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Erstmals gibt's auf dem Blog kurze Videos. Das bewegte Bild unterscheidet sich natürlich von meinen True Story Erzählungen und den statischen Bildern.


Eine Klage-Schamanin hilft einer anderen Frau über ihr Leid hinweg. Sie wird für ihren Dienst angeheuert und bezahlt.


Ein Jugendlicher wird von Stammes - Älteren rücklings in einer Art Vertrauens- und Mutprobe ins Wasser getaucht. Ein Ritus der ihm helfen soll auf dem Weg zum Erwachsenen.



Im Clan wird an einem spirituellen Platz vor einer Höhle mit Feuer, Kerzen, Blumen, und Räucherholz ein Familienzeremoniell abgehalten

Aufwändige Vorbereitung einer Maya - Zeremonie am Fels - hoch über dem See


Die Zeremonie geht über mehrere Runden. Das Klagen findet sich beiderseits.


Ebenso hier, Klageritual abgehalten auf Plätzen abseits der Zentren in der Natur.

Auch in den Kirchen gibt es Rituale ähnlich wie bei den Tibetern


Das Klagen hab' ich bis jetzt nur bei den Frauen beobachtet - das Wichtigste ist natürlich, dass es hilft und irgendwo Trost spendet - das Leben hat immer wieder schwierige Momente parat mit denen wir Menschen versuchen umzugehen, ja es tun müssen - so reifen wir


14 Ansichten


Eisverkäufer am Lago Atitlan

Obdachlose in San Pedro

Stolzer Bursche der um ein Portrait fragte - in Santa Maria Jesus

Mädchen auf Honda - Roller in Solola vor einem Plastikwarengeschäft - Importe aus Asien

Einheimischer auf dem Weg in die Kirche am Sonntag - in San Pedro

Los geht's über den See - vom Bootssteg in Panajachel aus

Warme Küche am Markt

Starker, tapferer Bub hilft seiner Mutter - in San Lucas beim Verlassen des Bootes

Im Trachtenladen

Vorbereitung einer Maya - Zeremonie hoch über dem See

Ohne Tortillas geht's gar nicht in Guatemala

Vorne im Bug ist die beste Aussicht mit am meisten Wind

Hochzeitsgäste beobachten ihre Gemeinschaft

Jungweber Juan in Cerro de Oro

Handwaschgeschäft am Dorfbrunnen

Leere Kisten kommen wieder weg vom Markt - hier in Solola

Fotoscheues Mädchen in Patzil

Szene in Jaibalito


Drei Generationen am Markt in San Lucas - Altersheime gibt's nicht - wozu auch?


Viel Arbeit am Hüftwebstuhl in San Andres Sematabaj

Mayaknabe nah bei Muttern vorne im Boot

Am Markt in Chicicastenango

An der Schießbude

Im Microbus von Godinez weg


Etwa 30 Maya - Ethnien leben in Guatemala - und bewahren teilweise alte Bräuche

21 Ansichten

Aktualisiert: 26. Juli 2021


Habe Platz genommen auf meinem Zweier- Diwan 'meines' Lädchens in Jaibalito. Heute gibt es keinen Kaffee hier. Und das im Hochland des Kaffees schlechthin. Bin ich etwa bereits süchtig geworden nach 'meiner' täglichen, schwarzen Droge?


Mein Tag heute begann, nennen wir es, etwas komisch. Oder fangen wir besser bei der Nacht an. Es war die Vollmondnacht dieses Juli's, also nicht wirklich stockfinster. Ich schlief lange nicht ein wegen Lärm von benachbarten Leuten. Und als der sich legte, schlief ich 'nur so' nicht mehr ein. Ich stand auf, es war längst nach Mitternacht, und setzte mich an meinen Laptop und tippte weitere Zeilen in einen Bericht. So lange, bis ich dann doch wieder in die notwendige Waagrechte zurückkehrte.


Vielleicht knappe vier Stunden später war ich wieder (fast) hellwach. Ich mag Vollmond sehr, doch sollte ich wohl besser wieder einmal eine Nacht durchfeiern als durchschlafen.


Nun, nach dem Frühstück eilte ich zum Markt um schnell die Nike Sneakers zu kaufen, die ich gestern abends entdeckt hatte, gebrauchte aus den Staaten, wohl in Vietnam gemacht. Jetzt will ich sie hier in Mittelamerika haben, darauf fliegen sie mit mir nach Europa und von dort vielleicht mit nach Afrika. Wenn ich sie dann noch einem Schwarzen weiterverschenke, dann haben sie sich definitv als Nike running herausgestellt, und zwar running around the world. Genau dieser Laden hatte jedoch noch zu, und ich kehrte stattdessen mit Trockenkäse und Nüssen zurück, um meinen Tag darauf erst wirklich zu beginnen. Mit prallem Daypack stieg ich in ein Boot nach San Pedro.

Erstmals so nah neben einem Gringo wie mir, ist für diesen kleinen Maya-Knaben eine neue Erfahrung - ein Zuckerl bricht das Eis nicht;-()


Ein kleiner Bub neben mir starrte mich so intensiv und lange an, bis ich ein Zuckerl zückte und es ihm gab, damit das Eis etwas gebrochen war. Das Eis zu seiner Mutter war gebrochen, aber sein Eis zu mir? Noch immer nicht. Und auch weiterhin beobachtete er mich genauer als ich ihn beobachten konnte. Das Boot verminderte seine Geschwindigkeit, ich glaubte um mit einem anderen Kontakt aufzunehmen. Dem war nicht so, es lief irgendwie einfach unrund, für mich hörte sich das nach irgendeinem Defekt an. Nach einer Weile des so gemählichen Dahintreibens am See, rief ich dem Bootsführer nach hinten zu: 'Welches Problem hat das Boot?' Er antwortete: 'Keins!' Mein Gefühl sagte mir ganz Anderes. Sehr langsam steuerte es zum Steg in Santa Cruz. Dort angekommen fragte ich ihn noch einmal: 'Was gibt's mit dem Boot?' Der Capitan erwiderte: 'Es gibt kein Problem mit dem Boot.' Ich: 'Seguro?' Mir war das Ganze nicht geheuer, ich musste ja nicht dieses nehmen nach San Pedro, bezahlte bis hierher und verließ es.


Am Kiosk kaufte ich zwei Bananen und zog los auf meinen Lieblingsspazierweg in Richtung Jaibalito. Da ich hier heute wider Erwarten keinen Kaffee bekam, vergaß ich jedoch trotzdem nicht auf die 'galletas de coco', und verschluckte genüsslich zwei der Kokosbusserl.


Stunden später.


Inzwischen sitze ich in meinem Stammcafe in San Pedro, es ist früher Abend. Dieses Mal erstmalig nicht auf der Topterasse, sondern im 1. Stock. Auch erstmalig hab' ich richtig Zeit für einen Sonnenuntergang hier am Westende des Sees, denn heute übernachte ich vorsätzlich hier. Fast erstmalig ist es bedeckt und die Indian Nose Spitze, also die Nasenspitze des Hausbergs von San Juan, ist in Wolken getaucht.


Genau von so einem Abend träumte ich schon länger, also mit Sonne halt. Jetzt ist der Abend endlich da, aber die Sonne nicht. So in etwa ist es mit unseren Lebensplanungen, sie können ganz schön neben die einsetzende Wirklichkeit gehen. Trotzdem genieße ich Zeit zu haben ungemein, viel Zeit. Und das habe ich wirklich sehr oft. Das ist ein Privileg, das sich am besten außerhalb der westlichen Welt umsetzen lässt.

Waschrumpelsteine am Seeufer für die täglich schweren Handwascharbeiten der Frauen


Ich checkte in einem kleinen Hostal ein, recht weit vom Zentrum hier entfernt. Ich läutete an der Tür, nichts tat sich. Ich läutete wieder, ebenso kein Laut. Irgendwann vernahm ich eine Stimme und langsam mühte sich eine ältere Frau mir das Guckfensterchen zu öffnen. Nach meinem Gruß wurde ich eingelassen und sie zeigte mir ein Einzelzimmerchen. Ich nahm es prompt, bezahlte auch gleich, alles form- und problemlos und knallte mich gleich auf's frische Bett.


Morgen werde es scheinbar sogar ein frisches Frühstück geben, es sei im sehr fairen Übernachtungspreis inbegriffen. Die weiß-grauhaarige Frau sprach mit sehr deutlicher Stimme und nannte sich Rosario. Ja, Rosario mit hinten 'o'. Ich fragte dreimal nach, ehe ich das glaubte. Ich glaubte in ihrer Autorität die Chefin der Herberge vor mir zu haben, aber sie war 'nur' angestellt.


Viele Hauswände sind bunt bemalen - hier in San Pedro nahe der Kirche


Nach dem Nickerchen begutachtete ich den Garten mit tollen Blumen und Gewächsen und unterhielt mich erneut mit der Gastgeberin, recht gut. Dann spazierte ich hinunter zum See, durch alle Gemüsesorten der Welt. Am Ufer ein übliches Bild, Wäscherinnen, badende Erwachsene, sich mit viel Seifenschaum waschende ältere Männer, und planschende und hernach Fußball spielende Kinder.


Szenen-und Tageswechsel:


Die Ruhe hier, ich genieße sie, mehr als das. Sie ist so wichtig für mich. Die 'normale Welt' ist sehr oft voll von Ablenkungen, Außengeräuschen, unnatürlichen, Verkehrslärm. Das bekommt mir auf Dauer nicht gut. Am Feld draußen, in der Natur, oder hier an einem fantastischem Aussichtspunkt über den gesamten See von oben entfliehe ich dem. San Pedro, wo ich heute früh Pancakes aß, tief unten in der Sonne, ebenso wie San Pablo gegenüber, woher ich jetzt per Pickup kam. San Juan versteckt sich hinter dem steilen Bergrücken, der hinunter zum See schneidet. Dort versäumte ich nur ärgerlich knapp meinen Chicken-Bus, der mich hier herauf nach Santa Maria Visitacion bringen sollte. Als ich heroben war, wurde ich aber eines Besseren belehrt, es sollte Santa Clara la Laguna sein. Santa Maria knapp daneben.


Ein jüngeres Touristenpärchen kam heute in der Früh ins Hostal zurück vom Sonnenaufgang an der Indian Nose. Das ist eine klassische Tour. Ich bin hier an einem Nachbaraussichtspunkt, der 'kostenfrei' ist und wohl deutlich besser. Zumindestens wenn man ungestört sein möchte.


Blick nach San Pedro La Laguna - dort habe ich am Morgen Pancakes gefrühstückt


Übrigens, in den Südorten des Sees wird Tz'utujil gesprochen. Eine von 20 Maya- Ethnien.

In den nördlichen Orten wird Cakchiquel gesprochen, ein anderer Maya Dialekt.

Wenn sich beide unterhalten weichen sie auf das ihnen beiden verständliche Spanisch aus. Außer die ältesten Leute heute, sie sprechen kein Spanisch, verstehen sich also nicht, obwohl sie gegenüber am See leben.


Der Bootsverkehr am See ist beträchtlich. Allerdings wenigstens keine richtig großen Boote, also man kann die meisten nicht als Schiffe bezeichnen. Vor vielleicht 50 Jahren sicher sehr verkehrsarm. Vor weiteren 50 Jahren, also um 1920 wohl beinahe still hier. Nur die Fischer- Einbaumkanus, 'Kukus 'genannt, waren auf dem See zu entdecken. Die kann ich gerade mit freiem Auge kaum ausmachen, so klein und angepasst sind sie und fügen sich harmonisch in die Natur mit ein. Diese fahren bestimmt schon hunderte, vielleicht tausende, abertausende Jahre handruderbetrieben am See. Weitere unvorstellbar viele Jahre vorher, war der See bestimmt absolut still. Eine archaische Ruhe die der Mensch, irgendwann sehr spät in der Zeitgeschichte, gestört hat. Heute meint diese Spezies sogar sie habe die Natur im Griff, so größenwahnsinnig sind einige dieser Gattung. Der Mensch ist kein Störfaktor in der Natur, so lange er respektvoll ist und sich angepasst natürlich verhält. Wenn er das tut, geht's ihm mit diesem Mutter- Planeten auch gut.


Huuch!, der Brownie von vorhin liegt mir etwas schwer im Magen. War's vielleicht doch ein bissl zu viel Schokolade auf einmal plus ganze Nüsse? Sitze hier nach langer Zeit wieder einmal an meinem Lieblingssteg in San Marcos. Wieso ich den so mag? Wohl der Lage wegen und des immer wieder wedelnden Schilfgrases halber, das die Wellenbewegungen des Wassers nach oben hin weitergibt, wie lange Palmwedel die einen in eine wiegenartige Wohlfühl- Atmosphäre versetzen.


Die Elastizität des Grases ist wunderbar. Ein anderes Mal hab ich einen Halm genauer untersucht und sein Geheimnis innen entdeckt , in einer schwammähnlichen, spindelartigen Fasrigkeit, die diese Schwingungsfähigkeit erst möglich macht. In grünem, frischem, lebendem Zustand . Wenn er abgestorben ist und bräunlich, trocken und eher spröde, dann hat er ja günstige Funktionen als Dachdeckmaterial, wie man weiß. Das Gras ist nicht rund im Querschnitt, obwohl es so scheint. Es ist dreieckig mit einer rundlichen Ummantelung, die noch die stabile Dreieckigkeit fühlen lässt. Drückt man es mit den Fingern zusammen, hört man klettverschluss-ähnliche Geräusche. Alle sogenannten Errungenschaften der modernen Zivilisation sind allerdings der Natur abgeschaut, und nicht umgekehrt. Von ihr lernen wir, sie lehrt uns.


Warmer Tortilla mit dunklem Maismehl als Snack in Santa Clara

Ohne Tortillas geht gar nichts hier in Guatemala, genauso wenig wie in Mexiko.


Ein langes Wochenende geht zu Ende, das vom Vollmond eingeleitet wurde. Zeimal war ich am Boot. Zweimal heute auf einem Tuktuk, das ist abnormal, denn die Tuktuk-Mafia, wie ich sie nenne, stört mich als Fußgeher oft genug. Das erste musste ich heute nehmen, weil ich meinen Chicken- Bus nach Santa Maria um ein Haar verpasste. So hockte ich in einem alternativen Tuktuk nach San Pablo, um da in einen Pickup umzusteigen. Damit kurvten wir die scharfen und steilen Kehren hinauf auf die Scheitelhöhe. Das ist so etwas wie das Stilfser Joch des Hochlandes von Guatemala. Auch ein alljährliches Radrennen führt über diese Königsetappe. Als Radrennfahrer bleibt allerdings nicht so viel Zeit für schöne Aussichten, wie es mir gelassen wird. Meinen 30. Geburtstag feierte ich mit meinem Mountainbike in Prad am Stilfser Joch. Damals bestritt ich auch einige Radmarathons in denen ich einiges lernen und erleben durfte.


Später eine Nachmittagsrast in San Marcos mit deftigem Brownie


Gegen die Zeit kämpfe ich heute allerdings nicht mehr an. Ich genieße eher viele bewusste Momente und Augenblicke in der Natur. Ganz ohne Druck, ohne Stress, ohne Uhr, einfach mit viel Zeit. Wenn wir Menschen nicht immer wieder reflektieren, uns immer wieder in der Natur aufhalten, verlieren wir einen gesunden Zugang zu uns selbst.


Hinunter stoppte ich dann den nächsten Chicken- Bus, der mich zwischen zwei sehenswerten Steilspitzkehren aufhüpfen ließ. In einigen anderen Kurven musste er reversieren. Für das Warnhupen war ein eigener Bursche im Wagen zuständig, der vorne auf einem Kübel saß, denn der Fahrer selbst war so genug beschäftigt. Mit diesen Bussen mitzufahren bleibt für mich jedes Mal ein Erlebnis. Fast genauso mit den Booten hier am See. Auf den Pickups geht es mir auch recht gut, am liebsten stehend. Hätte ich aber meine funktionierenden Füße nicht für meine Trips, wäre ich wohl am meisten untröstlich.


In San Pablo begegnet sich mein Chicken- Bus von oben - mit einem der die Passstraße hinauf nach Santa Clara gleich erst in Angriff nimmt


Das dachte ich mir heute z.B. als ich einen Mann mit zwei Gehhilfen sah, dessen Füße nach innen zeigten und komplett quergestellt waren. So ist es natürlich ungleich schwieriger ein Gleichgewicht zu halten. Ich bewundere solche Menschen wie tapfer sie mit ihren Schicksalen umgehen.


Was noch interessant war an diesem Wochenende war, dass ich einige Male bemerkte wie intensiv ich selbst beobachtet wurde, als auch zu meinem Leben befragt wurde. Normalerweise nehme ich diese Rolle des Reporters ein und beobachte selbst eindringlich.


Lago Atitlan vom Westen aus - nahe der Indian Nose




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