch gewesen, Test, Visum und einiges Mehr, mitten in der Nacht dazu.


Weitere Details sind zu lösen. Wie oder wann bekomme ich mein aufgegebenes Gepäck? Wo ist es überhaupt? Muss ich heute wieder einen teuren Covid Test hier machen? Komme ich um 8pm am 5.8. von MUC noch mit einem Zug über die Grenze nach Tirol?

Das alles steht noch zu lösen an. Zeit hab ich ja noch, etwa 15h.

Bin allerdings hundemüde, geschlaucht und leide unter argem Schlafdefizit.


Inzwischen ging die Sonne auf, wie schön! Inzwischen hab' ich so einen komischen QR-Code für Spanien am Handy, der mehr zählt als jede Menschlichkeit. Die Digitalisierung hat die Menschen mindestens so viel ärmer gemacht als ein paar wenige reich. Wir verschlafen zwar ein Drittel unserer Lebenszeit, aber heute kann ich wieder einmal bestätigen, dass dieser Schlaf jede Nacht bitter notwendig ist. Ohne genügend Schlaf ist man gereizt, unausgeglichen, emotional und schlecht koordiniert. Alles keine guten Grundlagen um Herausforderungen zu lösen.


Heute überschlagen sich bei mir die Ereignisse hier am Flughafen Tocumen in Panama City. Die beste Voraussetzung dafür sind ein hohes Schlafdefizit wie ich es jetzt im Gepäck habe. Wo mein wirkliches Aufgabegepäck gerade ist oder noch hinkommt, darauf kann ich nur gespannt sein.


In einem Flughafen trifft man oft auf alle möglichen Leute, mit allen möglichen Stimmungen und in allen nur denkbaren Jetlagsituationen - auch wenn ich nicht jeden airport mag, trotzdem finde ich den Trubel von Flugdreh- und Angelpunkten erfrischend und interessant


Traf gerade Elena aus Uruguay beim Trinkwasser fassen. Ja, es gibt tatsächlich so eine Wasserstelle hier. Einmal rinnt es von oben herunter, falls man den dazupassenden Sensor auslöst. Mal kann man unten im Basinchen auf einen Push Button drücken und dann plätschert es in einem Bogen direkt in den Mund, wenn man den dorthinführt und kein Behältnis dabeihat. Elena hat einen italienischen Pass und lebt in Uruguay, hat also italienische Vorfahren. Sie kam gestern aus LAX, Los Angeles, saß dort 24h in Polizeigewahrsam, nur weil sie als Italienerin einreisen wollte, das war bereits genug Verdacht. Man nahm ihr das Handy und alle Wertsachen ab und steckte sie in Haft. Sie fand vorher auf die Schnelle auf ihrem Smartphone nicht das Rückreiseticket aus den USA. Das alleine machte sie bereits auffällig, um vielleicht den Aufenthalt für mehr zu nutzen als zu touristischen Zwecken.


Sie war nicht alleine in Gewahrsam. Immer wieder schneite es neue Leute herein, erzählte sie. Schlussendlich musste sie nach diesem Tag ohne Tageslicht sofort ihren Ausflug buchen und umgehend wieder abhauen. Sie fliegt jetzt wieder über Panama hier nach Montevideo zurück, obwohl sie vorhatte 3 Monate die Staaten zu erkunden. Sie auch völlig übernachtig, im Jetlag, im Stress, im Schock, und absolut geläutert was ihre USA Reise betrifft, auf die sie so neugierig und positiv eingestellt war. Elena hatte noch großes Glück mit den Kosten für den unfreiwilligen Spaß, denn COPA verrechnete ihr nichts für die markante Änderung des Flugdatums nach vorne. Sie hat mir nicht nur ihre Geschichte erzählt, sondern ich ihr auch meine.


Gemeinsam aßen wir etwas, beide sehr hungrig. Die zwei 5 cm kurzen Wraps mit frischem Gemüse gefüllt und ein Plastikbecher mit Melonenstücken kosteten ca. 18USD. Wasser hatten wir ja eh gratis tanken dürfen;-)


Kurz nach 8pm, wieder stockdunkel draußen. Das weiße Haupt der Iberia-Maschine glänzt etwa 20m vor mir durch die Riesenglasscheibe der Halle. Ich glaub' es ist eine Triple 7 Boing, ein riesiger Kracher, super Teil. 3x3 Sitzreihen.


Erstmals heute ist meine Stimmung guten Mutes, jetzt 25h später boarden zu können nach Madrid. Der Officer on duty hat mir das zumindestens eigentlich schon zugesagt nachdem ich ihm erzählte sie müssten bitte mein Aufgabegepäck, den 11,3 kg leichten Rucksack aus dem Zoll von Copa Airlines holen, damit es in unserer Maschine der Iberia landen kann. Denn es heißt immer Gepäck mit Person, nicht anders. Das ist ein eisernes Fluggesetz. Ich war gestern nämlich über Gebühr erstaunt, dass obwohl ich im allerletzten Moment NICHT boardete, mein Gepäck wirklich noch herausgepickt wurde und hier am Aeroporto verblieb. Eben weil auch ich als Passagier NICHT im Flugzeug saß. Das hat mich echt überrascht. Dieses Timing find' ich schon sehr professionell.


Das war meine Sitznachbarin aus Guatemala City kommend - eine sehr angenehme und überaus ruhige Frau - sie genießt ein paar Schluck Kaffee während des Fluges sichtlich


Als ich den Officer vorhin fragte, was brauche ich morgen in Madrid dann für München, wusste er es nicht. Ich teilte ihm mit, wenn er es nicht weiß, und ich es nicht weiß, wie kann ich mich als Fluggast auf die bevorstehende Reise vorbereiten? Er stimmte mir zu, das geht kaum, bis gar nicht. Ich hab' dann wieder 3 USD für 30min Internet hier am Flughafen per Kreditkarte bezahlt und es hat wie gestern funktioniert. Die deutsche Einreiseanmeldung, die verpflichtend ist, sieht keine Transfergäste vor. Ich bleibe morgen ja nicht in DE, sondern reise weiter nach AT, per Zug, so mein Plan.


Damit die 3 USD nicht nutzlos verstreichen, konnte ich in der halben Stunde wenigstens das neue Zugticket von MUC nach KITZ online kaufen. Wieder gute 50USD weg. Das alte Ticket, das ich bereits vor Wochen gekauft hatte, bringt nichts mehr, weil ich gerade eben nicht in München bin. Diese Reise gegen die Erdrotation entwickelt sich zu einem wahren Reisekrimi. Vor 24h, gestern hier hatte ich noch so ein gutes Gefühl, dass alles gut läuft. Inzwischen bin ich geläutert. Innerlich am meisten lachen musste ich vor einigen Stunden, als ich ein Copa Ticket fand in meinem Chaos an Unterlagen, das mich heute um 8:30 am 'quasi' gratis nach Guatemala City zurückgebracht hätte. Der Vorschlag und Plan des Copa Managers war es, ich solle dort reklamieren und dann 5 Tage bis Sonntag warten, wenn dann der nächste gleiche Flug stattfinde.


Im Steigflug über der Karibik


Als er mir das gestern unterbreitet hatte, bemerkte ich gar nicht, dass auch schon dieses Rückflugticket mir irgendwie unbemerkt zugeschoben wurde. Ich sagte zu dem guten Mann: 'Es hat keinen Sinn wenn du mir das vorschlägst und ich nicht damit einverstanden bin.' Ich glaube, er glaubte, so kann ich diesen lästigen Kunden am besten abfertigen. Dieses Ticket heb ich mir irgendwie auf, es ist einfach nur unfassbar und soll mich an diese Fluggeschichte erinnern.

Das inflight entertainment des Airbus ist uptodate



Der Flugmonitor zeigt die Maschine in der wir sitzen über dem Atlantik knapp vor der Küste Portugals, zwischen Vigo und Oporto. Leider sitze ich genau neben der Fenstersitzerin, kannn so die Blende nicht öffnen und runterschauen auf diesen Moment wo wieder Land in Sicht ist. OMG, ich hab tief und gut geschlafen. War bewusstlos über dem fast ganzen Atlantik. Die Teichüberquerung im Schlaf, wer hätte das noch vor 100 Jahren geträumt?! Hab' auch keinen Traum an den ich mich erinnere, also es war so etwas wie Reisekoma. Die Maschine ist fast auf den letzten Platz gefüllt, übrigens ein Airbus 330, keine Triple 7 Boenig, wie ich anfangs von außen falsch annahm. Sitzreihen 2-4-2. Das spanische Flugpersonal, wie ich es kenne, recht alt für flight attendants, und eher professionell routiniert, als herzlich warm.


Sinkflug auf Madrid zu


Befreiendes Gefühl - raus durch die Gangway - und Danke dem Riesenvogel für die gelungene Weitreise - der große Teich ist überquert


In Madrid Barajas habe ich gut 2h Transferzeit. Mal sehn was da noch alles zu regeln ansteht und welche stupiden Dokumente und Strichcodes, dubiosen Impfpässe und file downloads nötig sind. Dieser ganze Dokumentenquatsch ist von A-Z völliger Nonsense. Gut, an Pässe haben wir uns gewöhnt. Aber sobald ich ein Flugticket erworben habe, sollte einer Reise eigentlich nichts mehr im Wege stehen. 2021 ist mit Bewegungshindernissen gepflastert. Der Mensch soll geärgert, gemindert und eingeschränkt werden. Das augenscheinlichste Zeichen dafür seit 2020, der globale Maulkorb. In Flughäfen hörst du in Dauerschleife den gleichen Quatsch. 'Du musst die ganze Zeit die Maske aufhaben, wasche dich ständig, halte Abstand von anderen, und lege oder setze dich nicht auf den Boden.'


Wovor in Panama noch gewarnt wurde, ist in Madrid am Flughafen scheinbar ungefährlich;-()


Sobald die Ansage durch ist, hast du 1min Ruhe und dann brüllt dieses Band wieder den selben Mist in deine Ohren. Das ist Werbung. Das ist Beeinflussung. Das ist schlicht und ergreifend Manipultion deines Unterbewusstseins. DENN genau dieses kann nicht unterscheiden zwischen einer 'Message' die nützlich für dich ist, oder eben nicht. Wenn sie ständig wiederholt wird, dringt das so tief in dein Bewusststein, dass du die Botschaft zu glauben beginnst und schlussendlich wirklich glaubst.


Genauso funktioniert Werbung, genauso Manipulation, genauso Propaganda. Diese Maschinerie hat schon Millionen Menschen nachhaltig beeinflusst.


'Tiempo a destino: 0:25

Distancia 141mi', 222km bis Madrid weist der Routingmonitor vor mir im Bild aus, -39 Grad Celsius, 9755m Flughöhe. Der Capitan lässt seinen Funkspruch los. War er auch im Atlantikkoma während der Autopilot ständig upgedatet hat was nützlich für unseren Flug war?


In der Gangway zum München-Flieger

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Wenn ich die Crews und ihre Käptens in ihren Anzügen immer wieder mal beobachte, wie sie mit ihren schwarzen Hardcasekoffern durch die Flughafenpisten schlendern, dann denk ich mir: 'Thomas, wärst du wirklich glücklich geworden als Linienpilot?' Schon in meinem ersten Job mit 20 bei C&A mussten wir immer Anzüge tragen, aber nicht legere, nein, klassische, dazu ein weißes Hemd, eine dezente Krawatte, dunkle Socken, schwarze Schuhe, kurze Haare, kein Bart, frisch rasiert. Das war doch ein geringer Unterschied zum Militär. Eine Uniform hat mich noch selten erotisch angezogen. Es macht nach außen alle gleich, und das für einen bestimmten Zweck.


Aber ab davon ist so ein 'englischer Anzug' und die noch schlimmere enge Krawatte am Hals, einfach so unbequem, dass das Sichwohlfühlen darunter sehr oft leidet. Und diese Business-Schuhe, fürchterlich unbequem, da sind Sneakers oder barfuß ein ganz anderes Lebensgefühl.


Meine Sitznachbarin macht leider die Fensterluke nicht hinauf, es schiene tollste Sonne. Jetzt hab' ich's gemacht. Sie schlief weiter, vielleicht steigt sie gar nicht aus, wird vom Personal geputzt und fliegt wieder zurück über den Teich nach Panama. 'Oh, wie schön ist Panama?!'

(Und ewig grüßt das Murmeltier in Panama;-()



Ich kann glücklicherweise über meine schlafende Sitznachbarin hinweg raus zum Fenster filmen, als wir auf Madrid Barajas sinkend zusteuern


Soeben wird die Crew meiner Maschine richtig nervös, weil ich den Maulkorb nicht über der Nase trage. Er rutscht immer wieder runter, sogar wenn ich's nicht wollte. Ich bin's auch nicht gewohnt, so wie die meisten anderen. Die Iberia-Purserin kam mit einem doppelseitigen Papier und forderte mich auf mir das Blatt durchzulesen. Ich tat's (natürlich) nicht, wollte aber ein Gespräch mit ihr führen und sprach sie darauf an, wie lange sie noch als professionelle Travellerin mit Gesichtsmaske arbeiten will?Sie wich der Frage aus. Sie meinte, man darf nur reisen wenn man sich gut und gesund fühlt. Darauf fragte ich sie: 'Hast du dich immer gesund gefühlt beim Reisen?' Darauf wich sie wieder aus. Willkommen im Europa 2021. 2020 war's auch bereits ähnlich. Wie dumm gehirngewaschen die Leute wirklich sind zeigen diese verrückten Zeiten ohne Filter. Die Purserin meinte dann noch, falls ich die Anweisung mit der Maske nicht befolge, dann müssen wir notgedrungen in Paris oder woanders notlanden. Hörte ich gerade richtig?

Ich glaub es gibt neben Stress noch viel zu lachen in Europa. Ich bin bereits gespannt.


Eggers-Seinihons, Fr, 6.8.


Ich trinke gerade einen Johannisbeersaft mit Leitungswasser, hier beim Egger's in St.Johann in Tirol. Kostet 1,90 €, hab sofort bezahlt. Diesen Tiroler Ort findet die Suchmaschine von trainline , in der man Bahntickets online bucht, nicht. Vielleicht hab ich jetzt so viel Kaffee in Guatemala getrunken, dass ich nun mit Leitungswasser alleine wieder besser dran bin.

Hoppala, schon leer der Johannisbeersaft;-()


Der heimatliche Durst schien größer als der Dokumentationswillen - ein Foto vom vollen Glas vorher ging sich nicht mehr aus


Bin seit gestern Mitternacht daheim in Tirol. Die Checks in MUC waren beträchtlich, mein Sitznachbar im Flieger wurde wohl ziemlich aufgehalten und genötigt. Er sah aus wie Wolfgang Joop, der Modedesinger. Ich sprach ihn darauf an, er war es aber nicht. Es war ein lockerer Holländer der aus Spanien kam um in München an einer Hochzeit teilzunehmen. Nach 'nur' dreimal umsteigen und einer finalen Nachttaxifahrt war ich im Bett, nicht zu müde um vorher noch eine Dusche zu nehmen. Polizisten in den Zügen in Bayern und Tirol fehlten diesmal ganz. Ich war darüber sehr überrascht, die dunklen Gesellen fehlten mir gar nicht.


Zurück in Österreich, zurück in Tirol, meine eigentliche Heimat. Ja, ich bin Tiroler, meine beiden Eltern sind Tiroler und alle möglichen Ahnen von mir so weit man sie zurückverfolgen kann. Mal sehn was mich in Mitteleuropa erwartet in der kommenden Zeit. Knapp 9 Monate in Mittelamerika waren definitv sehr interessante und tolle Zeiten. Reisetagebuch als Reisekrimi mit versöhnlichem Ausgang. Gut anzukommen ist immer Wunsch, aber nie Selbstverständnis.

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